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Beziehungen

Wie es ist, im Urlaub Schluss zu machen

Gemeinsam zu verreisen und seinen Partner plötzlich pausenlos um sich zu haben, ist eine Erfahrung, die viele Beziehungen nicht überstehen. Diese Leute haben uns erzählt, wie es war, nach dem Urlaub allein nach Hause zu fliegen.
Photo by Alexander May for Stocksy

Jede wache Minute miteinander zu verbringen, kann den Grund für eine Trennung liefern oder das von vornherein vorherbestimmte Ende einfach schneller herbeiführen—im Urlaub Schluss zu machen, ist in jedem Fall eine psychologisch heikle Situation und eine logistische Hölle. Wir haben Überlebende solcher Katastrophen gebeten, noch einmal für uns an diesen dunklen Ort ihrer Geschichte zurückzukehren.

Steph*
Ich war zu dieser Zeit bereits seit vier Jahren mit meinem Freund zusammen. Er war Malaysier und wir hatten beschlossen, mit seiner Familie 15 Tage lang in seine Heimat zu fliegen, um seine Großeltern zu besuchen. Wir hatten uns eigentlich schon seit Langem auf diese Reise gefreut, doch auf dem Hinflug hat sich alles geändert.

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Seine Eltern erklärten mir, dass mein Freund schon mal geheiratet hätte. Dabei hätte es sich mehr um so eine Art inoffizielle „religiöse Heirat" gehandelt, aber es wäre unhöflich gewesen, sich scheiden zu lassen und außerdem hätte es seine „Frau" bloßgestellt. Also fragten sie mich, ob ich etwas dagegen hätte, stattdessen so zu tun, als wäre ich die Freundin vom Bruder meines Freundes? Seine Großeltern wären sonst sich nicht damit einverstanden, dass mein Freund mit einer anderen Frau zusammen ist, obwohl er noch verheiratet ist.

Eigentlich wollte ich den nächstbesten Flug zurück nach Hause nehmen.

Eigentlich wollte ich den nächstbesten Flug zurück nach Hause nehmen, aber weil ich keine Szene machen wollte, tat ich die ganze Zeit über so, als wäre alles in bester Ordnung und versuchte, das Richtige zu tun.

Mein Freund hatte in der Zwischenzeit Besseres zu tun—er ist ein sehr impulsiver Mensch und hat ein paar Tage nach unserer Ankunft einen Vertrag als Skilehrer in Österreich bekommen. In der 13. Nacht unserer Reise rief er mich total betrunken aus Österreich an und erklärte mir, dass er dort gerade eine Frau geheiratet hätte, weil sie nicht an Sex vor der Ehe glaubte. Es genügt zu sagen, dass wir nach diesem Anruf Schluss gemacht haben.

Larry
Wir waren beide 22 und lebten unsere Sommerromanze in Thailand aus. Wir haben uns ein total durchschnittliches Beach Resort gesucht—dubiose Klimaanlage, Eidechsen an den Wänden, Moskitonetze mit riesigen Löchern.

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Weil ich aus Neuseeland komme, dachte ich nicht, dass ich Sonnencreme brauchen würde, was aber—wie sich herausstellte—ein wirklich naiver Gedanke war und letztendlich bekam ich eine Entzündung auf der Brust, weil ich einen ziemlich schlimmen Sonnenbrand hatte. Nach ein paar Tagen versuchten wir, Sex zu haben, aber ich war einfach zu krank. Sie wurde daraufhin total sauer, dass ich ihr den Urlaub ruinierte und war wirklich enttäuscht von meiner Performance—was aber auch nicht verwunderlich war.

„Dass ich nicht kommen kann, liegt nicht daran, dass ich dich nicht mag, sondern daran, dass ich Antibiotika nehme!", sagte ich.

Das war ein Schlag, von dem ich mich einfach nicht mehr erholt habe. Am Ende des Urlaubs war uns beiden klar, dass diese Beziehung nicht funktionieren konnte, also beendeten wir das Ganze mit einer seltsamen Verabschiedung am Flughafen Suvarnabhumi. Im Nachhinein lag es letztendlich wahrscheinlich doch daran, dass ich sie nicht genug mochte.

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Alice
Ich bin vor zwei Jahren nach Colorado geflogen, um meinen Freund zu besuchen. Wir waren schon eine Weile lang zusammen und ich konnte es kaum erwarten, diese ganze Sache mit der Fernbeziehung hinter mir zu lassen.

Gleich nach meiner Ankunft schrieb ich ihm, dass ich hier war und die Party losgehen konnte. Als er auch nach einigen Stunden noch nicht geantwortet hatte, versuchte ich ihn anzurufen und schrieb ihm noch ein paar Mal, aber es kam einfach keine Antwort. Das ging einige Tage so, bis ich irgendwann den Eindruck bekam, dass er mich eigentlich gar nicht sehen wollte.

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Ich war gerade wieder zu Hause angekommen, als er sich schließlich doch wieder meldete. Er schrieb mir eine Nachricht, in der stand: „Ich wünschte, wir könnten uns öfter sehen."

Francesca
Wir waren seit ungefähr einem Jahr zusammen und machten für drei Wochen Urlaub in ein Hotel auf Hawaii. Wir hatten unendlich viel Zeit zusammen, hatten aber kein einziges Mal Sex, weil er immer wieder meinte, dass er sich nicht besonders gut fühlen würde—obwohl es ihm während unserer Wanderung durch die Berge nicht schlecht zu gehen schien.

Mit der Zeit wurde ich immer deprimierter, bis ich schließlich eines Nachts gegen 2:00 Uhr meine Sachen packte. Am nächsten Morgen sagte ich ihm, dass ich Schluss mache und die letzte Woche allein verbringen würde. Er wirkte fast ein wenig erleichtert. Allerdings war die Insel extrem klein und da gerade Hauptsaison war, konnte ich einfach kein Zimmer finden. Also musste den Rest des Urlaubs aussitzen und mir ein Bett mit ihm teilen, bis es endlich Zeit war, wieder nach Hause zu fliegen.

Am Flughafen fragte ich dann nach getrennten Sitzplätzen und weinte den gesamten Rückflug über.

Er ließ eine wütende Tirade über meine Ernährungsweise los.

Emma
Wir hatten uns schon eine Weile lang E-Mails geschrieben und über Facebook gechattet. Er lebte in San Diego und ich in Auckland, also trafen wir uns in LA.

Ich bin jemand, der oft essen muss—kleine, gesunde Sachen. Damals aß ich sogar noch öfter als normal, weil ich gerade eine Heilfastenkur hinter mir hatte. Er dagegen hatte keine besonders ausgewogene Ernährungsweise: Schokolade zum Frühstück, Kaffee, Wein und überhaupt kein Gemüse. Nach ein paar Tagen fand ich seine Bettwäsche im Kühlschrank, woraufhin er nur meinte, dass er nicht genug Platz im Schrank gehabt hätte.

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Wir schliefen zu diesem Zeitpunkt zusammen, aber ich spürte immer mehr die Wut in mir hochkochen und wollte auch nicht mehr mir ihm schlafen. Also schlug ich vor, dass wir zusammen nach Palm Springs fahren könnten. Am nächsten Tag fuhren wir los.

Als ich morgens ein Milchbrötchen aß, ließ er einen kritischen Kommentar darüber fallen, wie viel Fett in einem Milchbrötchen war. Einige Tage später erreichte die Anspannung dann schließlich ihren Höhepunkt und er ließ eine wütende Tirade über meine Ernährungsweise los. Wir beschlossen wieder zurückzufahren.

Danach verließ er die Stadt und fuhr mit seiner Familie nach Mexiko, um dort Urlaub zu machen. Ich blieb noch ein paar Tage in seiner Wohnung in San Diego und versuchte mir eine neue Bleibe in LA zu suchen. Ich nahm an, es wäre OK, dass ich in seiner Wohnung blieb, bis ich alles organisiert hätte—schließlich war ich ziemlich weit weg von Zuhause. Als er dann aber schließlich wieder zurückkam, fragte er nur, warum ich überhaupt noch da war.

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Jolene
In einer Bar in Wellington traf ich diesen Typen aus London. Wir haben uns sofort gut verstanden und hatten jede Menge gemeinsamer Freunde. Wir gingen anschließend noch zu mir nach Hause, hatten aber keinen Sex—das hätte mir eigentlich schon eine Warnung sein sollen. Kurz danach flog er zurück nach London, aber wir blieben in Kontakt.

Mit der Zeit lernten wir uns immer besser kennen und beschlossen, gemeinsam durch Indien zu reisen—unter einer Bedingung: Wir wollten es klassisch romantisch halten und uns bis dahin nur Briefe schicken. Acht Monate später war es dann soweit und wir trafen uns in einem schicken Hotel in Delhi. Der Moment war perfekt, aber wir haben uns noch nicht einmal geküsst. Nach ungefähr drei Tagen war der Zauber vorbei. Wir fragten uns beide, was wir getan hatten. Wir hatten beschlossen, drei Monate gemeinsam auf einem Enfield-Motorrad durch Indien zu reisen. Ich hatte sogar mein Haus vermietet und meine Arbeit pausiert.

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Ich begann mich mit Essen zu trösten und er fing an, allein auszugehen und mit anderen Frauen zu schlafen. Wir verbrachten einige Zeit in einem Dorf, wo ich irgendwann erfuhr, dass mich die Leute dort „Das Mädchen mit den traurigen Augen" nannten. Wenn ich allein rausging, wunderten sich die Leute, wo mein Mann war. Die Frauen, mit denen er zusammen war, fragten sich dagegen, warum ich da war. War ich seine Schwester?

Nach drei Monaten war ich ein gebrochener Mensch und konnte einfach nicht verstehen, wie so etwas passieren konnte. Ich schätze, in all den Briefen und über die sozialen Medien war es leicht, sich etwas vorzustellen, was ich nicht war. Wie sich herausstellte, war er bis kurz vor seiner Abreise sowieso mit jemandem anderen zusammen gewesen und hielt sich alle Optionen offen. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass unsere Vorstellungen oft die Realität übertreffen.


*Alle Namen wurden geändert.

Foto: unsplash.com | Pexels | CC0