Mein Gedächtnis ist furchtbar. Ich kann mich nach einem anstrengenden Wochenende nicht einmal an meine eigene PIN erinnern. Trotzdem kann ich mich immer noch lebhaft an beinahe jede Nacht erinnern, die ich im fabric verbracht habe. Wie für viele andere Briten war auch für mich das fabric der erste richtige große Club, den ich besucht habe. Es war der erste Club, in dem ich Woche für Woche einzigartige und großartige Line-ups gesehen habe; der erste Club mit einem vernünftigen Soundsystem, den ich regelmäßig besucht habe; der erste Club, in dem aus angeregten Gesprächen im Raucherbereich lebenslange Freundschaften wurden. Und dasselbe gilt sicherlich auch für viele andere.
Anzeige
Als ich richtig mit dem Raven anfing—damit meine ich legale Raves, nicht die illegalen im Wald, auf einer Wiese oder in einem verlassenen Fabrikgebäude, die ich im Teenageralter besucht habe—war das fabric ein Ort, an dem ich jedes Wochenende das Beste hören konnte, was die Dance-Szene zur jeweiligen Zeit zu bieten hatte. Die sicherste und spaßigste Umgebung, in der ich mich in Wellen von Gewummer und Beats verlieren konnte.Du kannst dir also sicher vorstellen, wie erschüttert ich nach dem gestrigen Bekanntwerden der Schließung war. Das Islington Council hat einfach das Mr. Miyagi des Londoner Nachtlebens zerstört. Es war nicht nur eine legendäre kulturelle Einrichtung, es war auch eine Art Lehranstalt. Ich habe alles, was ich über das Raven weiß, in diesen Wänden gelernt. Und so wie Karate Kid von Mr. Miyagi gelernt hat, habe auch ich ein paar wichtige Lektionen über das Leben darin gelernt.Seine Trauer teilt man am besten mit anderen, anstatt sie alleine zu ertragen, also habe ich andere fabric-Stammgäste kontaktiert und sie nach ihren liebsten Erinnerungen an den Club befragt…
Alfie
Jake
Anzeige
Das fabric hat mir die Augen geöffnet und eine Kettenreaktion bewirkt, durch die ich Dinge erlebt habe, von denen ich nie geträumt hätte. Ich habe großartige Menschen getroffen und es hat mich zu einer Karriere als Fotograf gebracht.Für mich eröffnete sich eine neue Welt, als es in der Londoner Clubbing-Szene auftauchte. Die Vorfreude beim ersten Mal Warten in der Schlange, der Gang zur Garderobe, das ferne Wummern des Basses und das Betreten von Room 1—das war eine unvergessliche Erfahrung. Es hat verändert, was ich dachte, über die Drum'n'Bass-Szene zu wissen. Es war einfach der Ort, um deinem Lieblings-DJ dabei zuzuhören, wie er die Dubplate spielt, auf die du gewartet hast.An dem Tag, als ich nach London zog, bin ich alleine ins fabric gegangen. Die unvergesslichste Nacht, die ich dort drinnen verbracht habe, war wahrscheinlich der 16. Geburtstag des Clubs, den Kurupt KM kuratiert hat. Eine ausverkaufte, verschwitzte Nacht mit einem gigantischen Line-up—unter anderem Barely Legal, Chimpo und Onema—wurde noch von einem unangekündigten Auftritt von Craig David getoppt. Der, wie du dir denken kannst, absolut großartig war. Es war ein wahrer Segen, das von der Seite der Bühne zu sehen.Ich bin also beim 12. Geburtstag des fabric und Moodyman, Headliner am Sonntagnachmittag, ist in typisch spielerischer Verfassung. Er plauderte mit dem Publikum, mixt nicht und lässt in sehr „sonntäglicher" Manier die Dinge etwas ruhiger angehen. Aus dem Nichts blendet er zu „Come As You Are" von Nirvana über. Alle bleiben wie angewurzelt stehen. Ein paar Leute fangen an zu moshen. Einige aus der Fraktion, die die ganze Nacht wach waren, verschwinden im Schatten. Jeder—ob headbangend oder nicht—sieht verwundert aus. Dann macht Kenny Dixon Jr weiter, als wäre nichts geschehen. Das war es aber.Ich habe mich im fabric immer verlaufen. Aus irgendeinem Grund war ich nie in der Lage, mich in dem Gebäude zurechtzufinden und genau zu wissen, in welchem Raum ich genau bin oder welche Treppe ich gerade hinunterstolpere. Aber so verloren ich mich dort gefühlt habe, so geborgen habe ich mich auch gefühlt. Ob ich nun Dave Clarke hörte, der in Room 2 „Way of Life" auf dem Monster einer Anlage spielte, oder in einen Drop von Ben Klock in Room 1 gestolpert bin, das Gefühl war immer dasselbe: verloren, aber immer gefunden.Ich war ein Jahrzehnt lang regelmäßiger Gast des Clubs. Ich trage so viele Erinnerungen daran in meinem Herzen, egal wie verschwommen sie sein mögen. Ich habe mich mit einer Frau im Raucherbereich angefreundet, nachdem ich sie gefragt habe, wie spät es ist, weil ich zu betrunken war, selbst nachzusehen und dann den Rest das Raves mit ihr verbracht. Ich habe mich an die erstbeste Person geklammert, die von der Toilette kam, und mich dann sofort in sie verliebt. Das sind die Momente, an die ich mich erinnere.Es klingt kitschig, aber das fabric hat mein Leben verändert. Es hat mir die Augen für die Welt das Ravens geöffnet. Bevor ich ins fabric ging, war ich gezwungen, die Clubs am Leicester Square zu besuchen, wo ich mich schick anziehen musste, mich unwohl fühlte und von lechzenden Arschlöchern umgeben war, die nur auf eine Sache aus waren. Das fabric war eine Heimat für Musikliebhaber. Es bricht mir das Herz, dass junge Leute heute kaum noch eine Möglichkeit haben, neue Musik zu entdecken, loszulassen und bis sieben Uhr morgens ohne Sorgen zu tanzen. Ich werde dich vermissen, fabric.
Alex
Rhi
Tom
Adam
Corina
Anzeige