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Neu entdeckte Kritzeleien im Kommandomodul offenbaren die letzten Geheimnisse von Apollo 11

Die menschliche Seite der berühmten Mondmission.
Bild: Smithsonian National Air and Space Museum

Die Mission der Apollo 11, die sich im Juli 1969 auf den Weg zum Mond machte, sorgt immer wieder für spannenden Gesprächsstoff. Erst jetzt wurden Kritzeleien an den Wänden im Inneren des Kommandomoduls Columbia entdeckt, die bisher anscheinend niemandem aufgefallen waren. Im Zuge der Erstellung eines digitalen 3D-Modells der Columbia drangen die Archivare des Smithsonian National Air and Space Museum jetzt in Nischen der Kapsel vor, die über 40 Jahre im Verborgenen gelegen hatten.

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In diesen verlassenen Ecken der Kapsel offenbart sich eine ganz neue menschliche Seite der Apollo-Mission. Die Space-Graffitis sind eine wertvolle Entdeckung und plaudern aus dem Nähkästchen des berühmtesten Weltraumflugs.

Bild: Smithsonian National Air and Space Museum

Die handgeschriebenen Notizen geben neue Einblicke in das Leben von Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins an Bord der berühmtesten Weltraummission. So fand sich in der Kapsel beispielsweise ein an die Wand geschriebener Kalender, in dem die vergangenen Tage der vom 16. bis 24. Juli andauernden Weltraumreise ausgestrichen wurden.

An einer Platte notierten die Astronauten Ziffern und Informationen, die sie über Funk von der Einsatzleitung empfangen hatten. Außerdem beschrifteten sie die Tür von Spind R5 mit der Warnung „Smelly Waste". Eigentlich war jeder Stauraum genau geplant und es war vorgeschrieben, wo welche Geräte aufbewahrt werden sollten. Fern von der Erde begannen die Raumfahrer jedoch zu improvisieren und sich die Kapsel nach ihren Bedürfnissen einzurichten.

Der Schrank mit der Aufschrift „Smelly Waste" war eigentlich für Reserve-Equipment vorgesehen, wurde von den Astronauten jedoch für die Aufbewahrung ihrer menschlichen Ausscheidungen verwendet, da das reguläre Abfallbeseitigungssystem erst verspätet in Betrieb genommen wurde. So mussten die Astronauten ihre Urinbeutel in der Kapsel verstauen—damit nicht aus Versehen jemand den falschen Schrank öffnete, versahen sie ihn wohl mit dieser Warnung.

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„Als Kurator dieser Artefakte, die unzweifelhaft zu den bedeutsamsten der gesamten Smithsonian-Sammlung gehören, ist es aufregend, dass wir immer noch neue Dinge über Columbia lernen können", so Allen Needell, in einem offiziellen Statement. „Das ist nicht nur ein Teil einer Maschine, es ist ein lebendiges Artefakt."

Bild: Smithsonian National Air and Space Museum

Als sich die Columbia nach ihrer Rückkehr in einem Quarantänestadium befand, wurde sie von dem NASA-Astronauten John Hirasaki betreten. Hinten rechts ist der mit Gaffer-Tape umrahmte Kalender zu sehen.

Notizen aus der Kommunikation mit der Einsatzleitung auf der Erde | Bild: Smithsonian National Air and Space Museum

Die Relikte lassen auch Rückschlüsse über die Arbeitsweise an Bord zu, welche anscheinend viel auf Improvisation und spontanen Absprachen der drei Astronauten beruhte. So nutzte der im Kommandomodul zurückgebliebene Michael Collins die Wand dafür, mit Hilfe der Bodenkontrolle in Houston Berechnungen für die genaue Position der Mondfähre Eagle zu bestimmen. Während Armstrong und Aldrin also die ersten heldenhaften Schritte auf dem Mond wagten, übertrug Collins im Orbit die Koordinaten seiner beiden Kollegen auf eine Karte und versuchte verzweifelt, die Eagle zu orten.

Bei der Erstellung dieser 3D-Version der Columbia stießen die Mitarbeiter des Smithsonian auf die Grafittis.

Der 24. Juli des an die Wand gemalten Kalenders ist übrigens nicht abgestrichen worden. In den frühen Morgenstunden dieses Tages kehrte die Columbia nämlich mit einer Wasserlandung im Pazifik wieder auf die Erde zurück.

Auf dieser Platte notierten die Astronauten Ziffern und Informationen, die sie über Funk von der Einsatzleitung empfangen hatten | Bild: Smithsonian National Air and Space Museum

Nachdem die Kapsel bereits gelandet war, und sich die Crew mit der USS Hornet auf dem Weg nach Hawaii befand, kletterte Michael Collins noch einmal in das Kommandomodul zurück und schrieb folgende Zeilen auf die Gerätekonsole:

Spacecraft 107, alias Apollo 11, alias "Columbia."
The Best Ship to Come Down the Line.
God Bless Her.
Michael Collins, CMP