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Sex

Deine Gene können den Zeitpunkt deiner Entjungferung mitbestimmen

Eine neue Studie will herausgefunden haben, wie Gene—und sogar unsere Haarfarbe—beeinflussen, wann wir zum ersten Mal Sex haben. Wir haben mit einem der beteiligten Wissenschaftler über die Forschungsergebnisse gesprochen.
Photo by Miquel Llonch via Stocksy

Eine neue Studie hat gezeigt, dass unsere Gene einen sehr viel stärkeren Einfluss auf unser Leben haben, als wir bisher dachten—und unter anderem auch einen Einfluss darauf haben, wann wir unsere Jungfräulichkeit verlieren.

Uns ist schon länger klar, dass unsere Gene äußerliche Merkmale wie die Haarfarbe, die Größe und das Gewicht bestimmen. Nun haben Forscher zudem aber auch herausgefunden, dass sie eine Rolle dabei spielen, in welchem Alter wir zum ersten Mal Sex haben und wann wir unser erstes Kind bekommen.

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Wissenschaftler der Universität von Cambridge und des Medical Research Council (MRC) haben im Rahmen der Studie, die diese Woche in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht wurde, 38 DNA-Abschnitte identifiziert, die mit signifikanten Momenten in unserem Leben in Verbindung gebracht werden können. Momente, von denen wir bisher angenommen haben, dass sie von unserem freien Willen, unserem persönlichem Timing und einem mehr oder weniger erfolgreich praktizierten Coitus interruptus abhängen würden.

Hierfür wurden die genetischen Daten von 59.357 Männern und 66.310 Frauen im Alter von 40 bis 69 Jahren analysiert, die im Rahmen des britischen Forschungsprojekts Biobank gesammelt wurden. Die Wissenschaftler konnten ihre Forschungsergebnisse zusätzlich durch den Vergleich mit Daten von 262.097 weiteren Personen aus den USA und Island bestätigen.

Unter anderem wurde herausgefunden, dass CADM2—ein Gen, das Gehirnaktivitäten und Verbindungen zwischen Hirnzellen kontrolliert—auch mit einer höheren Wahrscheinlichkeit assoziiert werden kann, dass jemand seine Jungfräulichkeit in jüngeren Jahren verliert. Dasselbe Gen steht auch in Zusammenhang mit risikofreudigerem Verhalten.

„Wir sind zum ersten Mal in der Lage aufzuzeigen, dass es eine erbliche Komponente gibt, die einen Einfluss darauf hat, wann wir zum ersten Mal Sex haben. Dieser Erblichkeitsfaktor liegt bei 25 Prozent. Folglich sind Ereignisse wie das erste Mal zu einem Viertel auf die Natur und zu drei Vierteln auf die Erziehung zurückzuführen", sagte John Perry, der führende Autor der Studie gegenüber dem Guardian.

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Gemeinsam mit dem Gen ESR1 steht CADM2 auch in Zusammenhang mit der Zahl der Kinder, die eine Frau im Laufe ihres Lebens bekommt. Das MSRA-Gen wiederum lässt sich mit einem leichter reizbaren Temperament assoziieren, und—wie die Forscher herausgefunden haben—verlieren Menschen mit diesem Gen ihre Jungfräulichkeit eher später.

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„Viele der aufgezeigten Assoziationen stehen in einem plausiblen Zusammenhang mit Persönlichkeitsaspekten, die einen Einfluss auf das Alter haben können, in dem Leute zum ersten Mal Sex haben", sagt Felix Day, einer der Wissenschaftler der Universität von Cambridge, die an der Studie mitgewirkt haben. „Die Annahme, dass risikobereitere Leute auch eher früher Sex haben, ist ziemlich wahrscheinlich. Aber ich denke, was wirklich neu daran ist, ist die Tatsache, dass wir festgestellt haben, dass unsere Gene einen Einfluss auf diese kausalen Zusammenhänge haben."

Wie die Studie festgestellt hat, sagt Day, hat das Gen, das dazu führt, dass Frauen ihr erstes Mal schon früher erleben, auch einen „deutlich sichtbaren Effekt" auf ihr späteres Leben: Denn es erhöht gleichzeitig auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr erstes Kind früher als andere bekommen.

Forscher haben herausgefunden, dass bestimmte Ereignisse im Leben wie das erste Mal von unseren Genen beeinflusst werden. Foto: justine-reyes | Flickr | CC BY 2.0

Männer und Frauen, die ihre Jungfräulichkeit schon früher verloren haben, hatten zudem in der Regel auch ein niedrigeres Bildungsniveau. Day warnt jedoch vor weiteren Rückschlüssen, da sämtliche Daten von Leuten stammen, die in der Zeit zwischen den 30er- und späten 60er-Jahren geboren wurden: „Es ist durchaus möglich, dass der gesellschaftliche und pädagogische Umgang mit dem frühen sexuellen Aktivwerden in diesen Generationen ganz anders war als heute."

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Rothaarige Frauen und Männer verlieren, laut der Ergebnisse der Forscher, ihre Jungfräulichkeit im Schnitt übrigens erst später als Menschen mit brünetten und blonden Haaren. Frauen mit Sommersprossen erleben ihr erstes Mal ebenfalls erst später, was jedoch nicht für ihre männlichen Pendants gilt.

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Day lehnte es ab, genauer darauf einzugehen, warum Mädchen mit Sommersprossen wohl erst später aktiv würden und meinte, dass er keine Spekulationen anstellen möchte. Aber er warnte auch davor anzunehmen, dass unser gesamtes Sexleben bereits durch unsere Gene vorherbestimmt sei—egal ob das nun eine Wendung zum Besseren oder zum Schlechteren bedeuten würde.

„Das heißt nicht, dass es irgendwo in unseren Genen ein festgeschriebenes Datum gibt, das festlegt, wann wir unsere Jungfräulichkeit verlieren. Es erklärt vielmehr, warum Leute ihr erstes Mal eher früher oder später erleben. Gleichzeitig hängt die Bedeutung dieser beiden Größen—früher oder später— von verschiedenen gesellschaftlichen und umweltbezogenen Faktoren wie dem sozialen Umfeld und dem Erwartungsdruck von Gleichaltrigen oder der Eltern ab."

„An dieser Stelle sollte auch noch betont werden, dass wir dadurch nur 25 Prozent der Variabilität erklären können. Für Genforscher wie mich sind 25 Prozent schon ziemlich viel. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass 75 Prozent der Unterschiede nicht anhand unserer Gene erklärt werden können."