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Ernährung

Ist Fleisch die Wurzel des Patriarchats?

Neue archäologische Erkenntnisse geben Veganern noch mehr Gründe, sich selbst als die besseren Menschen zu sehen.
Photo by Kirsty Begg via Stocksy

Neben der Saft- und Kohlsuppendiät hat sich inzwischen auch die Paleo-Diät einen Platz in der Geschichte der unnötigen Diät-Trends verdient. Dennoch halten die Anhänger der Paleo-Kultur nach wie vor daran fest, ausschließlich Fleisch, Obst und Gemüse zu essen, um das vermeintliche Essverhalten unserer Vorfahren nachzuahmen: der Höhlenmenschen.

Eine aktuelle Studie hat nun allerdings ein ganz neues Licht auf die Ernährungsformen unserer Vorfahren geworfen. Forscher vermuten nämlich, dass sich schon in den Essgewohnheiten früher Zivilisationen der Beginn des Patriarchats widergespiegelt haben könnte.

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Die Archäologieprofessorin Kate Pechenkina von der City University of New York wollte ursprünglich untersuchen, wie bestimmte Nahrungsmittel nach China eingeführt wurden. Ihr Fokus lag dabei vor allem auf dem Ende der Jungsteinzeit (circa 2000 vor Christus) und dem Beginn der Bronzezeit (circa 1700 vor Christus). "Ich bin davon ausgegangen, dass sich [alle] Menschen überwiegend von Weizen ernährt hätten", erklärt sie. Mit Geschlechterrollen sollte das eigentlich nichts zu tun haben.

Der geschlechtsspezifische Aspekt ihrer Untersuchungen kam erst zum Vorschein, als sie und ihre Kollegen die Knochen von Menschen analysierten, die vor knapp 10.000 Jahren in China gelebt haben. Wie Scientific American erklärt, konnte aus der Nitrogensignatur im Knochengewebe abgelesen werden, dass die Ernährung bestimmter Menschen durchaus auf Fleisch ausgelegt war. Die Signatur von Kohlenstoff wurde hingegen eher mit einer weizenbasierten Ernährungsweise in Verbindung gebracht. Erste Ergebnisse bestätigten Pechenkinas Hypothese: In der Jungsteinzeit ernährten sich sowohl Männer als auch Frauen überwiegend von Weizen. Doch mit dem Beginn der Bronzezeit konnten die Forscher eine massive Veränderung beobachten.


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"Wir waren sehr überrascht festzustellen, dass sich Frauen weiterhin überwiegend von Weizen und Gerste ernährten, während Männer zusätzlich einen hohen Anteil an tierischen Produkten zu sich nahmen", sagt Pechenkina.

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In anderen Worten: Männer haben sich schon damals die machohafte Ernährungsweise angeeignet, über die Männlichkeit auch heute noch definiert wird. Frauen blieben hingegen weiterhin bei weizenbasierten Nahrungsmitteln. "Diese Feststellung hat uns ziemlich überrascht, also begannen wir, uns die vorherrschenden Geschlechterrollen anhand von historischen Quellen genauer anzusehen, um unsere Ergebnisse besser einordnen zu können."

Dass wir Weizenprodukte heutzutage weder mit Muskelwachstum, noch mit Macht in Verbindung bringen, liegt laut Scientific American daran, wie sich die Geschlechterbilder in der Bronzezeit veränderten.

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Frauen wurden in China seit Beginn der Bronzezeit mit weniger Schätzen begraben als Männer. Diese Entwicklung sowie die veränderten Ernährungsweisen fallen mit dem Ende der Bronzezeit und der "Zeit der Streitenden Reiche" zusammen. Damals nutzten die verschiedenen Dynastien vor allem Kriege, um ihre Herrschaft zu etablieren, sodass schon bald das ganze Land im Krieg versank. Gleichzeitig kämpften die Männer in der chinesischen Wirtschaft um ihr Anrecht an dem wertvollen Metall, das der Bronzezeit ihren Namen gegeben hat. Die gesamte Epoche war durch Kriege und die Demonstration männlicher Dominanz geprägt. Die Krieger wurden für ihre machohaften Eigenschaften regelrecht verehrt.

Ohne den Zugang zu einer Zeitmaschine oder die Entdeckung weiterer schriftlich überlieferter Quellen werden die Forscher wohl nie mit vollkommener Gewissheit sagen können, warum Männer am Ende der Jungsteinzeit und zu Beginn der Bronzezeit ihre Essgewohnheiten verändert haben. Genauso werden wir wohl nie wissen, ob dies die wahre Wurzel des Patriarchats ist. Eines lässt sich allerdings mit Sicherheit sagen: Als die gesellschaftliche Stellung von Frauen abnahm, wurden sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Weizen abgespeist.

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