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Fuck you, Freud: Warum klitorale Orgasmen eigentlich ziemlich großartig sind

Forscher sind zu neuen Erkenntnissen über die weibliche Lust gekommen und widerlegen damit eine 100 Jahre alte Theorie von Sigmund Freud.
Bilder: Shutterstock | Wikimedia Commons

Es war Anfang des 20. Jahrhunderts, als der klitorale Orgasmus in Verruf zu raten begann. Großen Anteil daran hatte der Vater der modernen Psychoanalyse höchstpersönlich: Sigmund Freud. Der Begründer der Penisneid-Theorie beschloss, dass klitorale Orgasmen ein Zeichen sexueller und psychischer Unreife und manchmal sogar ein Anzeichen von Geisteskrankheit seien. Obwohl der Menschheit in den letzten 100 Jahren erstaunliche wissenschaftliche Entdeckungen und Fortschritte gelangen, haben wir diese Theorie immer noch nicht überwunden.

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Glücklicherweise eilten die Forscherin Nicole Prause und ihre Kollegen der weiblichen Lust diese Woche mit ein paar gesunden Klarstellungen zu Hilfe: Klitorale Orgasmen dürfen auf keinen Fall unterschätzt werden. Die Studie, die im Journal of Sexual Medicine erschien, kam sogar zu dem Schluss, dass Frauen, die regelmäßig durch klitorale Stimulation zum Orgasmus kommen, teilweise sogar ein größeres sexuelles Verlangen haben.

„Mehrere Studien haben die schockierende Behauptung aufgestellt, dass Frauen, die durch klitorale Stimulation zum Orgasmus kommen, auf verschiedene Arten mental unzurechnungsfähig seien", erklärte Prause, Gründerin des Liberos Labors. „Diese Behauptungen sind so schockierend, da wir wissen, dass die Mehrheit der Frauen nach eigener Angabe mithilfe von klitoraler Stimulation zum Orgasmus kommt. Somit bezeichneten diese Studien die Mehrheit der Frauen als psychisch krank."

Prause und ihre Kollegen untersuchten 88 Frauen im Alter von 18 bis 53 Jahren. Zuerst wurden die Frauen mit einem Fragebogen und Interview eingehend zu ihrer mentalen und sexuellen Gesundheit befragt. Danach schauten die Frauen eine Reihe von Filmen an, die mit dem Adult Video Network Award in den Kategorien Bester Film oder Beste Szene ausgezeichnet wurden. Einige Filme hatten neutralen Inhalt, andere waren erotischer Natur. Die Frauen wurden gebeten, ihre Erregung während der Filme zu dokumentieren.

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Anschließend sollten die Frauen angeben, durch welche Art der Stimulation sie normalerweise zum Orgasmus kamen. Die meisten gaben an, dass sie den sexuellen Höhepunkt durch eine Kombination aus vaginaler und klitoraler Stimulation erreichten.

Wieviele Arten von Orgasmen können Frauen eigentlich haben?

Wie kann es also sein, dass klitorale Orgasmen so lange misstrauisch beäugt wurden? Das liegt vor allem daran, dass heterosexuelle Männer seit Jahrhunderten nicht einsehen wollen, dass Frauen, im Gegensatz zu ihnen, für einen sexuellen Höhepunkt mehr als schnöde Penetration benötigen. Die Freud'sche Theorie unterstützte sie noch in ihrem Irrglauben. Die Theorie postulierte, dass Frauen, sobald sie sich psychisch und physich normal entwickelten, auch mit den vaginalen Orgasmen in Einklang kämen.

Dabei ist längst wissenschaftlich bewiesen, dass Frauen anders zum Orgasmus kommen als Männer. Eine Studie in den Archives of Sexual Behavior hat eine ganze Reihe unterschiedlicher Arten festgestellt, auf denen Frauen Orgasmen erleben können. Eine Umfrage vom Cosmopolitan Magazin ergab, dass nur 57 Prozent der 2.300 befragten Frauen bei jedem Geschlechtsverkehr zum Orgasmus kamen—bei den Männern sind es stolze 95 Prozent. Dabei nannten 38 Prozent der befragten Frauen unzureichende klitorale Stimulation als Grund für den ausbleibenden Höhepunkt.

Gleichzeitig reden bisher viele Frauen nicht öffentlich darüber, dass vaginale Stimulation allein sie nicht zum Höhepunkt bringt. Laut der Studie fühlen sie sich zudem oft nicht wohl dabei, klitorale Stimulation beim Sex selbst anzuregen.

Prause ist bisher eine der wenigen Forscher, die versuchen, Licht ins Dunkel der weiblichen Lust zu bringen, die aus einem komplexen Zusammenspiel aus körperlicher Erregtheit und Emotionen besteht. Doch je mehr Mythen sie entlarvt, wie die des klitoralen Orgasmus, je näher kommen wir einer gleichberechtigten Befriedigung.

„Ich hoffe, dass die Studie Frauen das Selbstbewusstsein gibt, sich nicht länger darum zu sorgen, wie sie zum Orgasmus kommen—sondern ihn einfach zu genießen!", sagte Prause.