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Drogen

Kann man bald kiffen, ohne vergesslich zu werden?

Forscher haben entdeckt, dass man die einzelnen Elemente von THC so isolieren kann, dass nur die positiven Effekte übrig bleiben.
Foto: imago / ZUMA Press

Jeder Kiffer hat schonmal gemerkt, dass es nicht immer ganz einfach ist, sich alles zu merken, was seit dem ersten Joint genau vorgefallen ist. Dieser Effekt von Cannabis auf das Kurzzeitgedächtnis könnte aber womöglich bald ein Ding der Vergangenheit sein: Forscher der University of East Anglia (UEA) und der University Pompeu Fabra haben jetzt herausgefunden, dass man wahrscheinlich kiffen könnte, ohne die verflixten Kleinigkeiten zu vergessen, die einen Cannabis-Rausch prägen.

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Die Forscher versuchten, die positiven Effekte von THC (wie die schmerzstillende Wirkung) von den negativen (wie dem Gedächtnisverlust) zu trennen. Dazu setzten sie Mäuse ein, bei denen ein bestimmter Serotoninrezeptor blockiert worden war. Als den Mäusen THC verabreicht wurde, wurden die zwar offensichtlich high, fanden aber immer aus demselben Labyrinth heraus, an dem total bekiffte normale Mäuse scheiterten. Die Forscher konnten zudem beweisen, dass auch bei blockiertem Serotonin-Rezeptor die schmerz- und angstlindernde sowie die muskelentspannende Wirkung von THC nicht beeinträchtigt wird.

Heißt das, dass es bald Gras geben wird, das man auch vor dem ersten Staatsexamen rauchen kann? Ganz so einfach wird das nicht: Mit dem Blockieren dieses Serotonin-Rezeptors ist das so eine Sache—denn das bedarf wiederum anderer Substanzen, die bei Menschen nicht unbedingt ohne Nebenwirkungen sind. Was also bei Mäusen einfach scheint, könnte bei uns ungleich komplizierter und mit anderen Nebenwirkungen verbunden sein. Serotonin-Rezeptoren werden zum Beispiel mit Beta-Blockern ausgeschaltet.

Außerdem ist es wirklich fraglich, ob das, was für Patienten nützlich sein kann, auch das ist, was der Freizeit-Kiffer möchte. Ist die verzögerte Wahrnehmung, das Zeitloch und das Fokussieren auf unwichtige Kleinigkeiten nicht das, was der Konsument nach dem Joint genießt? Wären Kiffer wirklich froh, auch nach der dritten Tüte noch normal zu funktionieren und sich an alle Details der drei schwachsinnigen Filme erinnern zu können, die man sich im Laufe des Abends bei ein paar Tüten Chips (waren das jetzt zwei oder drei?) angeschaut hat?

Doch angesichts des medizinischen Potentials, zu dessen Potential die gleichen Forscher bereits vor wenigen Monaten eine andere Studie zur Wirkung von Cannabis auf Krebstumoren bei Mäusen veröffentlicht hatten, ist die Aufschlüsselung der Effekte und Wechselwirkungen einzelner Cannabinoide und deren Wirkungsweise wie bei der aktuellen Studie immens wichtig.

Immerhin: Afroman hat die Zeichen der Zeit schon längst erkannt. Während sein Original-Hit „Because I got high" noch davon handelte, was er alles verpasste und verschluderte, weil er zu high war, hat er vor Kurzem eine neue Version des Songs eingespielt. Der heißt auch „Because I got high", aber es geht nur um die positiven Effekte von Cannabis-Konsum: