FYI.

This story is over 5 years old.

verschwörungstheorie

Wurde Beyoncés neues Album von der CIA finanziert?

Wie ein bekannter Radiomoderator „Lemonade” interpretiert, ist noch weiter hergeholt als sämtliche Trennungsgerüchte.
Callie Beusman

Der amerikanische Radiomoderator Alex Jones behauptet, Beyoncés' Album „Lemonade" wäre ein von der CIA finanzierter Versuch, einen Rassenkrieg heraufz beschwören. Für alle, die ihn nicht kennen: Jones ist nicht nur die Galionsfigur für die Verschwörungstheoretiker auf InfoWars, sondern auch das beste Suchergebnis, wenn man in Bilddatenbanken nach „Bluthochdruck" sucht. Entgegen aller anderen Annahmen ist Jones der Meinung, dass Beyoncés neues Album kein persönliches Statement über das Leben schwarzer Frauen in den USA ist und auch keine Anleitung, wie man überlebt, wenn das Vertrauen in einer Ehe zerstört ist. Vielmehr sei das Ganze ein „Ruf zu den Waffen". In einem Video sagt Jones, Beyonce würde die Leute dazu animieren wollen, „sich zu erheben, ihre Nachbarschaft niederzubrennen oder die Polizei anzugreifen." Jones war sich zwar nicht ganz sicher, wer sich davon angesprochen fühlen sollte—aber hey.

Anzeige

In der Zwischenzeit, so Jones, „wird die Polizei unter staatliche Kontrolle gebracht und für die bevorstehenden Ereignisse aufgerüstet."

Jones Ansicht nach ist die Black-Lives-Matter-Bewegung nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver, das von Beyoncé/der CIA ins Leben gerufen wurde, um einen Polizeistaat zu rechtfertigen. Aber wie kam er zu dieser interessanten Schlussfolgerung? Sagen wir so: Es ist kompliziert. Jones stützt sich auf zwei vermeintliche Beweise: das 2013 von der US-Regierung erlassene Ermächtigungsgesetz (National Defense Authorization Act, kurz NDAA) und einen Senatsbericht aus dem Jahr 2015, in dem steht, dass das Verteidigungsministerium umgerechnet rund 5,9 Milliarden Euro für Werbung ausgegeben hat, mit der bei Sportveranstaltungen für das Militär geworben wurde.

Das 2013 verabschiedete Ermächtigungsgesetz, das den Haushalt des US-Verteidigungsministeriums bestimmt, enthielt unter anderem auch eine Aktualisierung des Smith-Mundt Act von 1948—ein Gesetz, das festlegt, wie die sogenannte „Public Diplomacy" finanziert wird, und dessen Budget im In- und Ausland verteilt werden soll. Mit dem Begriff „Public Diplomacy" umschreibt die US-Regierung irgendwas zwischen PR und Propaganda, mit dessen Hilfe das Image der USA in der Wahrnehmung anderer Länder verbessert werden soll. Das Smith-Mundt-Gesetz ermöglichst es dem US-Außenministerium, öffentlich für Amerika zu werben—in Form von Radiosendungen, Broschüren oder ähnlichem. Bis 2013 war es nicht erlaubt, solche Werbeinhalte innerhalb der Vereinigten Staaten zu verbreiten, aber mit der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes wurde dieses Verbot aufgehoben. Im Internet galten diese Einschränkungen natürlich schon seit zehn Jahren nicht mehr.

Mehr lesen: Die absurde Kastrationsgeschichte hinter Michael Jacksons Stimme

Kritiker der Gesetzes argumentieren, dass die US-Regierung dadurch Propaganda unter seinen eigenen Bürgern betreiben kann. Und seit die Regierung eingeräumt hat, die NFL dafür bezahlt zu haben, vor dem Spiel für das Militär zu werben, glaubt Jones, dass das 2013 verabschiedete Gesetz nicht nur hinter jeder einzelnen Football-Ausstrahlung, sondern natürlich auch hinter Beyoncés Auftritt in der Halftime-Show beim Super Bowl steckt. Wie du dich vielleicht erinnerst, steckte dieser Auftritt voller Anspielungen auf die Black Panthers. Jones glaubt, dass diese Referenzen das Werk der CIA wären, die damit zivile Unruhen provozieren möchte.

Wenn Jones die Suchmaschine seines Vertrauens zu Rate gezogen hätte, hätte er vielleicht festgestellt, dass es nicht das CIA ist, das die USA hinters Licht führt. Es ist das FBI. Genauer gesagt ist das die einzige Aufgabe des FBI. Während sich die CIA ausschließlich um ausländische Angelegenheit kümmert, ist das FBI mit den inländischen beschäftigt. Zudem ist dem FBI das Thema Rassenkrieg auch nicht ganz fremd: In den 60ern und 70ern hat sich das FBI größte Mühe gegeben, um die Black-Panther-Bewegung zu zerschlagen, weil sie dachten, dass die Bewegung zu ebensolchen zivilen Unruhen führen könnte wie die, vor denen sich Alex Jones heute so fürchtet. Die CIA muss zudem ganz schön angepisst sein, dass man versucht, ihr so einen dilettantischen Plan anzudichten. Dabei wissen wir doch, dass die CIA nicht so rumeiern würde, wenn es darum geht, verschiedene Ethnien gegeneinander aufzuhetzen. Sie müssten keine geheimen Botschaften in Songs verstecken, in der Hoffnung, dass es jemand merkt. Wenn das CIA einen Krieg anfangen möchte, kaufen sie einfach einen Haufen Waffen und drücken sie wütenden Leuten in die Hand—eine altbewehrte Taktik.

Im Endeffekt ist Alex Jones ein Symbol für sehr viele Verschwörungstheoretiker da draußen. Er sieht etwas, was er nicht versteht und dreht durch. Aber was erwartet man auch anderes von jemandem, der ziemlich auf die Illuminaten steht?