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Frankreich

Weil „alle Muslime Terroristen sind“, wurden zwei Muslimas in diesem Restaurant nicht bedient

Der Restaurantbesitzer war sichtlich nicht erfreut, zwei Frauen mit Kopftuch in seinem Lokal zu sehen: „Menschen wie Sie möchte ich hier nicht haben. Basta.“ Mittlerweile hat er sich entschuldigt.
Foto von daya_devi via Flickr

Man muss nicht die Debattenum das Burkini-Verbot in Frankreich—das kurz darauf wieder gekippt wurde—mitverfolgen, um zu wissen, dass Spannungen zwischen der muslimischen Bevölkerung Frankreichs und der säkularen Mehrheit derzeit nicht abnehmen. In einer Gesellschaft, in der man nur als Franzose akzeptiert wird, wenn man die eigenen Traditionen und kulturelle Individualität nach hinten stellt, passiert es leider, dass Minderheiten mit Gehässigkeit und Ablehnung begegnet wird.

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Wie es scheint, bilden da auch die Top-Restaurants der WeltstadtParis keine Ausnahme: Wie RFI Radio berichtet wird Jean-Baptiste Devreux, Besitzer und Koch des Restaurants Le Cénacle im Pariser Vorort Tremblay-en-France, Islamfeindlichkeit vorgeworfen, nachdem ein Video von ihm aufgetaucht ist, in dem er sich weigert, zwei Muslimas mit Kopftuch zu bedienen. Der Besitzer des Restaurants, das auch im Guide Michelin empfohlen wird, meinte zu den beiden, dass „alle Muslime Terroristen sind".

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Eine der beiden Frauen stellte das Video online, indem man einen Mann sieht, der die muslimischen Frauen mit folgenden Worten aus seinem Restaurant wirft: „Die Terroristen sind Muslime und alle Muslime sind Terroristen … Sie haben vor Kurzem einen Priester umgebracht. Das ist ein säkulares Land und ich darf eine Meinung haben… Menschen wie Sie möchte ich hier nicht haben. Basta." Bereits vorher scheint es eine verbale Auseinandersetzung gegeben zu haben, die beiden Frauen äußern, dass „nicht von einem Rassisten bedient werden wollen", woraufhin Devereux entgegnet: „Rassisten wie ich lassen keine Bomben hochgehen und töten keine Menschen." Am Ende fordert er die beiden auf, sein Lokal zu verlassen, woraufhin eine der Frauen meint: „Keine Sorge, wir gehen."

Le chef du restaurant Le Cénacle à Tremblay-en-France refuse de servir 2 femmes musulmanes

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Jusqu'ici tout va bien

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— GuedGued (@_Pourquoi)

August 28, 2016

Wie Le Parisien berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft von Bobigny seit Sonntag wegen rassistischer Diskriminierung. The Local schreibt darüber hinaus, dass Devreux und Familie ihr Haus aus Sicherheitsgründen verlassen hätten. Nach dem Vorfall am Samstag haben sich Mitglieder der örtlichen muslimischen Gemeinde am Sonntag vor dem Le Cénacle versammelt, um mit Devreux zu sprechen. „Sie sind umgeben von Muslimen. Wenn alle Muslime Terroristen wären, wären Sie dann noch am Leben?" Das Kollektiv gegen Islamophobie in Frankreich (CCIF) unterstützt die beiden Frauen und sichert ihnen „psychologischen und rechtlichen Beistand" zu.

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Devreux äußerte sich gegenüber lokalen Medien zu dem Vorfall: „Ich bin ausfällig geworden und entschuldige mich. Einer meiner Freunde ist im Bataclan gestorben, da kam alles bei mir zusammen. Ich habe es absolut nicht so gemeint: Meine Worte waren schneller als mein Gehirn."

i love internet #Cenacle pic.twitter.com/QzAUUgNZAN — Un Gars™ (@CritiqueTout) August 28, 2016

Die Lage in Frankreich wird immer angespannter, Konservative und Rechtsextreme fordern ein erneutes Burkini-Verbot. Derweil hat die Ministerin für Familie, Kinder und Frauenrechte, Laurence Rossignol, verkündet, dass sie die Interministerielle Delegation zum Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus eingeschaltet hat, damit diese Ermittlungen zum Vorfall aufnimmt.

Traurige Zeiten, wenn Menschen wegen ihrer Religion zum Feind erklärt und verjagt werden—egal ob am Strand oder im Restaurant.