Menschen

Hetero-Männer erzählen, warum sie keine Fotos von ihren Freundinnen posten

Es liegt nicht immer daran, dass du ihnen peinlich bist.
Ein Pärchen macht ein Selfie für Instagram
Foto: Sian Bradle

Wir alle haben verschiedene Auffassungen darüber, wie viel von unserem Leben wir in den sozialen Medien präsentieren. Alle über 40 können wir leicht in Facebook-Muttis und Facebook-Väter aufteilen. Die einen geben viel preis, wahrscheinlich zu viel. Die Profile der anderen sind komplett leer, weil die Regierung hinter ihren Daten her ist. Jüngere Menschen zeigen etwas mehr Variation, wenn es um ihr Verhalten in den sozialen Medien geht. 

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Manche finden es notwendig, ihre Insta-Follower mit ständigen Updates zu bombardieren. Zum Beispiel, wie hinreißend ihre Freundin beim Schlafen aussieht. Oder davon, wie sie Popcorn isst. Mittlerweile sieht mein Newsfeed so aus: Ein Pärchen-Selfie von Tim und Fabian beim Sonntagsspaziergang mit dem Hund, darauffolgend: ein Pärchen-Selfie von Hannah und Viktoria im Rewe und so weiter. Andere Menschen posten so wenig von ihrer besseren Hälfte auf Instagram, dass es fast schon kalt wirkt. Ich meine damit heterosexuelle Männer. Aber was heißt das eigentlich? Ist es ein Zeichen, dass sie dich wie einen Troll im Keller verstecken wollen oder hat es überhaupt nichts zu bedeuten? 

Für manche kommt der Widerwille, ihr Liebesleben zu teilen, aus einer Art Selbstschutz. Oder sie haben Angst davor, im Falle einer Trennung öffentlich blamiert zu werden. "Ich bin sehr vorsichtig im Teilen von Bildern mit einer neuen Person," sagt Franco, 26, der bis vor Kurzem alle seine Beziehungen auf Instagram teilte.

"Wenn ich durch meine früheren Posts durchgehe, fällt mir auf, dass die Hälfte der Menschen auf ihnen Schlangen sind. Stell’ dir das mal vor," fügt er hinzu. "Man macht so viele Posts über seine Freundin, und im nächsten Augenblick kann man es nicht einmal mehr ertragen, die Fotos anzusehen. Ugh." 

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Franco hat natürlich Recht – wenn man jeden schönen Moment am Anfang einer Beziehung dokumentiert, kann man sich selbst ganz schön ins Bein schießen. Gefährliches Terrain. Das Risiko, dass eine Beziehung möglicherweise scheitert, nachdem du unzählige Posts über deine Liebste geteilt hast, ist hoch. Am Ende kannst du dir nicht einmal mehr dein eigenes Profil ansehen, ohne dass es sich anfühlt, als würde jemand 18 Pflaster auf einmal von deinem Arm abreißen. 

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Für andere geht es mehr um ihre Privatsphäre. "Ich poste sowieso nie Bilder von mir, warum sollte ich das ändern, bloß weil ich jetzt eine Freundin habe?" sagt Freddie, 18. "Ich hab’ überhaupt keine Lust, Menschen zu zeigen, dass ich jetzt in einer Beziehung bin. Genauso wenig wie ich Lust habe, ihnen zu zeigen, wie ich aussehe oder was ich mache." Viele teilen Freddies Meinung, was das Posten auf sozialen Medien angeht: Es ist unnötig. 

Anderen Paare, wie Joey, 23, und seiner Freundin, geht es mehr um ihr Zusammensein im echten Leben. "Wir haben nicht viele Fotos von uns, und das liegt daran, dass wir nie viel Zeit an unseren Telefonen verbringen, wenn wir zusammen sind," sagt er. "Fotos zu machen, kommt uns immer erst nachher in den Sinn." 

Dieses analoge Im-Moment-präsent-sein ist sicherlich eine gute Sache.  Vor allem bedeuten weniger Fotos online mehr gemeinsame Zeit, in der man die Augen nicht voneinander lösen kann, statt stundenlang Selfies aufzunehmen, bis einem der Arm wehtut. 


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Psychologen sagen, dass übermäßiges Posten nicht auf eine perfekte Beziehung schließen lässt, auch wenn es manchmal danach aussieht. Einem Artikel des Personality and Social Psychology Bulletin zufolge, deutet eine höhere Sichtbarkeit möglicherweise sogar darauf hin, dass eine oder beide Personen sich unsicher fühlen. Anders ausgedrückt: Das Paar, das andauernd Fotos teilt, möchte sich vielleicht selbst etwas beweisen. 

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Wissenschaftler fanden auch heraus, dass der Widerwille, Bilder mit seiner Partnerin zu posten, Zeichen eines vermeidenden Bindungsstils sein kann. Das heißt, dass du dich normalerweise zurückziehst und dich von deiner Partnerin löst, statt ihr die Aufmerksamkeit zu geben, die sie vielleicht braucht. 

Chris, 24, bestätigt diese Theorie: "Die Idee, Fotos meiner Freundin auf sozialen Medien zu teilen, macht mir Angst. Natürlich liebe ich sie, aber mir missfällt die Idee, als ein Teil einer Beziehung gekannt zu werden statt als meine eigene Person." 

Axel, 23, teilt ein ähnliches Gefühl: "Es kommt selten vor, dass ich Bilder meiner Freundin teile. Ich glaube, das kommt aus Angst davor, verletzlich zu sein. 50 Cent sagt in ‘Get Rich Or Die Tryin’ an einer Stelle, dass Liebe dich umbringt. Das konnte ich irgendwie nie vergessen." 

Ernüchternde Worte, aber vielleicht sollten wir alle daran denken, bevor wir einen kitschigen Post mit sieben verschiedenen Bildern und einem Liebesschwur in alle Ewigkeit nach vier gemeinsamen Dates veröffentlichen.

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