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Verhütung

Würden Männer langfristig verhüten, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten?

Das Vasalgel und die Hormonspritze könnten irgendwann als Verhütungsmittel für den Mann dienen. Wir haben die Herren der Schöpfung gefragt, ob sie sie auch verwenden würden—oder die Aufgabe der langfristigen Verhütung weiterhin bei der Frau sehen.
Titelfoto: Michael Coghlan​ | Flickr | CC BY-SA 2.0

Verhütung ist oftmals immer noch Frauensache, was unter anderem daran liegt, dass es für Männer derzeit nur ein begrenztes Angebot an Kontrazeptiva gibt. Lässt man eher fragwürdige Methoden wie den Coitus Interruptus, das regelmäßige Tauchen der Hoden in heißes Wasser, oder den Verzehr von Papayasamen außer Acht, bleibt ihnen neben dem Kondom aktuell nur die Vasektomie, also ein Durchtrennen der Samenleiter zur Sterilisation, was letzten Endes eine doch ziemlich endgültige Lösung ist.

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Die Wissenschaft widmet sich diesem Thema bereits seit vielen Jahren, allerdings hat es noch keine der untersuchten Methoden auf den Markt geschafft. Intensiver erforscht wurden bislang zwei Verhütungsmethoden: Die Verhütung mit Vasalgel und eine Hormonspritze für den Mann.

Das Vasalgel, ein Kunststoffgel, wird direkt in den Samenleiter gespritzt, führt dort zu einer Blockade und verhindert dadurch den Austritt der Spermien. Der Eingriff dauert zirka 15 Minuten und soll durch eine weitere Spritze wieder rückgängig gemacht werden können. Das Ganze soll zehn Jahre wirksam sein.

Mehr lesen: Was passiert, wenn man die Pille unregelmäßig nimmt?

Die Hormonspritze wurde von der Weltgesundheitsorganisation von 2009 bis 2011 erforscht. Alle zwei Monate müssten sich die Männer, die diese Methode anwenden wollen, eine Spritze mit Testosteron injizieren lassen, um unfruchtbar zu bleiben. Die Studie wurde abgebrochen, da der Schutz vor Schwangerschaften nur zu 90 Prozent gegeben war und die Teilnehmer über Nebenwirkungen wie Akne, Depression und Gewichtszunahme klagten. Falls euch diese Symptome bekannt vorkommen: Viele Frauen, die die Pille nehmen, haben mit exakt den gleichen Problemen zu kämpfen.

Angenommen, Männer könnten auf diese beiden Verhütungsmethoden zurückgreifen—würden sie überhaupt? Oder würde ihr Aufgabenbereich wie so oft beim Kauf von Kondomen enden? Würden sie sich eine Spritze in den Hoden geben lassen? Und was halten sie überhaupt von den vergleichbaren Verhütungsmethoden für Frauen? Wir haben nachgefragt.

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Stefan, 28

Für uns Männer ist es schon gut, dass es die Pille gibt. Aber klar, für Frauen sind damit viele Nebenwirkungen verbunden, über die wir Männer uns auf jeden Fall im Klaren sein müssen. Ich glaube, viele wissen über die Auswirkungen der Pille auf den Organismus der Frau zu wenig. Man muss es halt wirklich von Fall zu Fall abwägen und schauen, wie die Partnerin diesen hormonellen Einfluss verträgt.

Generell ist es schon ungerecht, dass Frauen oft die Last der Verhütung tragen müssen—gerade in fixen Partnerschaften. Trotzdem finde ich, dass die Verantwortung immer bei beiden liegt. Als Single natürlich erst recht, da sind sowieso beide gefordert. Falls es diese Verhütungsmethoden für Männer wirklich einmal gibt, könnte ich mir schon vorstellen, das auszuprobieren. Auch der Mann sollte mal Verantwortung übernehmen.

David, 24

Meine Freundin und ich verhüten nicht mit der Pille, auch weil die Belastung für die Frau einfach zu groß ist. Das ist schon ein ziemlicher Hormoncocktail, den man da zu sich nimmt. Ich denke, dass muss nicht unbedingt sein. Aber klar: Für mich als Mann ist die Pille natürlich entspannter und angenehmer als zum Beispiel das Kondom.

Ich bin aber auch froh, dass Frauen oft für die Verhütung zuständig sind, weil ganz ehrlich: Sie sind viel verantwortungsvoller. Männer bauen einfach immer Scheiße. Es stimmt aber schon, dass wir uns ganz gerne zurücklehnen und alles der Frau überlassen. Ich bin da selbst kein gutes Beispiel.

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Diese Verhütungsmethoden für den Mann, sowohl das Gel als auch die Spritzen, finde ich irgendwie gruselig. Auch, weil ich nichts machen will, das in meinem Körper zu Veränderungen führt. Daher würde ich beides nicht in Erwägung ziehen. Allerdings würde ich es auch nicht von meiner Partnerin verlangen. Dann lieber das Kondom.

Harald, 29

Der Grund dafür, dass es so viele Verhütungsmethoden für die Frau gibt und so wenige für den Mann, liegt glaube ich mit daran, dass wir noch immer in einer patriarchalischen Gesellschaft leben. Es gibt halt einfach keine Lobby, die die Forschung an Verhütungsmethoden für Männer unterstützt und konsequent vorantreibt. Ich denke nämlich, dass es an sich leicht umzusetzen wäre.

Die Pille ist eine super Erfindung, aber aufgrund der Nebenwirkungen sicher noch nicht der optimale Weg. Sollten irgendwann diese Verhütungsmethoden für den Mann auf den Markt kommen, würde ich mir beide überlegen—sowohl das Gel als auch die Hormonspritze. Weil es auch in gewisser Weise ein Vorteil ist, wenn man die Verhütung selbst in der Hand hat. Als Mann kann man sich nie sicher sein, ob die Frau wirklich die Pille nimmt, oder den NuvaRing, oder sonst etwas. Da muss man dann vertrauen. Dementsprechend würde ich es gut finden, wenn es auch für Männer mehr Möglichkeiten geben würde.

Normale Nebenwirkungen wie beispielsweise schlechte Haut wären auch kein Problem für mich. Das müssen Frauen schließlich auch auf sich nehmen.

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Sven, 24

Die Pille an sich ist schon gut, zumindest macht sie ihren Job, das weiß ich. Aber es gibt ein paar Verhütungsmethoden, die ich besser finde, wie zum Beispiel den NuvaRing. An sich hoffe ich schon, dass die Wissenschaft ihren Beitrag leisten wird und Kontrazeptiva auf den Markt bringt, die weniger Nebenwirkungen haben und die auch Männer verwenden können.

Das Vasalgel macht mir allerdings ein bisschen Angst, weil es mir sehr unnatürlich vorkommt, dass man dadurch so lange unfruchtbar sein soll. Beide Methoden klingen auch ziemlich chemisch. Das würde ich nicht wollen, ich finde es wichtig, natürlich zu bleiben. Kondome erfüllen auch ihren Zweck. Sie haben keine Nebenwirkungen, dafür reduzieren sie ein bisschen das Vergnügen. Aber besser das, als ein ungeplantes Kind.

Harald, 29

Ich würde gerne verhüten, aber es gibt für den Mann halt auch nichts. Klar, man kann eine Vasektomie machen lassen, aber das ist so eine endgültige Geschichte. Die Pille ist für uns daher natürlich praktisch, auch wenn ich glaube, dass sie aufgrund der Hormone und Nebenwirkungen für viele Frauen nicht so angenehm ist. Außerdem denke ich, dass es für junge Menschen nicht ganz einfach ist. Die schaffen es nicht, einmal am Tag eine Tablette zu schlucken. Das soll jetzt kein Vorwurf sein, aber das ist so.

Die Methode mit dem Vasalgel, solange sie wirklich wirkt und auch wieder rückgängig zu machen ist, finde ich gut. Ist ja nur eine kleine Injektion in den Sack und die spürt man sowieso nicht. Also selbst, wenn damit Nebenwirkungen verbunden sind: Probieren würde ich es immer.


Titelfoto: Michael Coghlan | Flickr | CC BY-SA 2.0