VICE DE - FEMINISMEVoor vrouwen die hun plek kennen.https://www.vice.com/de%2Ftopic%2Ffeminisme-feministdeThu, 09 May 2019 14:18:54 GMT<![CDATA[Was sich bei VICE.com geändert hat]]>https://www.vice.com/de/article/ywywbk/was-sich-bei-vice-geaendert-hatThu, 09 May 2019 14:18:54 GMTWir fassen alle Bereiche unserer Berichterstattung auf einer Seite zusammen. Musik, Feminismus, Tech und Food findet ihr jetzt auf VICE.com. Bald auch auf einer neuen Website. Nur i-D bleibt weiterhin als eigene Seite erhalten.

In den letzten Jahren haben Musik-Fans alles Neue und Wichtige bei Noisey gelesen, Motherboard hat euch mit News und Einordnungen rund um Tech versorgt, bei Broadly fandet ihr neue Perspektiven zu Frauen, Feminismus und Identität, Munchies hat euch die heißesten Geschichten im Food-Bereich geliefert. Wir danken allen Lesenden für den Support über all die Jahre, für die zahlreichen Kommentare, eure Kritik und eure Leidenschaft.

Alle Themen haben wir jetzt gebündelt, damit ihr sie schnell und einfach auf einer Seite finden könnt. Wir werden weiterhin über all diese Themen berichten, nur eben auf der gemeinsamen Seite VICE.com. Ebenso, wie ihr Berichte zu Clubkultur bei uns findet, um die sich früher Thump gekümmert hat, und Sport-Themen, die auf VICE Sports liefen.

Wir freuen uns, euch dann bald auch auf der neuen deutschsprachigen VICE.com begrüßen zu können. Wenn ihr nichts verpassen wollt, folgt uns auf Instagram, Facebook und Twitter.

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<![CDATA[Video: Ein Pornostar gibt euch Karrieretipps]]>https://www.vice.com/de/article/yw8k8v/video-ein-pornostar-gibt-euch-karrieretippsThu, 14 Mar 2019 08:44:13 GMT

Broadly-Host Dee Nasty lernt von Pornostars fürs Leben. In dieser Folge erfährt sie von Regisseurin und Darstellerin Angela White, was man tun muss, um als Unternehmerin erfolgreich zu werden. Die gebürtige Australierin hat nicht nur ein Genderstudies-Studium mit Auszeichnung abgeschlossen, sondern führt auch ihre eigene Produktionsfirma.

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<![CDATA[Wie Fremdgehen in einer polyamorösen Beziehung aussieht]]>https://www.vice.com/de/article/3kgvny/wie-fremdgehen-in-einer-polyamorosen-beziehung-aussiehtMon, 11 Mar 2019 09:37:00 GMTAls ich meinen Mann kennenlernte, sagte er mir unmissverständlich, dass Küssen in seinen Augen als Fremdgehen zählt. Da überrascht es vielleicht, dass wir heute, zehn Jahre später, beide regelmäßig Sex mit anderen haben.

Keiner von uns hatte davor eine offene Beziehung, aber wir haben immer ehrlich über Sex, Liebe und Beziehungsformen gesprochen. Wir haben uns sehr langsam an das Thema herangetastet: Erst hatten wir gemeinsam Sex mit anderen, dann sind wir eigenständig losgezogen. Heute sind wir verheiratet, leben zusammen und unsere Beziehung hat oberste Priorität. Trotzdem treffen wir uns mit anderen Menschen. Als ich meinen Mann vor Kurzem fragte, ob Küssen für ihn immer noch Fremdgehen sei, erwartete ich von ihm als Antwort nur ein Lachen. Aber er blieb ernst.

"Ja", sagte er. "Wenn das etwas wäre, auf das wir uns nicht geeinigt haben."


VICE-Video: Hinter den Kulissen von Londons hedonistischer, polyamoröser Einhorn-Bewegung


Von außen mag es so aussehen, als wäre im Rahmen einer polyamorösen Beziehung alles erlaubt. Dabei basieren die allermeisten auf einer Reihe hochindividueller Vereinbarungen. Unsere nüchternen Diskussionen über persönliche Grenzen, Unsicherheiten, Bedürfnisse und Sehnsüchte stehen im starken Kontrast zum sexuell emanzipierten alles-geht-Lifestyle, den sich viele Menschen unter einer solchen Beziehung vorstellen. Auch in einer offenen Beziehung kann man betrügen. Was genau als Fremdgehen gilt, kann sich allerdings von Beziehung zu Beziehung dramatisch unterscheiden.

Laut Franklin Veux und Eve Rickert, Autor und Autorin von More Than Two: A Practical Guide to Ethical Polyamory ist Polyamorie für manche "nur eine gehobene Art zu sagen, dass du fremdgehen darfst". Aber in Wahrheit sei das Gegenteil der Fall. "Es bedeutet, dass man mehr zuhört, mehr diskutiert und sich mehr selbst analysiert, als man es vielleicht gewohnt ist."

Cathy und Thomas Keen sind seit neun Jahren zusammen, sieben davon nichtmonogam. Über ein Jahr befand sich das Londoner Paar – sie 39, er 33 Jahre alt – in einer offenen Beziehung mit der gemeinsamen Freundin Nicole Everett. In dieser Zeit konnten alle drei auch mit anderen Personen intim werden. Vor Kurzem hat die 27-jährige Everett allerdings einen neuen Partner kennengelernt, der die Sache etwas anders sieht.

"Er weiß von meiner Beziehung mit Cathy und Thomas, aber wäre nicht einverstanden, wenn ich jemand Neues daten würde", erklärt sie. "Thomas und Cathy hätten kein Problem damit, aber für ihn wäre das Fremdgehen. Es ist ein bisschen verwirrend."

In ihrem Buch Mating in Captivity: Sex, Lies and Domestic Bliss weist Psychotherapeutin Esther Perel darauf hin, dass alle Beziehungen auf Vertrauen basieren. Wenn dieses Vertrauen verletzt wird, kann das einem Verrat gleichkommen. Das gilt für monogame wie für offene Beziehungen. "Auch wenn die Regeln anders aussehen, können sie gebrochen werden. Und das hat die gleichen schmerzhaften Konsequenzen."

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Marceille Bisset | Foto bereitgestellt

Marceille Bisset, 26, war am Boden zerstört, als sie herausfand, dass ihr Partner, mit dem sie eine offene Fernbeziehung führte, heimlich andere Freundinnen hatte. Eigentlich hatte das Paar abgemacht, einander von anderen Partnern und Partnerinnen zu erzählen. Er wusste von Bissets anderen Beziehungen und sie erwartete im Gegenzug die gleiche Ehrlichkeit von ihm. Als sie einen Flug buchen wollte, um ihn zu besuchen, schrieb er ihr in einer E-Mail, dass er jemand Neues kennengelernt habe. Die neue Partnerin wolle monogam leben. Als sie nachhakte, gab er zu, dass er mit der "neuen Freundin" schon seit zwei Jahren zusammen war. Außerdem hatte er eine weitere Partnerin in einer anderen Stadt.

"Wir drei Frauen dachten alle, dass wir uns in offenen Beziehungen mit ihm befinden, aber er hat uns voreinander geheim gehalten", sagt Bisset. "Er wollte keine Verantwortung übernehmen. In einer nichtmonogamen Beziehung kannst du eigentlich alles haben – warum verheimlichst du sowas dann?"

Die 54-jährge Leanne, die eigentlich anders heißt, erzählt mir, wie ihre offene Ehe zerbrach, nachdem ihr Mann mit einer Frau geschlafen hatte, von der er wusste, dass sie damit nicht einverstanden sein würde. "Die Regel unserer polyamorösen Ehe war, dass wir nicht mit anderen Sex haben, ohne vorher miteinander darüber zu sprechen", sagt Leanne. "Mein Ex wollte mit der Mutter von einem der Freunde meines Sohns schlafen. Er wusste, dass ich Nein gesagt hätte, also hat er es sechs Monate lang hinter meinem Rücken getan."

"In nichtmonogamen Beziehungen legt man selber fest, wie man mit anderen Beziehungen umgeht und wo die Grenzen liegen", sagt Psychologin und Sex- und Intimitätscoach Dr. Lori Beth Bisbey. "Wenn man das hintergeht, tritt man die ganze Arbeit, die man in eine Beziehung gesteckt hat, mit Füßen. Es geht nicht um Sex, es geht nicht um Eifersucht – auch wenn Poly-Paare entgegen verbreiteter Meinung damit ihre Probleme haben –, es geht um die Lüge."

Die Regeln variieren von Beziehung zu Beziehung. In manchen sind vielleicht Partner eines bestimmten Geschlechts Tabu, bei anderen bestimmte Sexakte. Bei vielen, wie auch bei meinem Mann und mir, braucht es erst die Zustimmung des oder der anderen, bevor man sich mit jemand Neuem einlässt. Aber Regeln können sich ändern. Die meisten polyamourösen Paare, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass sich die Definition von "Fremdgehen" bei ihnen mit der Zeit geändert hat.

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Tereza und Josef | Foto bereitgestellt

Tereza und Josef Sekovovi führten zehn Jahre eine monogame Beziehung, bis sie sie vor zwei Jahren öffneten. Die zu Beginn noch strengen Regeln lockerten das in Prag lebende Paar mit der Zeit. Ursprünglich hatten sie vereinbart, mit niemandem ohne vorheriges Einverständnis zu schlafen. Als Josef aber einmal spät in der Nacht vor der Entscheidung stand, ob er seine Frau wegen einer gerade gemachten Bekanntschaft anrufen und wecken soll, wurde ihnen klar, dass ihre Vereinbarung nicht besonders praktikabel war. "Wir haben uns langsam rangetastet. Zuerst haben wir gesagt, 'Küssen und Kuscheln ist OK'. Als wir gesehen haben, dass wir gut damit umgehen, haben wir uns darauf geeinigt, dass auch Sex mit anderen OK ist", sagt Josef.

Kommunikation ist alles. Auch wenn es nichtmonogame Paare gibt, die sich bewusst dafür entscheiden, einander nichts von ihren anderen Geschichten zu erzählen, beharrten alle, mit denen ich gesprochen habe, darauf, dass Ehrlichkeit und Offenheit der einzige Weg seien, Fremdgehen zu vermeiden. "Es steht gar nicht zur Debatte, es nicht zu erzählen", sagt Tereza. "Es wäre sehr komisch, wenn ich etwas vor Josef verstecken müsste. Das würde sich anfühlen, als würde ich ihn hintergehen." Josef sieht das genau so. "Etwas Intimes mit jemand anderem zu haben und Tereza nicht davon zu erzählen, wäre für mich Fremdgehen."

Das Gespräch nach der Zeit mit einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin kann in einer nichtmonogamen Beziehung genauso wichtig sein wie das Etablieren gemeinsamer Grenzen davor. Bei Cathy und Thomas ist das definitiv der Fall. "Es ist OK, getrennte Beziehungen zu haben, aber ich erzähle Thomas immer davon und, nachdem ich bei einer anderen Person war, erleben wir immer eine Art Wiedervereinigung. Ich muss dann dafür sorgen, dass Thomas sich in der Beziehung sicher fühlt, dass ich noch da bin, ihn noch liebe und meine Familie Priorität hat", sagt Cathy.

Safer Sex ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Eine Studie der University of Michigan, die Daten von mehreren hundert Individuen über einen Online-Fragebogen auswertete, fand heraus, dass Menschen, die in monogamen Beziehungen fremdgehen, öfter ungeschützt Sex haben als solche in offenen Beziehungen. "Kein Kondom zu verwenden und das nicht zu sagen, ist wahrscheinlich das Schlimmste, was du in einer offenen Beziehung machen kannst", sagt Cathy. "Das ist mir mit meinem Ex passiert. Am Ende hatte ich Chlamydien. Wir alle hatten Chlamydien. Ich war so unfassbar sauer."

Auch wenn klar ist, dass die meisten polyamorösen Paare Fremdgehen eindeutig missbilligen, so wenden viele ein, dass es nicht zwangsläufig das Ende der Beziehung bedeuten muss, wenn es passiert. Auch wenn sie in der Vergangenheit verletzt wurde, glaubt Marceille, dass nichtmonogame Menschen besser darin sind, einen solchen Vertrauensbruch zu verarbeiten: "Nicht monogam zu sein hat den Vorteil, nach dem Fremdgehen eine Beziehung neu strukturieren zu können, ohne sie zwangsläufig beenden zu müssen."

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<![CDATA[Ja, Rauchen ist schlecht – alles andere aber auch]]>https://www.vice.com/de/article/43zqjj/ja-rauchen-ist-schlecht-alles-andere-aber-auchTue, 05 Mar 2019 08:49:50 GMTIch rauche schon seit Jahren. Auch, weil ich so verdammt cool dabei aussehe. Aufhören möchte ich nicht. Warum sollte ich? Das ist gar nicht schnippisch gemeint. Ich bin wirklich neugierig. Natürlich ist Rauchen scheiße. Falls du vorhaben solltest, damit anzufangen – tu es nicht. Allein schon deshalb, weil es wirklich ungesund ist. Was allerdings jede Raucherin und jeder Raucher im krankheitsanfälligen Herz spürt, ist Liebe. Liebe für die Zigarette.

Ich liebe es, an einem kühlen Herbstmorgen auf meiner Feuertreppe zu sitzen, einen Kaffee zu trinken und dabei die erste Zigarette des Tages anzuzünden. Ich liebe diesen kleinen Moment der Aufregung, wenn eine Person, die ich gut finde, ebenfalls raucht. Ich liebe es, mich von Partys wegzuschleichen, um mir mit dieser Person eine Zigarette zu teilen. Ich liebe es, wie viel Struktur das Rauchen in meinen Tag bringt, weil ich viel von zu Hause aus arbeite.

All diese Gründe haben mich davon abgehalten, wirklich mit dem Rauchen aufzuhören – auch wenn ich vor anderen Leuten immer wieder davon rede. Ich will diesbezüglich aber ehrlicher sein, weil ich es inzwischen richtig absurd finde, überhaupt zum Aufhören befragt zu werden. In solchen Momenten lautet meine Standardantwort jetzt: "Warum sollte ich mit etwas aufhören, was mir Halt gibt, während die Menschheit langsam aber sicher auf ihr Ende zuschlittert?"

"Warum meditierst du nicht stattdessen?", entgegnete mir eine gesundheitsbewusste Freundin vor Kurzem. Ihr Argument ist nicht neu und zeigt deutlich, dass es zwei Arten von Bewältigungsmechanismen gibt – gesunde und ungesunde. Und nur eine Art ist gesellschaftlich akzeptiert. Wenn wir uns mal etwas "Böses" gönnen wollen, greifen wir zur Zigarette, zum Alkohol oder zum Fast Food. Nach einem Scheißtag oder einem Beziehungsende ist das auch voll OK. Zur Routine darf das Ganze aber nicht werden, sonst macht man sich angreifbar. Nur: Warum? Wieso verlangen wir voneinander, auf "gesunde" Art und Weise mit politischen Hiobsbotschaften und dem Klimawandel umzugehen?

Angenommen, das Ende unserer Tage ist nicht mehr abzuwenden. Wie würdest du dich da nach der Apokalypse verhalten? Manche Leute haben sich für diesen Fall schon einen ausgeklügelten Plan zurechtgelegt – und sie werden dir bei Partys genau darüber ein Ohr abkauen. Aber dann gibt es auch Menschen wie mich, die diesen Wunsch nach dem Überleben gar nicht erst erspüren.


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Zum einen scheint man nämlich während des postapokalyptischen Lebens immer viel rennen zu müssen (schlecht für Raucher!), zum anderen bietet einem die postapokalyptische Welt keinen Komfort mehr. Lebensmittel sind knapp, Alkohol wenn überhaupt nur noch eine seltene Belohnung. Stell dir den Alltag der Überlebenden vor und wie sie ihre Körper in dieser Welt nur noch nach Produktivität und Effizienz bewerten. Nein, danke.

Vielleicht treibe ich meinen eigenen Zerfall voran, indem ich weiter rauche. Ich bin aber nicht so nihilistisch, wie die Menschen, die schon jetzt so leben, als ob es sich quasi für nichts mehr zu leben lohnt. Rauchen ist doch genau die richtige Menge Zynismus für unsere Zeit. Es zeigt, dass ich für meinen unwahrscheinlichen Ruhestand nicht gesund sein muss. Gleichzeitig bin ich noch nicht entmutigt genug, um auf alles zu scheißen und etwas Härteres zu nehmen.

Auch für uns stinkende Raucherinnen und Trinker müssen wir um die Menschenwürde kämpfen.

Manchen Menschen macht es Spaß, enthaltsam zu leben. Ich gehöre nicht dazu. Dass man das Jetzt opfert, nur um noch länger verzichten zu können, ist für mich schon immer in Ignoranz verwurzelt. Jeder Mensch wird irgendwann mal sterben, auch die Wellness-Gurus, die Fitness-Freaks und die Detox-Teetrinker. Für mich kommt es deswegen darauf an, das Beste aus unserer Zeit auf der Erde machen.

Was mich ernsthaft darüber nachdenken lässt, mit dem Rauchen Aufzuhören, ist die Überlegung, wie mein gesunder Körper anderen helfen kann. Und damit meine ich nicht als möglichst effektive Arbeitskraft, sondern als Instrument, mit dem ich ander unterstützen und für andere da sein kann. Dafür würde ich gerne so lange wie möglich leben. Nicht, um die derzeitige Welt auszuhalten, sondern um auf eine bessere Welt hinzuarbeiten.

Aber wie würde eine bessere Welt aussehen? Für mich ist das eine Welt, in der wir den moralischen Instinkt ignorieren, andere Menschen aufgrund ihrer Lebensumstände und ihres Umgangs damit entweder zu akzeptieren oder direkt abzuschreiben. Auch für uns stinkende Raucherinnen und Trinkerinnen müssen wir um die Menschenwürde kämpfen – und überhaupt für alle, die versuchen klarzukommen und dabei zu zweifelhaften Mitteln greifen.

Vielleicht klingt das alles jetzt nur wie eine ausführlichen Rechtfertigung für meine schlechte Angewohnheit. Aber so ist das eben mit persönlichen Essays. Irgendwann höre ich bestimmt mit dem Rauchen auf. Nicht, weil ich mich doch dem Gesundheitswahn oder den Fragen derer hingebe, die sich angeblich um mich sorgen. Nein, ich bin einfach zu eitel. Und Rauchen verursacht Falten.

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<![CDATA[Wie ihr eine Sexszene sicher, respektvoll und entspannt dreht]]>https://www.vice.com/de/article/wjmz3x/wie-ihr-eine-sexszene-sicher-respektvoll-und-entspannt-drehtTue, 26 Feb 2019 09:42:41 GMTIm August 2015 setzte The Hollywood Reporter sechs Schauspielerinnen an einen Tisch. Sie sollten vor allem über ihre Erfahrungen als Comedy-Darstellerinnen sprechen, landeten aber schließlich beim Thema Grenzüberschreitung. Amy Schumer erzählte, dass ein Schauspieler sie gefragt habe, ob sie ihren Filmkuss nicht schon einmal abseits der Kamera üben sollten. Ellie Kemper aus der Serie Unbreakable Kimmy Schmidt, hatte dafür keinerlei Verständnis. "Das klingt jetzt vielleicht vereinfachend", sagte sie, "aber wenn man jemandem im Film tötet, dann tötet man diese Person ja auch nicht wirklich". Warum sollten Intimitäten vor der Kamera also echt sein?

"Irgendwie versteht jeder, dass ein Schauspieler alles nur spielt. Die einzige Ausnahme sind Sexszenen", sagt die Bewegungs- und Intimitäts-Koordinatorin Ita O'Brien. "Da kommt immer die Frage auf, wie es denn sexy aussehen kann, wenn nur geschauspielert wird. Eine Sexszene ist und bleibt aber gestellt." Seit 2015 entwickelt O'Brien Methoden, die Schauspielern und Schauspielerinnen in intimen Drehmomenten ein sicheres Umfeld bieten sollen. Zum ersten Mal setzte sie sich für ein Theaterstück intensiver mit der Dynamik zwischen Täter und Missbrauchsopfer auseinander. Dann ließ das Thema sie nicht mehr los.

"Mir wurde klar, dass ich klare Richtlinien und Abläufe einführen muss, damit sich meine Schauspieler und Schauspielerinnen sicher fühlen können", sagt O'Brien. Aus diesem Gedanken entsprangen die "Intimacy On Set"-Guidelines, die zum Beispiel besagen, dass Sexszenen nicht probegefilmt werden oder dass bestimmten Körperstellen nicht berührt werden dürfen. Dabei mitgeholfen hat Vanessa Ewan, eine Bewegungslehrerin an der Central School of Speech and Drama in London. Ihr fiel auf, wie viel Zeit Kampfcheoreografen für die Organisation ihrer Sequenzen bekommen. Daraufhin schlug sie vor, dass man Sexszenen und andere intime Drehmomente auf die gleiche Art angehen sollte.


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O'Brien hat in den vergangenen fünf Jahren Workshops für Mitwirkende in Theater-, Film- und Fernsehproduktionen gehalten. Seit dem Erfolg der Netflix-Serie Sex Education ist sie mit ihrer Arbeit bekannter geworden. Die Serie folgt Otis (Asa Butterfield), der an seiner Schule als Amateur-Sextherapeut agiert. Dabei gibt es viele intime Szenen: erste Küsse, Selbstbefriedigung, Sex auf Hauspartys. Die Darstellerinnen und Darsteller berichten, dass ihre Sex-Szenen wie ein Tanz choreografiert wurden, damit sich alle Beteiligten dabei wohlfühlen.

In den USA hat die HBO-Serie The Deuce die Intimitäts-Koordinatorin Alicia Rodis angeheuert. Das hatte die Schauspielerin Emily Meade Anfang 2018 gefordert, sie spielt eine junge Sexarbeiterin namens Lori Madison. Im Oktober verkündete HBO, der Sender werde in Zukunft Intimitäts-Koordinatorinnen für all Serien mit sexuellen Inhalten engagieren. Zu den Produktionen, die in den USA auf HBO laufen, gehören Game of Thrones, Westworld und Insecure.

"In der Fernsehwelt setzt HBO Maßstäbe", sagt Claire Warden, eine Intimitäts-Koordinatorin und Sprecherin der Non-Profit-Organisation Intimacy Directors International. Diese Organisation hat mit den "Pillars of Safe Intimacy" ebenfalls eine Reihe an Guidelines für "simulierte Intimitäten" herausgebracht. "Schauspielerinnen und Regisseure realisieren langsam, dass es solche Ressourcen gibt und dass sie bei solchen Szenen Unterstützung anfordern können. Ich hoffe, dass wir so mit gutem Beispiel vorangehen und dass andere Sender es HBO gleichtun", fügt Warden hinzu.

O'Brien stimmt dem voll und ganz zu. "Diese Entwicklung ist ein positives Zeichen. HBO hat erkannt, dass eine choreografierte Sexszene es den Schauspielern ermöglicht, sich der Szene voll hinzugeben. Sie können so die Bedeutung besser erschließen", sagt sie. Man stehe aber erst am Anfang, es müssten noch viel mehr Sender, Serien und Produktionen erkennen, wie wichtig dieser Prozess ist.

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Ita O'Brien mit einem Schauspiel-Pärchen | Foto: bereitgestellt von Ita O'Brien

Wie Ewan bereits erkannt hat, gibt es bei Kampfszenen schon länger gewisse Regeln für den Schutz der Schauspieler und Schauspielerinnen. Das British Stunt Register sorgt beispielsweise schon seit 1973 dafür, dass bei "Stunteinlagen und der Sicherheit die höchsten Standards gelten". Und die Stuntmen’s Association of Motion Pictures sowie die Stuntwomen’s Association of Motion Pictures wurden 1961 beziehungsweise 1967 gegründet. Insbesondere öffentlichkeitswirksame Bewegungen wie #MeToo zwangen die Filmbranche allerdings, sich auch mit anderen Fragen zur Sicherheit am Set auseinanderzusetzen.

"Früher hat man nicht verstanden, welche psychologischen Schäden es verursacht, wenn jemand nicht gut behandelt wird. Wenn man am Filmset ohne Vorwarnung die Anweisung bekommt, sich auszuziehen und die Szene zu drehen.", sagt O'Brien. "Nach Harvey Weinstein werden die Menschen endlich ernst genommen, die über diese Negativerfahrungen sprechen." Die größte Veränderung sei laut O'Brien, dass man sich in der Industrie der eigenen Fehler bewusst wurde.

Bernado Bertouccis Film Der letzte Tango in Paris ist ein Beispiel dafür, wie Sexszenen nicht gedreht werden sollten. Die brutale Vergewaltigungsszene zwischen Maria Schneider und Marlon Brando war ohne Schneiders Zustimmung teilweise improvisiert. "Ich weinte echte Tränen", erzählte die inzwischen verstorbene Schauspielerin 2007. "Ich fühlte mich erniedrigt und – um ehrlich zu sein – auch ein wenig vergewaltigt. Sowohl von Marlon als auch von Bertoucci." Léa Seydoux benutzte ähnliche Worte, als sie ihre Erfahrungen mit dem Regisseur Abdellatif Kechiche am Set von Blau ist eine warme Farbe beschrieb.

Ita O'Brien
Ita O'Brien koordiniert eine Sexszene | Foto: bereitgestellt von Ita O'Brien

"Früher machten Regisseure vielleicht schon deutlich, was sie von einer intimen Szene erwarten, und holten nur die nötigsten Mitarbeiter ans Set. Aber von Vereinbarungen dazu, welche Körperteile berührt werden dürfen, wussten sie nichts", erklärt O'Brien. "Stattdessen sollten die Schauspieler und Schauspielerinnen einfach loslegen und improvisieren. Die legten sich dann richtig ins Zeug, aber waren sich nicht sicher, was am Ende wirklich im Film landet." Genau hier kommen die Richtlinien zur Intimität vor der Kamera ins Spiel: "Man redet vorher ganz offen über die Szene und spricht mit klaren Worten an, was OK ist und was nicht", sagt die Intimitäts-Koordinatorin. "Durch diese Transparenz lassen sich Zwischenfälle wie der von Der letzte Tango in Paris vermeiden. Sobald jemand am Set irgendetwas plant und organisiert, das nicht offen vereinbart wird, ist das Missbrauch."

Für die Zukunft wünscht sich O'Brien, dass alle Produzenten und Regisseure die Guidelines als tatsächliche Verhaltensregeln am Set einführen. Jedes Filmprojekt, das nach Geldgebern sucht, sollte sich laut der Intimitäts-Koordinatorin den Richtlinien verschreiben, um eine Finanzierung zu erhalten. "Alicia Rodis und ich haben das Ziel, dass in fünf Jahren jede Sexszene nur noch nach vorher festgelegten Richtlinien gedreht wird", sagt sie.

Claire Warden wird bald als erste Intimitäts-Koordinatorin bei einem Broadway-Stück mithelfen. Nicht ohne Stolz erzählt sie: "Mir haben bisher fast alle Schauspielerinnen gesagt: 'Ich wünschte, du wärst letztes Mal auch schon mit dabei gewesen' oder 'Ich mache das nie wieder ohne eine Intimitäts-Koordinatorin'."

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<![CDATA[Dieser Schönheitswettbewerb gibt Mädchen mit Behinderungen eine Bühne]]>https://www.vice.com/de/article/vbw3xd/dieser-schoenheitswettbewerb-gibt-maedchen-mit-behinderungen-eine-buehneMon, 18 Feb 2019 08:18:39 GMT

Broadly begleitet die Teenagerschwestern Josie und Hannah Crank aus Fort Lauderdale, Florida, bei ihren Vorbereitungen für den MIss Arc Boward Schönheitswettbewerb. Dieser Beauty Pageant für Kinder und Teenager mit Förderbedarf hat wenig mit den üblichen US-amerikanischen Veranstaltungen dieser Art zu tun. Hier bekommen Mädchen und junge Frauen die Gelegenheit, vor Hunderten Menschen aufzutreten und gegen Vorurteile anzukämpfen.

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<![CDATA['Kick it like Beckham' ist die schönste lesbische Liebesgeschichte, die nie erzählt wurde]]>https://www.vice.com/de/article/vbwbaa/kick-it-like-beckham-ist-die-schoenste-lesbische-liebesgeschichte-die-nie-erzahlt-wurdeThu, 14 Feb 2019 08:59:50 GMT Zum Valentinstag will ich keinen Rosenkavalier. Stattdessen wünsche ich mir meine persönliche Jules. Wenn ihr keine Ahnung habt, wen ich damit meine, müsst ihr unbedingt Kick it like Beckham schauen. Zwar geht es in dem Fußball-Film vordergründig um Teamwork, Freundschaft, weibliche Stärke und Adidas-Trainingsanzüge. Trotzdem erkläre ich anlässlich dieses Valentinstags Kick it like Beckham zu einer lesbischen Rom-Com.

Der Film erzählt die Geschichte von Jess (Parminder Nagra) und Jules (Keira Knightley), die darum kämpfen, von ihren Familien akzeptiert zu werden. Nicht als Lesben, sondern als Fußballspielerinnen. Das Duo war in meiner Jugend meine absolute Traumbeziehung. Ich identifizierte mich so sehr mit ihrer Sturheit, ihrer Rebellion gegen Push-up-BHs und ihrer Ablehnung von Dates mit Jungs. Mein sehnlichster Wunsch war, sie als Paar zu sehen. Denn die Chemie zwischen Jess und Jules ist eindeutig.

Erstens besteht gefühlt die Hälfte des Films aus Szenen, in denen Jess' Familie sie mit ihrem Verhältnis zu Jungs aufzieht. Sie reagiert genervt, würgt gespielt. Das soll primär zeigen, dass sie "anders als die anderen Mädchen" ist, und nicht unbedingt lesbisch. Die Ästhetik der beiden Hauptfiguren ist in meinen Augen allerdings eindeutig.

"Nur weil ich Trainingshosen trage und Sport treibe, bin ich noch lange keine Lesbe!", schleudert Jules ihrer Mutter entgegen. OK, Jules, aber du vergisst den Part, wo du in deine beste Freundin verschossen bist, die ebenfalls ausschließlich Trainingshosen trägt und David Beckham einen Schrein gebaut hat. Wir wissen doch alle, dass obsessives Fantum eine große Homo-Tradition ist.

Jules' Zimmer ist voll mit Postern von dem US-Fußballstar Mia Hamm und anderen "muskulösen Frauen", wie Jules' Mutter sie nennt. An einer Stelle im Film werfen Jess' konservative Eltern ihr vor, sie habe an der Bushaltestelle mit einem Jungen geknutscht. Ihre Reaktion? "Küssen? Was, ich? Mit einem Jungen? Ihr seid verrückt, ihr seid völlig verrückt!" In einer weiteren Szene nimmt Jules' voreingenommene Mutter sie mit zum BH-Shopping, aber Jules weigert sich, etwas anderes als Sport-BHs zu kaufen. Außerdem trägt Jules ständig Bandanas – ein klassisches Lesben-Accessoire der 2000er-Jahre.


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Auch in der Club-Szene kommen sapphische Anspielungen vor. In einer deutschen Disko konkurrieren Jess und Jules um den Coach Joe (Jonathan Rhys Meyers), dabei bilden sie einen Tanz-Dreier – und währenddessen läuft "I Turn To You" von Melanie C aka Sporty Spice, einer klassischen Homo-Ikone. An einer Stelle im Film merkt Jules' Mutter sogar an, dass Mel C nicht grundlos das einzige Spice Girl ohne männlichen Partner sei. Ja, Paula, schwer vorstellbar, aber manche Menschen sind nun mal homosexuell.

Dann sind da die schmachtenden Blicke. Oh, die Blicke. Bevor Jules sich Jess vorstellt und sie für die Frauenfußballliga rekrutiert, beobachtet sie Jess mehrmals im Park. Sie versteckt sich hinter Bäumen und verfolgt jede ihrer Bewegungen. Solche Blicke sind im Grunde das Vorspiel zu jeder lesbischen Beziehung. Sie sind unser Balzruf. Wenn ich einen Cent hätte für jedes Mal, das ich eine Frau verliebt aus der Ferne beäugt habe…

Am Ende bricht ein schrecklicher Eifersuchtsstreit zwischen den zwei Mädchen aus. Jess kriegt ihren schmalzigen Flughafen-Kuss mit Joe – und ich muss dabei nur noch die Augen verdrehen. Erstens wirkt die Chemie zwischen den beiden total erzwungen. Zweitens besteigt Jess direkt nach dem Kuss ein Flugzeug in die USA, zusammen mit Jules, die eine Lederjacke trägt. Ich meine, ich liebe Jonathan Rhys Meyes ja auch, aber letzten Endes ist seine Figur nur ein trauriger Typ mit Papa-Komplexen, der sich in eine seiner Spielerinnen verliebt hat. Werd erwachsen, Joe.

Vor Kurzem hat Keira Knightley bei einem Pressetermin verraten, dass sie sich ein lesbisches Sequel zu Kick it like Beckham wünscht. Außerdem ist sie selbst der Meinung, dass ihre Figur mit der von Parminder Nagra hätte zusammenkommen sollen. Da habt ihr es also. Es ist normal, in seine beste Freundin verliebt zu sein, die meisten lesbischen und bisexuellen Frauen erleben das irgendwann. Aber wenn ihr dabei in Fußballschuhen rumlauft, zusammen im Pub Bier trinkt und dann in Lederjacken davonzwitschert, um Sport-Stars zu werden, ist das nicht einfach eine Schwärmerei. Sondern eine Traumbeziehung.

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<![CDATA[Warum schlafen so viele Männer auf einer Matratze auf dem Boden?]]>https://www.vice.com/de/article/vbwvqx/warum-schlafen-so-viele-maenner-auf-einer-matratze-auf-dem-bodenTue, 12 Feb 2019 11:04:15 GMTIn letzter Zeit ist mir eine bestimmte Art Mann verstärkt aufgefallen: Er trägt eine wertige Uhr, seine Kleidung kommt nicht vom Wühltisch, er könnte sich definitiv ein Bett leisten – und trotzdem schläft er auf einer Matratze auf dem Boden.

Frauen, die Männer daten, beschweren sich schon länger über dieses Phänomen. In einem Artikel auf CityPages von 2017 schreibt Ali O'Reilly: "Wenn ich für jedes Date, das eine Matratze auf dem Boden hatte, eine Karte lochen würde, könnte ich ein Schattentheater über die Milchstraße machen." Vergangenes Jahr twitterte Nicole Cliffe einen Thread, der viral ging: Ihr Mann habe auf dem Boden geschlafen, als sie ihn kennenlernte. Unzählige Männer und Frauen antworteten und erzählten von ihren eigenen Partnern (meist waren es Männer), die sich weigerten, in einem ordentlichen Bett zu schlafen.

"Ich habe bisher erst einen Mann gedatet, der ein Bettgestell hatte", twitterte eine Frau. Sie sei 27 und date seit sechs Jahren Männer in New York. "Als wir uns kennengelernt haben, hat sich mein Freund so gegen normale Betten gewehrt, dass er nicht mal eins kaufen wollte – er musste sich selbst eins bauen", postete eine andere. "Es war im Grunde eine traurige Futon-Matratze auf ein paar Brettern."


VICE-Video: Gänsehaut gegen das Grauen – Dieser Fotograf lässt sich von seiner Schlaflähmung inspirieren


Schlafen wirklich mehr Männer als Frauen auf dem Boden? Die anekdotische Beweislage legt es nahe. Ich selbst habe schon häufig Männer gedatet, die tatsächliche Betten hatten, daher will ich mir noch kein finales Urteil erlauben. Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen und mit mehr Typen zu sprechen.

Die zahlreichen Männer, die ich für diese Story konsultiere, haben sehr unterschiedliche Hintergründe. Einer von ihnen ist Corbin Smith, 30 und Ex-Bodenschläfer. Er sagt, er habe bis vor Kurzem für neun Monate auf dem Boden geschlafen. Weil sein Boxspring-Bett kaputtgegangen war.

"Als ich anfing, auf dem Boden zu schlafen, dachte ich: 'Das wird schon passen, das habe ich als Teenager auch gemacht.'" Letztendlich habe er aber gemerkt, dass die jugendliche Schlaflösung seinem Leben schadete. Seine damalige Langzeitfreundin habe sich zwar nie direkt beschwert, doch Smith meint, sie muss insgeheim ein Problem damit gehabt haben. Die beiden trennten sich schließlich. "Die Matratze auf dem Boden ist wahrscheinlich eine gute Metapher für das Ganze", sagt er.

Als Smiths Bett kaputtging, hatte er es nicht eilig, ein neues zu kaufen. Teils wegen des Geldes. Er sei Freiberufler, erklärt Smith, sein Einkommen unregelmäßig. "Aber ein Teil von mir dachte vermutlich auch, ich müsste mich nicht um Bequemlichkeit scheren."

Ein weiterer Mann, der anonym bleiben möchte, war Bodenschläfer, bis seine Frau – damals noch Freundin – ihn zwang, ein Bett zu kaufen. Ihm sei der Boden wirklich lieber, beteuert er auch heute noch. "Der Boden hat den Körper besser gestützt als so ein Metallrahmen", sagt er. "Außerdem quietschen viele Bettgestelle, wenn man Sex hat. Ich hasse das."

In einem Reddit-Thread von 2015 fragt ein Mann: "Ist eine Matratze auf dem Boden ein großes Thema? Ich habe eine Doppelbettmatratze ohne Bettgestell." Einige Männer antworten, ganz wie mein anonymer Gesprächspartner, dass der Boden mehr Halt gebe und beim Sex nicht quietschen könne.

Ein User meint sogar, eine Bodenmatratze sei ein guter Weg, um Frauen aus seinem Dating-Pool zu filtern, die sich nur für einen wohlhabenden Mann interessieren würden. "Kleine Details, die auf Armut hindeuten, sind großartig, um oberflächliche Bitches zu durchschauen", schreibt er unter dem Nutzernamen intensely_human.

Der gruseligste Kommentar von allen? "Alter, ich schlaf auf einer Decke auf dem Teppichboden. Mein Bett steht in einem Lagereinrichtung. Ich vermisse es nicht mal."

Zugegeben gibt es in aller Welt Menschen, egal ob Mann oder Frau, die gern auf dem Boden schlafen. Die minimalistischen traditionellen Futons in Japan sind bequem und gut für den Rücken. Einige der Bodenschläfer, mit denen spreche, berufen sich auf genau diese Faktoren. Die meisten fingen aber einfach irgendwann an, auf Bettgestelle zu pfeifen, oder vergaßen, sich ein Bett zu kaufen. Es hatte sich nicht ergeben und das war OK.

Die Matratze auf dem Boden ist ein seltsames Phänomen, weil der Großteil ihrer Verfechter sich das tiefergelegte Schlafen nicht auszusuchen scheint. Es passiert, und dann finden sie sich damit ab, arrangieren sich. Halten es aus.

"Ich habe das Gefühl, dass es Männern im Allgemeinen egaler ist, ob es bei ihnen zu Hause gemütlich ist oder nicht. Sie achten vor allem darauf, dass alles praktisch ist."

Ich frage Smith, ob seine Ambivalenz gegenüber Bettgestellen irgendetwas mit seinem Geschlecht zu tun habe. Immerhin sind viele Frauen der Meinung, dass es da einen Zusammenhang gibt. "Also ich habe jetzt keine Ahnung von der Demographie", antwortet er. "Aber ich glaube, dass Frauen von der Gesellschaft dazu angeregt werden, sich mehr um sich selbst zu kümmern. Bei Männern ist das nicht wirklich der Fall."

Das leuchtet mir ein. Ich habe schon viel zu viele Typen gedatet, die seit Jahren ohne Klimaanlage in New York leben – obwohl sie sich ein solches Gerät locker leisten könnten und es ihnen auch ganz gut tun würde. Ihr eigener Komfort ist ihnen anscheinend nicht so wichtig wie ... ihre toughe Männlichkeit? Wie Sex, den man wegen zu viel Schweiß unterbrechen muss? Gute Gründe konnten sie mir nie nennen. Sie sagten immer nur sowas wie "Ich habs jetzt schon so lange ausgehalten" und dann war die Sache für sie erledigt.

Dann haben wir da noch die schon lange bestehende Diskussion um die Arbeit im Haushalt – eine Kategorie, unter die ich die Auswahl und den Kauf eines Bettgestells auf jeden Fall einordnen würde. Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 kümmern sich in den USA nur 19 Prozent der Männer, die nicht von zu Hause aus arbeiten, um die Aufgaben, die im Haushalt anfallen. Bei Frauen sind es 50 Prozent.

Eine Frau, die lieber anonym bleiben will, erzählt mir: "Ich habe das Gefühl, dass es Männern im Allgemeinen egaler ist, ob es bei ihnen zu Hause gemütlich ist oder nicht. Sie achten vor allem darauf, dass alles praktisch ist. Als ich meinen Ehemann kennenlernte, hatten er und sein Mitbewohner nicht mal eine Couch im Wohnzimmer stehen, sondern nur zwei Klappstühle und einen Fernseher." Zu diesem Phänomen gibt es inzwischen sogar ein Meme.

So sieht zumindest das Klischee aus. In einem Glamour-Artikel mit dem Thema "Dinge, die Frauen beschäftigen, Männer aber nicht" steht Dekoration sehr weit oben. "Das liegt daran, dass es Männer gerne bequem und gleichbleibend haben", schreibt der Autor darin. "Zwar kann der ganze Deko-Kram schon sehr schön sein, aber ohne würde ich es irgendwie wohl auch gemütlich finden. Viele Frauen müssen sich ihre vier Wände richtig einrichten, um sich darin zu Hause zu fühlen. Die meisten Männer machen hingegen einfach ein Zuhause aus dem, was sie schon haben."

Letztendlich ist es jedoch so, dass etwaige Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern auf der Sozialisierung beruhen und nicht auf tatsächlichen angeborenen Tendenzen. Und man muss schon viel verallgemeinern, um diese Unterschiede zu benennen. Ich würde mich selbst zum Beispiel nicht gerade als ordentliche Frau beschreiben. Während meiner ersten Monate in New York war ich selbst zu faul und zu pleite, um mir ein Bettgestell zu kaufen. Deswegen habe ich erstmal auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen und gegessen. Ich weiß, dass man nicht gerade ständig daran denkt, sich ein Bettgestell zu kaufen, wenn das Geld knapp ist und es allgemein nicht gut läuft. Die Teile sind nämlich nicht nur ziemlich teuer, sondern können einem beim Aufbau auch einiges an emotionaler Stärke abverlangen.

Ich habe bisher nur bei wenigen Typen übernachtet, die ihre Matratze direkt auf dem Boden liegen hatten. Und es hat mir nie etwas ausgemacht. Mir ist allerdings auch bewusst, dass nicht alle Frauen so denken. "Mich würde eine Matratze auf dem Boden schon irgendwie verstören", sagt mir eine gute Freundin, die lieber anonym bleiben will. "Das Ganze bedeutet für mich nämlich entweder großes Selbstvertrauen, Faulheit oder Hoffnungslosigkeit. Und ich kann mich da nur mit der Hoffnungslosigkeit identifizieren."

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<![CDATA[Mein Besuch in einer gender-neutralen Modeabteilung war vor allem eins – enttäuschend]]>https://www.vice.com/de/article/bj43d8/mein-besuch-in-einer-gender-neutralen-modeabteilung-war-vor-allem-eins-enttaeuschendThu, 07 Feb 2019 07:45:00 GMTEs ist eine ungewöhnliche Mission, die mich in die finnische Hauptstadt Helsinki verschlägt. Mehrere Medienportale aus der ganzen Welt berichten, dass es im dortigen Riesenkaufhaus Stockmann ein ganzes Stockwerk nur für gender-neutrale Kleidung geben soll. So schreibt eine Autorin der Website Vox, dass Stockmann "alles auf den androgynen Ansatz" setze, und fragt sich, ob sich der Rest der Welt dieser geschlechterlosen Revolution anschließen wird. Die dänische Zeitung Berlingske behauptet sogar, dass Stockmann die Männer- und Frauenabteilungen schließe, um Platz für eine große gender-neutrale Verkaufsfläche zu schaffen.

All das klingt sehr fortschrittlich und ist für mich Grund genug, einen Trip nach Finnland zu planen. Als ich schließlich zwischen den unzähligen Regalen im Stockmann stehe, kann ich schon mal sagen, dass Berlingske auf jeden Fall in Bezug auf die Klamottenabteilungen für Männer und Frauen gelogen hat. Die sind nämlich immer noch da.

In der mir zugeschickten Pressemitteilung schreibt Stockmann, dass sich die gender-neutrale Fläche im Stockwerk 1,5 befinde – also genau zwischen dem Männer- und dem Frauenstockwerk. Wie symbolisch. Ich habe allerdings wirklich Probleme damit, diesen sagenumwobenen mittleren Stock zu finden.

Vor meiner Reise nach Helsinki frage ich die Fashion-Expertin Sara Magionni vom internationalen Trendprognose-Unternehmen WGSN, ob gender-neutrale Fashion jetzt angesagt sei. "Die Nachfrage ist definitiv da", ist ihre Antwort. "Das Ganze ist nicht mehr nur ein kurzlebiger Trend und liegt einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderung zugrunde." OK, gender-neutrale Kleidung ist also wirklich ein Ding und wird vor allem von der jüngeren Generation gekauft. "Junge Menschen denken progressiver und sind vielfältiger", erklärt Magionni.


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Einen dieser jungen Menschen treffe ich, als ich im Kaufhaus nach Stockwerk 1,5 suche. Linus Mäkelä ist 19 Jahre alt und trägt einen Armeeparka über seinem rosafarbenen Hoodie. "Ich finde, dass alle Läden gender-neutral sein sollten. So etwas wie Männer- und Frauenklamotten gibt es nicht. Man sollte einfach das tragen, was man will", sagt er. Das ist absolut richtig, bei meiner Suche kann mir der junge Mann aber trotzdem nicht weiterhelfen.

Ich muss zugeben, dass ich gar nicht weiß, nach was genau ich die Augen aufhalten soll. Was ist gender-neutrale Kleidung überhaupt? In den vergangenen Jahren haben Burberry, Gucci, Acne Studios, Zara, H&M und Asos alle Unisex-Kollektionen rausgebracht. Oft bedeutete das einfach nur weiße T-Shirts, Hoodies und Baggy-Jeans. Also nichts, was sich wirklich über irgendwelche Normen hinwegsetzt. Wenn man wirklich radikal sein will, sollte man meiner Meinung nach Kleider, Krawatten, Crop-Tops und Chino-Hosen zusammenstellen und die Kundschaft entscheiden lassen, was gefällt und was nicht. Genau auf dieses Szenario hoffe ich im Stockmann.

"Mit mehr solcher Kampagnen kommt auch mehr Akzeptanz für verschiedene Identitäten."

Nach einer Weile finde ich endlich einen Bereich, in dem eine männliche Schaufensterpuppe einen Rock und ein Hemd trägt. Ich frage einen Verkäufer, ob ich mich in der gender-neutralen Abteilung befände. "Da drüben haben wir einige gender-neutrale Kleidungsstücke", antwortet er und deutet auf einen blauen Streifen auf dem Boden, der rund eineinhalb Meter breit ist, ein Stück durch den Laden verläuft und in einem Kreis mit der Schaufensterpuppe endet. Insgesamt ist diese Fläche vielleicht neun Quadratmeter groß. Ich bemerke ein Schild, laut dem die ganze Aktion nur auf einen Monat beschränkt ist. Enttäuschung macht sich breit.

"Es geht hier nicht um die Größe, sondern um die Idee", erzählt mir Anna Salmi, CCO von Stockmann. Wir sitzen in einem Meeting-Raum im achten Stock. "Unsere Kunden und Kundinnen finden unser gender-neutrales Pop-Up-Projekt richtig gut. Anfangs gab es noch paar Probleme, den Bereich zu finden, aber inzwischen geht es."

Salmi erklärt mir, dass das 156 Jahre alte Kaufhaus schon immer eine progressive Kundschaft gehabt habe. Allerdings wolle man zuerst die Reaktion abwarten, bevor man das gender-neutrale Konzept fest installiere. "Basierend auf dem bisherigen Feedback werden wir damit in Zukunft auf jeden Fall weitermachen. Vielleicht nicht als komplett eigener Bereich, aber als etwas, das sich durch das gesamte Geschäft zieht", so Salmi.

Kønsneutralt tøj på en blå stribe

Bei dieser Aussage schrillt mein Pinkwashing-Alarm. "Pinkwashing" ist ein Ausdruck dafür, wenn große Unternehmen und Brands versuchen, sich als fortschrittlich und LGBTQ-freundlich zu vermarkten, obwohl unter dem rosa Schleier alles nach den alten Prinzipien läuft. Ein Beispiel: Banken sponsern Pride-Paraden, wollen damit aber eigentlich nur neue Kunde anwerben. Ich kontaktiere Minna Kortesmaa von der Organisation Helsinki Pride, die letztes Jahr mit Stockmann zusammengearbeitet hat, und frage, ob Aktionen wie die des Kaufhauses tatsächlich etwas für die LGBTQ-Community bringen. Laut Kortesmaa ist das der Fall: "Wenn ein so bekanntes Kaufhaus wie Stockmann ein Thema wie Gender-Diversität wirklich ernst nimmt, dann denken die Leute eher über ihre eigenen Sichtweisen nach, anstatt das Ganze als etwas abzutun, das eine Gruppe sonderbarer Aktivistinnen und Aktivisten vorantreiben will."

Im Laufe der letzten fünf Jahre haben sich immer mehr Unternehmen und Marken für Helsinki Pride interessiert, um mit der LGBTQ-Bewegung in Verbindung gebracht zu werden. Zwar versteht Minna Kortesmaa die Pinkwashing-Kritik, sie hält diesen Trend aber dennoch für etwas Positives: "Mit mehr solcher Kampagnen kommt auch mehr Akzeptanz für verschiedene Identitäten."

Zurück auf der blauen Verkaufsfläche versuche ich, die Kunden zu analysieren, die das gender-neutrale Konzept unterstützen. Vor meinem Trip ging ich davon aus, im Stockmann auf coole, androgyn aussehende Menschen zu treffen, die Kleider und Boxershorts kaufen und dabei auf alle Geschlechternormen scheißen. Die Realität sieht anders aus: Ich sehe vor allem mittelalte Männer, die wahrscheinlich gar nicht mitbekommen haben, dass die Klamotten im blauen Bereich anders sein sollen als die in der Männerabteilung. Als ich endlich eine Frau erblicke, stellt sich heraus, dass sie nur nach "warmer Kleidung" für ihre Söhne sucht. Sie weiß gar nicht, dass sie da gerade eine Auswahl an gender-neutralen Kleidungsstücken durchstöbert.

"In Unisex-Kollektionen dominieren 'gender-lose' Farben und lockere Schnitte, die für beide Geschlechter passen."

Zwei junge Männer laufen gezielt auf den blauen Streifen zu. Einer von ihnen ist der 36-jährige finnische Popsänger Jesse Kaikuranta. "Ich habe in den Nachrichten von der Aktion erfahren und finde das Ganze richtig cool. Ich habe schon immer Frauenklamotten getragen. Es ist toll, dass das inzwischen kein Problem mehr darstellt", sagt er. Wenn Kaikuranta bei Zara oder H&M shoppen geht, schaut er sich laut eigener Aussage sowohl in der Männer- als auch in der Frauenabteilung um. Er fände es deshalb super, wenn sich alles nur noch in einem Bereich ansiedle – wie hier im Stockmann: "So trauen sich die Leute, auch mal etwas Anderes zu tragen." Auf meine Anmerkung, dass der blaue Bereich ruhig etwas größer sein könnte, entgegnet der Musiker: "Stimmt schon, aber es ist immerhin ein Anfang."

Ich beschließe, mir mal genauer anzuschauen, welche Klamotten hier überhaupt als gender-neutral vermarktet werden. Was wohl am meisten die traditionellen Geschlechternormen aufhebt, ist ein silberner Glitzer-Rollkragenpullover, auf dessen Etikett sowohl die Frauen- als auch die Männergröße angegeben ist. Insgesamt habe ich allerdings den Eindruck, dass vor allem Männerklamotten angeboten werden, die auch ich als Frau locker tragen könnte. Diesen Eindruck bestätigt die Trend-Analytikerin Sara Maggioni: "In Unisex-Kollektionen dominieren 'genderlose' Farben und lockere Schnitte, die für beide Geschlechter passen. Es gibt aber auch tolle Designer, die mit 'feminineren' Looks für Männer experimentieren." Diese würde man jedoch kaum im alltäglichen kommerziellen Geschäft finden.

Et tøjmærke i nakken, hvorpå der både står herre- og damestørrelse

Deswegen ist Maggioni auch nicht der Meinung, dass Unisex-Klamotten das sind, was die gesellschaftliche Sichtweise zu Männer- und Frauenkleidung verändern wird. "Wir müssen über den Tellerrand solcher dubiosen Kollektionen hinausblicken und stattdessen auf eine allgemeinere Inklusion achten", sagt sie und weist darauf hin, dass verschiedene Brands bereits die "Junge"- und "Mädchen"-Labels von ihrer Kinderkleidung entfernt haben. Eine andere Vorgehensweise ist die von Stockmann, bei der das Geschäft nichts mehr vorgibt, sondern alle Interpretationen der Kundschaft überlassen werden. "Dieser Ansatz ist viel wirksamer, weil man so die Dinge in die richtige Richtung lenkt, ohne direkt irgendjemanden zu verprellen."

Zwar mag die jüngere Generation weniger Probleme damit haben, über Gender-Normen hinweg zu shoppen, aber ein Großteil der Bevölkerung denke beim Einkaufen immer noch in alten Mustern. "Etablierte Marken und Geschäfte würden so riskieren, den Teil ihrer Kundschaft zu verlieren, der noch nicht so weit ist", erklärt die Trend-Analytikerin. "Und das wäre der sichere Ruin."

Bevor ich gehe, probiere ich noch schnell eines der ausgestellten gender-neutralen Outfits an: ein schwarzer Kilt, ein weißes Hemd und eine schwarze Bomberjacke. Ich komme mir ziemlich dumm vor, weil ich es nicht gewohnt bin, Röcke zu tragen. Schließlich ziehe ich wieder meine eigenen Klamotten an: eine schwarze Hose, ein blaues T-Shirt und ein zerknittertes Kordhemd. Eigentlich ist dieser Aufzug auch ziemlich unisex. Vielleicht hat Sara Maggioni recht und gender-neutrale Kleidung ist mehr als nur die gehypten und sorgfältig verfassten Geschichten, die uns die Brands und Geschäfte in ihren Pressemitteilungen erzählen. Vielleicht ist gender-neutrale Kleidung eine Revolution, die so unterschwellig abläuft, dass wir sie gar nicht mitbekommen.

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bj43d8Nicoline LarsenVICE StaffFeminismeModeunisexGenderLGBTQkleidungentwicklungKaufhausKommerzgesellschaftakzeptanzshoppingKulturBroadly Life
<![CDATA[Video: Wie sich diese Frauen mit Tattoos vor einem Leben als Sexklavinnen retteten]]>https://www.vice.com/de/article/nexb9b/video-wie-sich-diese-frauen-mit-tattoos-vor-einem-leben-als-sexklavinnen-rettetenTue, 05 Feb 2019 06:45:00 GMT

Während des Zweiten Weltkriegs besetzte die Kaiserliche Japanische Armee Länder in ganz Südostasien. Dabei entführten sie auch Zehntausende junge Frauen, um sie als sogenannte "Trostfrauen" einzusetzen. In anderen Worten: Sie zwangen sie zur Prostitution. Auf der Insel Timor fanden einige Frauen jedoch einen Weg, sich vor diesem Schicksal zu retten und den augenscheinlichen Respekt der Japaner vor verheirateten Frauen auszunutzen: Sie tätowierten sich am ganzen Körper und "markierten" sich so nach den örtlichen Traditionen als Ehegattinnen.

Ihr Plan ging auf; die japanische Soldaten mieden die tätowierten Frauen von Timor. Als mit der neuen Regierung in 60er Jahren allerdings auch ein gewisses kriminelles Stigma gegen Tattoos aufkam, fand das Ritual langsam sein Ende.

Unsere Kollegin Kathleen Malay ist auf die Pazifikinsel gereist, um einen Tag mit den letzten verbleibenden "Tattoo-Frauen" von damals zu verbringen und um sich selbst auf traditionelle Art und Weise tätowieren zu lassen.

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