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Bei einer Jagd von Mensdorff-Pouilly soll eine Tierschützerin mit Benzin übergossen worden sein

Der ,Verein gegen Tierfabriken' filmt immer wieder Jagden. Oft kommt es dabei zu Zusammenstößen zwischen Tierschützern und Jägern. So auch am Samstag.

Nachdem der Verein gegen Tierfabriken (VGT) dem Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly bereits Anfang November im Zuge einer sogenannten Gatterjagd Tierquälerei vorgeworfen hat, erheben die Tierschützer nun schwere Vorwürfe gegen einen Teilnehmer einer Jagd auf Mensdorff-Pouillys Anwesen in Güssing im Südburgenland.

Die Tierschützerinnen des VGT sollen sich vergangenen Samstag über die ungarische Grenze kommend der Jagdgesellschaft genähert haben und dabei kilometerweit in das Sperrgebiet vorgedrungen sein. Das Jagdgebiet war durch die burgenländische Polizei gesichert, da es schon in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen zwischen Tierschützern und Jagdteilnehmern kam.

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Als die Tierschützer entdeckt wurden, soll eine Aktivistin wegen illegalem Grenzübertritt von der Polizei festgenommen worden sein. Außerdem soll es zu einer Attacke gegen eine filmende Aktivistin gekommen sein. „Als die Jagdgesellschaft eine Tierschützerin entdeckte, setzten sich zwei Männer Masken auf und griffen sie an. Dabei wurde sie mit einer ätzenden, brennbaren Flüssigkeit überschüttet", sagt der VGT. Alfons Mensdorff-Pouilly soll laut VGT direkt daneben gestanden sein.

Bei der burgenländischen Polizei weiß man von dem Vorfall nichts. „Es liegt uns keine Information oder Anzeige darüber vor, dass irgendwer von einer der beiden Parteien in seiner körperlichen Unversehrtheit geschädigt worden ist, oder mit einer Flüssigkeit übergossen wurde", sagt Polizeisprecher Helmut Marban gegenüber VICE. Man habe aber von dem Vorfall in den Medien gehört.

Auch Mensdorff-Pouilly selbst weist die Vorwürfe im Gespräch mit den Oberösterreichischen Nachrichten zurück: „Ich kann ausschließen, dass jemand eine ätzende oder brennbare Flüssigkeit auf eine Tierschützerin geschüttet hat."

Als Reaktion auf die Negation der Vorwürfe veröffentlichte Martin Balluch—Vorsitzender des VGT—heute Vormittag ein Video von dem Vorfall auf seiner Facebook-Seite. „Es ist ungeheuerlich, wie dieser Mensch ständig die Wahrheit verdreht und trotzdem wird ihm sogar von Medien weiterhin geglaubt", mukiert sich Balluch über Mensdorff-Pouilly.

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Foto: VICE Media

Tatsächlich ist auf dem Video zu sehen, wie sich ein mit Sturmhaube maskierter Mann von der Jagdgesellschaft weg auf eine Kamera zubewegt. In der Hand hält er eine geöffnete Plastikflasche. Laut Balluch soll er damit die filmende Aktivistin beschüttet haben.

Was genau sich tatsächlich zugetragen hat, ist auf dem Video nicht zu sehen. Man sieht zwar, wie die maskierte Person eine Schüttbewegung in Richtung der Kamera macht. Die betroffene Person, die die Kamera gehalten haben soll, ist jedoch nicht im Bild. Auch etwa nasse Kleidung, oder die angebliche Rötung ist nicht zu sehen.

Stattdessen verweist Balluch auf die zierliche Statur der Aktivistin: „Der Angreifer geht auf die harmlose, zart gebaute, kleine Frau zu und schüttet ihr die unbekannte Flüssigkeit über den Hals und die Brust. Es stinkt nach Benzin, die Gesichtshaut ist gerötet", schreibt er auf Facebook.

„Mir ist nicht bekannt, ob man mit einer Sturmmaske auf die Jagd gehen darf."

Diese übertriebene Emotionalisierung des Vorfalls macht es schwierig, dem VGT vollen Glauben zu schenken. Eine berechtigte Frage ist, warum der Jäger eine Sturmmaske trägt. Außerdem hält er sich eine Papiermaske vors Gesicht, die Martin Balluch zeigt. Das kann kaum spontan erfolgt sein—die Maske muss zumindest schon zuvor ausgeschnitten und mit auf die Jagd gebracht worden sein.

Ob aber diese Vermummung des Jägers eine Straftat darstellt, weiß man auch bei der Polizei nicht. „Mir ist nicht bekannt, ob man mit einer Sturmmaske auf die Jagd gehen darf. Ich kenne nur das Vermummungsverbot, das bei Demonstrationen zur Anwendung kommen kann, oder auch nicht, ob es ein Gesetz gegen Sturmmasken bei der Jagd gibt, weiß ich nicht", sagt Helmut Marban auf unsere Nachfrage.

Sollte sich bewahrheiten, dass der Jäger die Aktivistin mit Benzin übergossen hat, würde das natürlich einen ernsthaften Übergriff darstellen. Der Vorfall selbst und die Reaktion des VGT zeigen auf jeden Fall, mit welcher Aggressivität und Emotionalität sich die beiden Parteien gegenüber stehen. Eine sachliche Debatte über Jagd ist wohl mit beiden Seiten nicht möglich.

Paul auf Twitter: @gewitterland