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Sex

Thilo Sarrazin und René Kuhn wichsen auf denselben Keks

Rasierte Männer sind für die Freundin unseres Autors Schulbuben. Er hingegen will eigentlich nur Mann sein, ohne beim Onanierwettbewerb zwischen Thilo Sarrazin und René Kuhn mitzumachen.

Foto von Rob DiCaterino

Ich will Mann sein. Das will ich, aber vor allem fordert das meine Freundin. Und nicht nur sie, sondern einen Grossteil der Frauen, denen ich begegne. Wenn ich meinen Bart rasiere, oder nur stutze, werde ich eine Woche lang als „Burrscht" oder „Bubi" beschimpft. Und wenn ich nachfrage, ist es meine Schuld. „Ich bin doch nicht pädophil!", sagt sie dann und lässt es mich mit jedem Kuss spüren.

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Ich soll rau, kaputt, eine Art Pete Doherty mit Schamgefühl sein. Oder einfach ein Pete Doherty. In gesunden Dosen jedenfalls rücksichtslos. So viel Nähe zulassen, dass sie die ist, die mehr will und ich nicht der bin, der klammert, nicht der bin, der meint, der tausendste Taboulé-Salat und das tausendste „Ich liebe dich!" wären wie beim ersten Mal. Kurz: Der gesamte Gefühls-Scheiss soll zwar da sein, aber bitte nur auf Abruf.

By the way: Am schlimmsten seien Steel Panther-Fans, die ihre letzten Pubertätshormone im Eisschrank konservieren! Wenn meine Freundin umzieht, soll ich Schränke, Betten und Kommoden durch die Stadt schleppen. Das soll ich, das mache ich, das mache ich alles gerne. Aus dem Bauchgefühl oder einer Masochismus-Modifikation im Spannungsfeld zwischen Mutter- und Vaterkomplex.

Foto von Wikimedia

Ich soll gut aussehen, gut handeln, im Moment frei, aber in Ewigkeit gebunden sein. Natürlich darf man mir auch die überspitzte Essenz von 18.000 Jahren Frauenunterdrückung an den Kopf werfen! (Was bitte unterscheidet die Venus von Willendorf von einem Amateur-Rape-Porno?! Jaja, alles derselbe Sexismus.) Jedes Geschlechterbild ist fremdbestimmt. Wenn ich ein Mann sein soll und Mann sein muss, damit Frau das anziehend findet, mach ich die Performance gerne mit. Nur hätte ich dabei gerne wenigstens einen halben Kraftfutter-Massbecher an Deutungshoheit!

Nicht jeder mit einem Schwanz muss sich als Mann verstehen und viele Leute, die sich als Mann verstehen, haben ihre Selbstdefinition aus dem Politik-Bund von Men's Health oder dem Kulturteil vom BLICK (Vielleicht People & TV?). Und wenn ich darüber quengle, wie schwer es als frisch rasiertes Jungmännchen ist, hat das nichts mit der Tugendterror-Paranoia eines Sarrazin zu tun.

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Foto von [Franz Johann Morgenbesser](https://www.flickr.com/photos/vipevents/9812532794/ )

Im Gegenteil! Gibt es nur einen Menschen, der sich als Mann versteht und nicht mit den Antifeminismus-Grenadieren à la René Kuhn im Sandkasten spielen will, muss dieser Mann-Mensch laut werden! Mitspracherecht dabei fordern, was Männer ausmacht. Und auch fragen, ob die ollen Geschlechter überhaupt noch jemand braucht.

Falls wir das Mannsein abschaffen wollen, bitte mit prominenten Botschaftern im UNICEF-Stil! Etwa mit Roger Federer, Richard Gere und einem chemisch kastrierten Dominique Strauss-Kahn. Als Post-Männer hätten wir dieselben Beziehungen mit anderen Menschen bzw. Eichhörnchen (Piratenpartei-Sprech. Keine Zoophilie in diesem Text.), denselben Sex mit anderen Menschen bzw. Eichhörnchen.

Die, die nicht mitspielen möchten, ziehen mit René Kuhn, Roger Köppel und Thilo Sarrazin ins Maskulinismus-Reservat. Braucht es dort Schlumpfine, kommt Eva Herman zur Proteinkur vorbei. Sonst rennt man in dieser Macho-Abtei zu Chris von Rohr-Sound die 100 Meter mit einem Traktor an den Hoden und wichst vor Russel Crowe-Bildern auf einen Keks. Wer als Letzter abspritzt, muss ihn essen. Und der Keks hat Saugstärke, denn es ist kein hochwertiger Tuc-Keks, sondern die Hausmarke vom Penny-Markt.

Wo ihr am Wochenende hinkönnt, wenn die Discounter schon geschlossen haben und ihr eure Männlichkeit im Balztanz beweisen wollt:

Am Donnerstag egehn wir als allerstes an die VIU Shop-Eröffnung an der Grüngasse und danach gehen wir tanzen. Also nicht Schulterwippend auf dem Platz stehen. Tanzen. So richtig scheisse tanzen. An der Silly Dance Schweizmeisterschaft in der Turnhalle. Oder geil wie ein Hirsch tanzen.Trinity Vol. 21 im Hirscheneck. Schokoladentanzen. Happy Easter Tanzbar in der Tankstell. Ohne wenn und aber, Tanzzentral im Südpol. Ganz verkehrt: Tanzverbot im Kraftfeld. Oder wir schauen uns am Theater Neumarkt die vierte VISIOTHEK an, dazu könnt ihr auch 2x2 Tickets gewinnen (bei till.rippmann@vice.com melden).

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Am Freitag gehen wir ans Giraffage im Bonsoir, kippen ganz geheim eins hinter die Binde in der Dampfzentrale und krachen dann in den Stall 6 mit Goribor.

Samstags schlüpfen wir aus unseren vier Wänden in die rasselndsten, rauchigsten, exkstatischsten Gefielde der Osternacht. Wir wagen uns in dunkle Labore oder Keller, in denen Schuhe zu wilden Tieren werden. Wir halten den Atem an, aus Furcht vor der Bananenlobby, schliessen die Augen für Naturklang und Gezeitenecho und leben das Leben wie es sich gehört: life.

Am Sonntag gibts zuerst Chicago Views in der Kunsthalle Luzern und falls ihr noch nicht dazu gekommen seid, könnt ihr eure Eier schaukeln mit Eierschaukeln im Hive.

Montags Gehen wir den grossartigen SOHN anhören im Papiersaal oder wir schauen den Yves Saint Lauerent-Film, zum Beispiel im Kultkino.

Dienstags kotzen wir die restliche Schokalde aus und gehen Käse fressen und Musik hören beim Cheestsicks Club. Voltaire würde sich im Grab umdrehen.

Am Mittwoch dann kommen wir dazu, die Dinge einfach nur zu geniessen. Wir haben ein Rendezvous mit Kalle Mattson im Bad Bonn, gehen an ein [Tête-à-Tête mit Wölfen und Lämmern](http:// https://www.facebook.com/events/649745111745465/?fref=ts) im Balz und schleichen uns zu Big John Bates ins Royal.