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Reproduktive Gesundheit

Männer könnten Schuld daran sein, wenn die Menschheit ausstirbt

Hasst nicht uns, hasst diese Forschungsergebnisse.

Endlich mal eine gute Nachricht: Die Menschheit stirbt aus! Ein bisschen zumindest. Zu diesem Ergebnis ist jedenfalls ein Forscherteam gekommen, das Metadaten aus fast 200 Studien zur Spermienzahl auf der ganzen Welt evaluierte.

Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Spermaqualität innerhalb der letzten 40 Jahre rapide abgenommen hat. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, so die in der Fachzeitschrift Human Reproduction veröffentlichte Studie, könnte unsere Spezies aussterben. Verantwortlich dafür sind vor allem Männer in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland.

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Männer aus diesen Regionen verzeichneten einen 52-prozentigen Niedergang in der Spermienkonzentration und einen 59-prozentigen Niedergang in der Spermienzahl. Weder in Südamerika, noch Asien oder Afrika konnten ähnliche Entwicklungen beobachtet werden, allerdings gibt es aus diesen Gegenden auch weniger Studien.

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Im Gespräch mit der BBC zeigte sich der leitende Forscher der Studie, Dr. Hagai Levine, alarmiert: "Wenn wir nichts an unserer Lebensart, unserer Umwelt und den Chemikalien, denen wir uns aussetzen, ändern, bin ich um unsere Zukunft sehr besorgt."

Das klingt wahrscheinlich alles deutlich apokalyptischer, als es ist. Trotzdem sah ich es als meine journalistische Pflicht, heterosexuelle Cis-Männer aus Nordamerika und Europa zu fragen, wie sie zu dieser Entwicklung stehen. Aber wo sollte ich die hernehmen?

Nach stundenlanger Recherche schaffte ich es endlich, ein paar Exemplare dingfest zu machen. Kleiner Scherz: Das VICE-Büro ist voll mit weißen Heterotypen! Du kannst dich kaum bewegen, so viele sind es.

"Wenn das wirklich mit schlechter Ernährung, Rauchen und viel zu wenig Bewegung zu tun hat, dann habe ich gerade überhaupt kein gutes Gefühl."

Also lauerte ich ihnen direkt morgens auf, um sie nach ihrer Spermienmobilität zu fragen. Was man halt so macht unter Kollegen. Alle waren mega entspannt und total offen für mein journalistisches Anliegen. (Reingelegt. Auch das ist ein Scherz.)

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"Ich glaube, meine Spermien sind vollkommen OK, danke", sagte mein Kollege Harry mit Brötchen und Eiskaffee in der Hand und wurde plötzlich tiefrot im Gesicht. "Ich will gar nichts darüber wissen."

Der VICE.com-Redakteur Jamie war etwas aussagefreudiger. "Ich bin untröstlich darüber, mitschuldig am baldigen Aussterben der menschlichen Rasse zu sein", gab er zu und wirkte dabei ziemlich beunruhigt. "Die wissen noch nicht genau, warum die Spermienzahl abnimmt, oder? Wenn das wirklich mit schlechter Ernährung, Rauchen und viel zu wenig Bewegung zu tun hat, dann habe ich gerade überhaupt kein gutes Gefühl."

Später schrieb er mir auf Slack. Er hätte nach spermienfördernden Nahrungsergänzungsmitteln gegoogelt und durchlebe "eine mittelschwere Panikattacke".


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Viele Männer, die ich für diesen Artikel interviewt habe, waren danach ziemlich durch die Wind. Dabei dachte ich immer, dass weiße Heteromänner absolut gar kein Problem mit dem Artensterben haben. Warum sonst leugnen so viele von ihnen den Klimawandel?

"Diese neue Erkenntnis hat dem, was ich bislang als Haupterrungenschaft meiner ganzen sexuellen Eskapaden angesehen habe – nämlich keins meiner Tinderdates zu schwängern –, einen herben Dämpfer verpasst", jammerte mein Kumpel Mike. "Als wäre der Sex nicht so schon beschissen genug gewesen."

"Denk nur mal darüber nach, wie viele Spermien jetzt gerade in diesem Büro sind. Und du brauchst nur eins davon, um ein Baby zu machen!"

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Die meisten Männer, mit denen ich gesprochen habe, schätzten aufgrund ihres grauenvollen Lebenswandels ihre Spermienzahl recht pessimistisch ein – und das völlig zu Recht. Schließlich wurden Übergewicht, Rauchen, Stress, Ernährung und die Chemikalien in unserem Plastik und unseren Pestiziden alle schon einmal verdächtigt, die Spermienqualität des modernen Mannes erheblich zu beeinträchtigen.

Daneben kann auch zu viel Fernsehen für den Niedergang der Körperflüssigkeit verantwortlich sein. Laut einer 2016 an der Universität von Kopenhagen durchgeführten Studie, steht mehr als fünf Stunden Fernsehen pro Tag mit einer niedrigen Spermienzahl in Verbindung.

"Als jemand, der kein Übergewicht hat, nicht raucht und kaum vor dem Fernseher sitzt, verstehe ich mich selbst als leuchtendes Beispiel für die Lösung, nicht die Ursache des Problems", log mein Freund Charlie mir schamlos ins Gesicht. (Er liebt Reality-TV.) "Hoffentlich sind andere Männer in Zukunft so aufgeklärt wie ich. Zusammen können wir die Bedrohung abwehren."

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Wenn dir das alles zu viel ist, dann mach es einfach wie mein Kollege Joel und hülle dich in tröstende Ignoranz: "Sperma ist bestimmt keine schwindende Ressource", polterte er. "Es gibt zu jeder Zeit so unfassbar viel Sperma auf dieser Welt. Denk nur mal darüber nach, wie viele Spermien jetzt gerade in diesem Büro sind. Und du brauchst nur eins davon, um ein Baby zu machen!"

Schon an dieser Stelle war ich versucht, ihm zuzustimmen. Er war allerdings noch nicht fertig. "Abgesehen davon", fuhr er fort, "müssten die doch mittlerweile an synthetischem Sperma arbeiten, oder? Wenn es nicht schon längst Pläne gibt, Männer aus dem Reproduktionszyklus auszuschließen, dann ist das ein echtes Versäumnis."

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