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Kampfsport

Willkommen im feministischen Fight Club

Die erste ungeschriebene Regel von "Femme Feral" könnte lauten: Sei wütend – und erzähl anderen vom Fight Club. Wir waren bei einer Wrestling-Nacht dabei.

Sie wollte sich einfach nur mit jemandem schlagen. Zumindest war das der ursprüngliche Gedanke hinter Phoebe Patey-Fergusons Idee zu Femme Feral, einem feministischen Fight Club, der Protest, Performance und Noise Punk in sich vereint. Die Londoner Künstlerin und Doktorandin gründete die Gruppe kurz nach dem Brexit-Votum. Ihre Freundin Anna Smith trug ähnlich viel Wut in sich und stieg ebenfalls in das Projekt ein.

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Statt in Anbetracht konservativer Politik, einflussreicher Abtreibungsgegner und anderer gesellschaftspolitischer Hiobsbotschaften klein beizugeben, entschieden sich Patey-Ferguson und Smith dazu, in ihrem gemeinsamen Atelier in East London miteinander zu ringen.

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"So konnten wir unsere Wut bündeln und ihr auf produktive Art Luft machen", erklärt Patey-Ferguson. "Es ist eine Reaktion auf die [Vorstellung], dass man als Frau immer nett und friedlich sein, sich hinsetzen und nicht aus der Reihe tanzen soll."

Es mag vielleicht nach einer ungewöhnlichen Art des Stressabbaus klingen, funktioniert aber offensichtlich. Ein paar Monate später hat sich Femme Feral zu etwas entwickelt, das Patey-Ferguson eine “queere weibliche Kampfkraft“ nennt. Jede, die sich als Frau identifiziert, kann Mitglied werden; und ein komplettes Fehlen an Wrestling-Erfahrungen ist nicht nur kein Problem, sondern geradezu willkommen.

Foto: Rowan Wigley, mit freundlicher Genehmigung von Femme Feral

"Bei 'feral', was 'ungezähmt' heißt, geht es um das instinktive Verhalten. Eigentlich weiß jede intuitiv, wie es geht. Wir werden mit Absicht nicht besser, weil wir wollen, dass die Leute jederzeit die Möglichkeit haben, dazuzustoßen", sagt Patey-Ferguson. "Diese Wut ist in unserem Inneren, man muss sie nur freisetzen. Ich glaube, dass sie sehr echt, instinktiv und keine Showeinlage ist."

Der offizielle Femme Feral Wrestling-Abend, THERESAMAYSMACKDOWN, wird auf Facebook als "queerer, feministischer, antifaschistischer, lauter, wilder Kampf bis auf den Tod [der Rechtsextremen]" angeworben. Jeden Abend finden kurze Runden von Einzelkämpfen statt, bevor es zum Schluss ein großes Gruppenringen gibt. Im Gegensatz zu WWE-Kämpfen ist hier nichts gespielt. Patey-Ferguson hat sich mal einen Zehennagel eingerissen; die Leute gehen mit blauen Flecken übersät nach Hause.

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Als wir den Wrestling-Abend besuchen, liegen erste Kämpferinnen bereits stöhnend auf den Matten in der Mitte des Veranstaltungsraums. Zu einem Live-Soundtrack aus schweren Beats und krachenden Zimbeln gipfeln die Geräusche schon bald zu einem Schrei: "Fuck Theresa May! Fuck Theresa May!" Und dann, als sich zwei Wrestler einander auf den Matten nähern: “Kämpft! Kämpft! Kämpft!"

Ein paar Tage später berichtet Patey-Ferguson, dass sich jemand mitten im Kampf eine Rippe angebrochen hat. Das sei es aber wert gewesen. "Wir haben häufig gar nicht die Möglichkeit, unsere ganze Wut zu fühlen. Hier hat man nicht das Gefühl, dass man in seinem Zimmer sitzt und im Internet hilflos mitverfolgt, was da gerade passiert. Das ist auf gewisse Weise ermächtigend: Wenn wir es gemeinsam ausdrücken, können wir vielleicht etwas verändern.”

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