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LGBTQ

Kinder verstehen, was trans sein bedeutet – Erwachsene sind das Problem

Eltern wollen eine Grundschule verklagen, weil ein Transmädchen ihren Sohn traumatisiert haben soll. Schwachsinn, sagen Expertinnen.
Foto: imago | Westend61

Ein christliches Ehepaar plant, eine britische Grundschule zu verklagen. Der Grund: Die Lehreinrichtung der englischen Kirche hatte einem sechsjährigen Transmädchen erlaubt, im Kleid zur Schule zu kommen. Sally und Nigel Rowes sagten gegenüber der Daily Mail, dass ihr sechsjähriger Sohn "verwirrt" gewesen sei, "warum ein Junge jetzt ein Mädchen ist". Außerdem sind sie der Meinung, dass es sie in ihrer religiösen Freiheit einschränke, wenn sich die Schule an das Gesetz hält und Transpersonen nicht diskriminiert, sondern in ihrer Identität schützt.

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"Wir machen das, weil wir uns für Eltern einsetzen wollen, die wie wir das Gefühl haben, dass hier eine Agenda vorangetrieben wird, die unseren Glauben beschneidet", erklärte Nigel Rowe. "Wir glauben, dass es falsch ist, sehr jungen und empfindlichen Kindern ein falsches Versprechen von Transgenderismus vorzuleben."

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Laut der BBC hat das Paar seinen sechsjährigen Sohn seit dem Vorfall aus der Schule genommen und unterrichtet ihn nun zu Hause. Ihr achtjähriger Sohn war schon ein Jahr zuvor von der Schule genommen wurden, nachdem eine weitere Transmitschülerin ebenfalls ein Kleid getragen hatte. Die Sunday Times berichtet außerdem, dass die beiden Eltern vor Gericht wohl damit argumentieren wollen, dass die Schule sie daran hindere, ihre Kinder im Einklang mit ihrem Glauben zu erziehen.

Mermaids, eine britische Charity-Organisation für Transkinder, sprach mit den Familien der beiden nicht-genderkonformen Kinder und identifizierte beide als trans. "Es macht mir ein bisschen Sorgen, dass diese Debatte überhaupt stattfindet", sagt Mermaids-Sprecherin Susie Green. "Transkinder gibt es."

Ein Sprecher der Diözese von Portsmouth, die die Schule betreibt, erklärte gegenüber der Mail: "Unsere Einrichtungen sind inklusive, sichere Orte, an denen die Schüler lernen, Diversität in jeder Form zu respektieren. Wir bewegen uns im rechtlichen Rahmen des Equality Act von 2010 und glauben, dass sich in unserer Lerngemeinde alle willkommen, geschätzt und unterstützt fühlen sollten."

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Laut Pace, einer Organisation, die sich für psychische Gesundheit bei LGBTQ-Personen einsetzt, haben 48 Prozent junger Transmenschen bereits einen Selbstmordversuch unternommen. Frühe Unterstützung in der Schule und durch Gleichaltrige kann den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Gleichzeitig stellte ein Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes 2015 fest, dass auch Schulen und Lehreinrichtungen oft überfordert seien, wenn es um den Umgang mit Transpersonen geht.

Wie also spricht man darüber am Besten mit Kindern?

"Ich glaube, wir sollten nicht zu viele Rückschlüsse über das Kind in diesem Fall ziehen", erklärt Dr. Bernadette Wren, eine klinische Psychologin, die mit Transkindern arbeitet. "Wir wissen schließlich nicht genau, was da alles sonst noch so passiert ist."

"[Die Rowes] sagen, dass ihre Söhne verwirrt seien. Aber meine Kinder haben auch oft Probleme, ihre Mathe-Hausaufgaben zu verstehen. Also erkläre ich es ihnen."

Sie würde im Gespräch mit Kindern wahrscheinlich nicht einmal das Wort trans verwenden, sagt sie. Stattdessen solle man eine verständlichere, zugänglichere Sprache verwenden. "Ich würde erklären, dass von den Leuten früher mehr erwartet wurde, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu kleiden oder zu spielen, je nachdem ob sie ein Mädchen oder ein Junge waren. Heutzutage können sich die Leute aussuchen, was sie tun wollen."

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Green ist derselben Meinung. "Du musst einfach sehr direkt und klar sein", sagt sie. "Die Welt ist so divers und jeder ist einzigartig. Manche Menschen werden vielleicht im Körper eines Jungen oder eines Mädchens geboren, das passt dann aber nicht zu der Person, die sie in ihrem Kopf sind."

Ihrer persönlichen Erfahrung nach, würden Kinder diese Vorstellung problemlos akzeptieren. "Kinder verstehen das sehr schnell. Es sind normalerweise die Eltern, die Probleme damit haben." Wichtig sie außerdem, ergänzt Wren, dass um die Kinder, die sich in keine Geschlechter-Schublade stecken lassen, kein großes Aufsehen gemacht werde.

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"Man sollte nicht noch zusätzliche Aufmerksamkeit auf diese Kinder lenken. Wenn sie gerade Gender und Gender-Rollen erforschen, sollte man ihnen die Möglichkeit geben, das ohne jede Einschränkung tun zu können. Man darf ihnen nicht das Gefühl geben, dass das ein Thema ist, mit dem Erwachsene ein Problem haben", erklärt sie. "Wenn das Kind plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, kann ihm das sehr unangenehm sein."

Schlussendlich ist man dann ein gutes Elternteil, wenn man es fertig bringt, seinen Kindern Dinge ruhig und ohne jede Vorurteile zu erklären. "[Die Rowes] sagen, dass ihre Söhne nicht verstehen, was da passiert, und dass sie verwirrt seien", sagt Green abschließend. "Aber meine Kinder haben auch oft Probleme, ihre Mathe-Hausaufgaben zu verstehen. Also erkläre ich es ihnen und sie sind nicht mehr verwirrt. Das ist exakt dasselbe."

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