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Mein Vater hatte noch nie ein gutes Händchen für Geschenke. Von kaputten Motocross-Rädern bis hin zu 08/15-Gutscheinen forderte er das beliebte Sprichwort „Es ist der Gedanke, der zählt" immer wieder aufs Neue heraus. Letzte Weihnachten waren keine Ausnahme. Meinem frischgeborenem Neffen brachte er eine Tasche voller Mädchenkleidung mit—alles war zu klein. Dazu gab es noch einen platten Gummiball mit Disney-Figuren drauf, von dem er behauptete, er sei antik. Ich habe noch nie einen antiken Gegenstand mit Barcode drauf gesehen, aber OK, was weiß ich schon? Für mich gab es eine zerbeulte Schachtel mit Parfüm von Brut und Aftershave, die ich auch prompt daheim ließ. In meinen Augen war dies nur ein weiteres Beispiel für seine mehr als halbherzigen Versuche, seiner Vaterrolle gerecht zu werden. Nein, diese Geschenke waren nicht mehr als das Kettengerassel eines Geistes.Vor Kurzem bin ich aber noch einmal zu Hause gewesen und als ich dort ankam, erzählte mir meine Mutter, dass sie die Schachtel mit dem Weihnachtsaftershave entsorgt hätte. Sie habe vorher allerdings noch einmal reingeschaut und etwas gefunden.Meine Mutter reichte mir die Bolotie meines Vaters. Er hatte sie für mich ganz unten in der Schachtel versteckt.Es war, als hätte ich eine Flaschenpost gefunden. Mein Vater—der, den ich bewundert hatte, der mit mir und meinen Freunden Hockey gespielt hatte—sprach zu mir. Er hatte eine winzige Öffnung in der Festung des Schweigens gefunden, die seine Drogen und mein Schmerz erschaffen hatten, und mir eine Nachricht hindurchgesteckt. Und ich konnte durch diese winzige Öffnung blicken und ich sah ihn: den empfindsamen, gewitzten Cowboy, den der kleine Junge in mir noch immer bewunderte. Er saß hoch oben auf dem Sattel und ritt, wohin auch immer der Wind ihn trug. Und für einen kurzen Augenblick war ich von makelloser Liebe erfüllt.Ich werde der Bolotie einen festen Platz in meinem Kleiderschrank geben: Um einen Mann zu ehren, der sein Bestes versucht hat, aber gescheitert ist; und um ein Leben zu ehren, das hätte sein können.Motherboard: Die herzzerreissenden Briefe von Angehörigen der Slik-Road-Drogenopfer