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Kunst

Intimitäten zwischen Mensch und Tier: Jodi Clark über ihre vulgäre Kunst

Jodi Clarks mystische Mischwesen entziehen sich den gängigen Schönheitsidealen und hinterfragen die Erwartungen des Betrachters. Wir haben die Künstlerin getroffen, um mit ihr über die Botschaft ihrer nicht jugendfreien Illustrationen zu sprechen.
All illustrations by Jodi Clark

Ihr Name mag vielleicht nicht allen auf Anhieb bekannt vorkommen, aber das lässt sich ändern, denn Jodi Clarks Mixed Media Kunst—zu deren Fans auch die Rapperin Iggy Azalea gehört—ist zu speziell, um sie wieder zu vergessen. Die Illustratorin aus Sydney spielt mit dem Grotesken, dem Weiblichen und den gängigen Vorstellungen von Schönheit.

Das Ergebnis? Mystische Kreaturen in provokanten Posen, die die gesellschaftlichen Vorstellungen von Perfektion auf die Probe stellen. Wir haben uns mit der Künstlerin getroffen und haben sie gefragt, welche Bedeutung diese Szenen für sie haben.

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Broadly: Wenn du eine konkrete Botschaft formulieren müsstest, um sie dem Betrachter mitzuteilen—wie würde sie lauten?
Jodi Clark: In meiner Kunst geht es nicht so sehr um Sex, sondern vielmehr um Sexualität und das gesellschaftliche Konstrukt, das Sexualität, Gender und Schönheit auferlegt wird. Außerdem geht es auch viel darum, dass Frauen ihre Macht zurückerobern. Das ist meine Art, gesellschaftliche Vorstellungen zu durchbrechen, die in meinen Augen vollkommen antiquiert sind. Es wird immer erwartet, dass wir mit diesen antiquierten Regeln groß werden und niemals daraus ausbrechen. Ich glaube, meine Kunst ist mein Weg, um mit diesen Regeln zu brechen.

Willst du bewusst provozieren?
Ja. Ich will, dass sich der Betrachter ein wenig unwohl fühlt: Auf diese Weise gibt meine Kunst dem Subjekt die Macht zurück und lässt den Betrachter hoffentlich auch darüber nachdenken, warum er sich unwohl fühlt.

Du hast einige hochkarätige Fans—unter anderem auch Iggy Azalea. Wurde deine Kunst schon immer so positive aufgenommen?
Als ich auf der Kunsthochschule war, wurde ich von allen unterstützt, aber als ich dann raus in die Welt ging, hat sich das geändert. Meine Eltern wollen sich meine Bilder nicht ansehen, insbesondere meine Mutter. Ich glaube, es gibt viele Leute, die sich davon gestört fühlen.

Ich habe schon Leute sagen hören, dass sie ihre Kinder nicht mit ins Karussell [eine Kunstinstallation] nehmen können, weil es Mischwesen zeigt, die an der Stange tanzen. Das war eine ziemlich große Installation, die man betreten konnte, aber viele Leute hielten ihren Kindern die Augen zu und machten auf dem Absatz kehrt.

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Viele sehen sich meine Arbeit an und verstehen nicht, was sie da sehen. Ich sage ihnen dann meistens, dass sie es sich weiter und genauer ansehen sollen. Wenn sie dann merken, was sie sich da angucken, macht es bei ihnen plötzlich Klick. Das möchte ich damit bewirken: Ich möchte, dass die Leute noch mal genauer hinsehen.

Du arbeitest mit Kohle, Holz und verschiedenen anderen Materialien. Wie gehst du an deine Arbeiten heran?
Ich gehe normalerweise vom Bild aus. Manchmal macht es mich traurig, was politisch passiert und manchmal bin ich einfach nur in der Öffentlichkeit und sehe eine Werbung mit einer nackten Frau, die absurd dünn oder geschönt ist. Das macht mich wirklich sauer. Ich frage mich dann immer, warum wir uns das selbst antun und wie es sein kann, dass wir das nach wie vor vollkommen in Ordnung finden.

Haben die Hybridwesen, die du zeichnest—mit dem Körper einer Frau und dem Kopf eines Tieres—irgendeine besondere Bedeutung für dich?
Das ist eigentlich ziemlich witzig: Ich zeichne diese Mischwesen jetzt schon seit mehreren Jahren und habe nie ganz verstanden, was sie bedeuten. Während dem letzten Jahr meines Studiums hatte ich aber einen wirklich großartigen Betreuer, der mir geholfen hat, ihnen eine Bedeutung zu geben.

Sie dienen als Schauspieler, als Widerstand gegen die allgemeinen Schönheitsideale. Man kann sie nicht nach den traditionellen Maßstäben beurteilen, nach denen wir Menschen normalerweise einteilen. Das funktioniert bei diesen Hybridwesen nicht, weil sie nicht normal sind. Sie sind einzigartig.

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Deine Zeichnungen sind sehr detailreich. Trägt das zu den verschiedenen Dimensionen von Vulgarität in deinen Bildern bei?
Ich versuche sämtliche Runzeln, Falten und Flecken akkurat darzustellen. Durch die Art, wie ich zeichne, werden meine Motive verfremdet—sie sehen am Ende immer grotesk aus. Es kann sein, dass die eine Brust ganz normal aussieht, während die andere in der Luft hängt.

Die Betrachter—insbesondere mit einer männlichen Perspektive—sind oft der Meinung, dass es vollkommen „falsch" sei, „unperfekt". Dabei ist auch mein Zeichenstil ein Weg zu sagen: „Fick dich! Hört auf, uns das Gefühl zu geben, wir müssten all diesen unerreichbaren Zielen nacheifern!"