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10 Fragen an einen E-Sports-Profi, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Macht dich das viele Zocken einsam? Pinkelst du in eine Flasche, wenn du mal musst? Warum ist Gaming-Hardware so hässlich?
Dota-Spieler Erik Engel in seinem Trikot. In dem Artikel stellen wir dem Profi-Gamer zehn Fragen.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Erik Engel
10 Fragen, die du dich niemals trauen würdest zu stellen. Wirklich nicht.

Erik Engel spielt hauptberuflich das Computerspiel Dota 2 und sagt, dass er damit allein in den letzten acht Monaten 500.000 Euro in Preisgeldern verdient habe. Dazu kommt ein festes Monatsgehalt. Der 27 Jahre alte E-Sportler hat mit seinem Team Gaimin Gladiators in diesem Jahr die fünf größten Dota-Turniere hintereinander gewonnen. Das ist zuvor noch keinem Team gelungen. Bei Dota 2 spielen zwei Teams aus je fünf Spielern gegeneinander und versuchen, die gegnerische Basis einzunehmen. Die Spieler können aus einem Pool von 124 Charakteren wählen, wobei jeder andere Eigenschaften hat. Gerade bereitet sich Erik, den Fans unter seinem Spielernamen "Tofu" kennen, mit seinen vier Mitspielern auf die Weltmeisterschaft im Oktober vor. Ein Sieg könnte sie alle zu Millionären machen. 

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Wir haben Fragen. 

Macht dich das viele Zocken einsam?
Nein, ich bin viel zu beschäftigt, um einsam zu sein. Außerdem habe ich zu meinen Teammitgliedern die ganze Zeit Kontakt. Wir verstehen uns alle sehr gut und reisen zusammen um die Welt. Wenn wir dann in irgendwelchen Fünf-Sterne-Hotels am anderen Ende der Welt chillen, fühlt sich das gar nicht nach Arbeit an. Aber ich hätte gern mehr Zeit für meine Freunde außerhalb der Arbeit. Ich kann nicht einfach spontan etwas mit meinen Freunden aus der Heimat unternehmen. Mein Kalender ist jetzt schon mit Events bis Weihnachten durchgeplant.

Siehst du dich als Star? 
Ich selbst sehe mich nicht als Star, aber in manchen Teilen der Erde wird man als Profi-Gamer schon wie ein Prominenter behandelt. Aber nicht in Deutschland, da ist Gaming generell kleiner und niemand erkennt mich auf der Straße. In Südamerika, Russland und China wird aber sehr viel gespielt. Da sprechen mich die Leute auf der Straße an, wollen Fotos und Autogramme mit mir. In Lima standen vor unserem Hotel immer Fans und haben darauf gewartet, dass wir rauskommen. Das war ein bisschen wild.

Wie oft waren Dates schon abgeturnt von deinem Job?
Für Menschen, die nichts mit Gaming zu tun haben, ist mein Job eher ein Abturner. Ich glaube, wer sich nicht für Gaming interessiert, möchte auch nicht mit einem Profi-Gamer zusammen sein. Dafür ist das Leben eines E-Sportlers zu anders: Leute können sich meinen Alltag und die damit verbundenen Reisen und Events gar nicht vorstellen.
Für mich würde das auch gar nicht passen. Wenn jemand überhaupt nichts mit meinem Job anfangen kann und Dota 2 nicht versteht, wäre es komisch für mich, eine Beziehung mit dieser Person zu führen. Innerhalb der Gamingszene bin ich dafür natürlich sehr begehrt, allerdings ist seriöses Dating mit meinem Lifestyle nur ziemlich schwer zu vereinbaren.

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Pinkelst du bei langen Gaming-Sessions in eine Flasche, wenn du mal musst?
Ich nicht, aber das hat ein Spieler eines anderen Teams schon mal gemacht. Da haben alle von zu Hause aus gespielt. Ein Spieler hat um eine Pause gebeten, die Bitte wurde aber abgelehnt, weil es gegen die Regeln ist. Während Turnierspielen darf man den Stuhl nicht verlassen, also darf man auch nicht aufs Klo. Der Spieler hat dann in eine Flasche gepisst und weitergespielt. Der Spieler hat darüber auch getweeted und ist damit viral gegangen.

Ernährst du dich nur von Erdnussflips?
Nein, ich würde behaupten, dass ich mich relativ ausgewogen ernähre. Wenn wir im Trainingslager oder auf Turnieren sind, bekommen wir unser Essen von Köchen zubereitet. Oft reist auch ein Fitnesstrainer an. Auf Events bekommen wir immer im Hotel Essen. Ich mache abends auch schon mal eine Tüte Chips auf. Erdnussflips aber eher nicht. 

Macht es dir noch Spaß, am Computer zu spielen, seitdem das dein Job ist?
Mir macht das Spielen immer noch ziemlich viel Spaß und ich könnte mir keinen besseren Job vorstellen. Es gibt natürlich auch Tage, an denen ich keine Lust habe zu spielen, aber das ist ja bei jedem Job so, auch wenn man seinen Traumjob hat. Manchmal wird es mir ein bisschen zu viel. Letztens habe ich von zu Hause aus ein Finale gespielt und hatte dann sieben Stunden bis mein Flug ging. In dieser Zeit habe ich gepackt und geschlafen, bevor es direkt in ein anderes Land zum nächsten Turnier ging. Das geht die ganze Zeit so. Wir haben uns im Team auch schon über Burnout unterhalten und darüber, wie wir das vermeiden können. 

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Muss man besonders klug sein, um Profi-Gamer zu werden, oder kann das eigentlich jeder?
Ich würde nicht alle Profi-Gamer, die ich kenne, als außergewöhnlich clever bezeichnen. Aber ja, bei Spielintelligenz sind viele Faktoren wichtig: Man braucht Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, und man muss gut im Team arbeiten können. Du darfst dich nicht zu schnell aufregen. Es gibt aber auch viele junge Spieler, die schon im Kindesalter angefangen haben zu spielen. Ein paar bekannte Profispieler haben sogar die Schule abgebrochen, um sich auf Ihre Karriere fokussieren zu können. Das ist aus akademischer Sicht vielleicht nicht besonders klug, aber dafür haben diese Profi-Gamer meistens besonders viel Spielerfahrung. 

Hast du Kopf-, Rücken- und Augenschmerzen vom langen Starren auf den Bildschirm?
Ja, habe ich tatsächlich. Manchmal merke ich es im Rücken, da versuche ich mit Yoga vorzubeugen. Nach zehn Stunden Starren auf den Computer merke ich das auch im Nacken, weil ich immer auf den Bildschirm gucke und meine Position kaum verändere. Ich nehme auch ziemlich sicher mehr Augentropfen als der Durchschnitt, weil ich oft trockene Augen habe. 

Verpasst du das "echte Leben", weil du so viel am Computer sitzt?
Es fühlt sich eher so an, als würde ich ein Doppelleben führen. Ich bin einen Monat hier, einen Monat woanders, dann einen Monat wieder woanders, dann besuche ich kurz meine Eltern und Freunde, dann bin ich wieder wochenlang weg. Auf Turnieren werde ich auch vollkommen anders wahrgenommen als zu Hause: Auf der Bühne gucken mir 7.000 Menschen im Publikum beim Spielen zu und zu Hause in Deutschland weiß kein Mensch, wer ich bin.

Warum ist Gaming-Hardware so hässlich?
Gaming-Hardware ist nicht hässlich.

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