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Brauchen wir wirklich einen Sailor Moon Reboot?

Mit Sailor Moon Crystal feiert eine der wohl beliebtesten Serien der 90er Jahre im Juli ihre Neuauflage. Wir wissen noch nicht, was genau passieren wird, können uns aber noch an durchaus traumatische Erlebnisse aus unserer Kindheit erinnern.

Foto: BagoGames | Flickr | CC BY 2.0

Ich glaube, fast jeder österreichische 20- oder 30-Something hat einen Fernsehsender, der elementar seine Kindheit geprägt hat. Bei mir war es RTLII, weil dort jeden Nachmittag alle Animes ausgestrahlt wurden, die damals, circa 1997, geil waren. Ich bin in einem ziemlichen Öko-Haushalt aufgewachsen, habe alle meine Freunde, die den ganzen Tag vor dem Fernseher geparkt wurden, unfassbar beneidet und musste meine Serien größtenteils heimlich schauen. Weil man sich als Kind immer besonders clever fühlt, habe ich also jeden Tag nach der Schule direkt vor dem Fernseher im Wohnzimmer gehockt, den Finger immer auf dem Power-Knopf gehabt und so getan, als würde ich etwas auf dem Boden suchen, wenn meine Mutter den Raum betreten hat. Sie muss sich sehr verarscht vorgekommen sein. Meine Lieblingsserie zur damaligen Zeit war Sailor Moon. Allerdings nicht, weil ich in der dritten Klasse aussehen wollte wie eine Kinderprostituierte, sondern weil ich auf eine neue Schule gekommen bin und unbedingt dazugehören wollte. Es gab an meiner Grundschule nämlich einen Sailor Moon-Club.

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Ich weiß nicht, wie lange er zu dem Zeitpunkt, als ich dazugestoßen bin, schon bestanden hat, alle guten Sailor-Kriegerinnen (also die, die in mehr als zehn Folgen zu sehen waren) waren nämlich schon weg. Ich musste Sailor Neptun sein, habe einen schlecht gemalten Mitgliedsausweis bekommen und für den Rest des Schuljahres versucht, in den Pausen nicht zu nah bei meinen neuen Freundinnen zu stehen, wenn sie sich „verwandelt“ haben. Trotz dieser demütigenden Kindheitserfahrung kann ich das Opening der Serie, in der sich normale Schulmädchen mit der Unterstützung von offenkundig pädophil veranlagten Planeten in leichtbekleidete Superheldinnen verwandeln, nach wie vor mitsingen. Ich weiß nicht, was mich damals so daran fasziniert hat, aber als ich an einem restalkoholisierten Sonntagnachmittag festgestellt habe, dass einige der alten Folgen auf VIVA laufen, war es weg. Ja, ich habe das Intro mitgesungen, aber dann fiel mir sofort auf, dass nichts, was in dieser Serie passiert, Sinn ergibt.

Dementsprechend sieht die erwachsene, im Leben stehende Person in mir folgende Ankündigung etwas zwiegespalten, während mein inneres Kind vor Freude weint und sich ärgert, dass es den Sailor Neptun-Ausweis nicht mehr hat: Mit Sailor Moon Crystal kommt dieses Jahr eine Art Neuauflage der Serie ins japanische und amerikanische Fernsehen/zum Streaming-Anbieter eures Vertrauens. Dieser Reboot soll sich deutlich mehr an der Manga-Vorlage orientieren—es ist also ein bisschen so, als würde Game Of Thrones noch mal neu anlaufen und keiner der fünftausend identisch aussehenden bärtigen Charaktere wäre gestrichen worden. Ich habe die Comicbücher nie gelesen, die im ersten Moment größten Unterschiede scheinen allerdings darin zu liegen, dass Sailor Moon und Konsorten bedeutend dünner sind. Einen ersten Teaser-Trailer gibt es auch schon, neben den superhellen, super enervierenden japanischen Sprechern fällt dabei vor allem auf, dass Sailor Moon ihren Mund niemals schließt und Sailor Venus, dem Namen nach wenig überraschend, Dämonen mit einer riesigen Analkette zur Strecke bringt.

Inhaltlich wird es in den zum jetzigen Zeitpunkt angekündigten 26 Folgen um den so genannten „Dark Kingdom“-Erzählstrang gehen, in dem Sailor Moon aka Usagi (denn wer durch das Brüllen eines Planetennamen den Nagellack wechseln kann, hat keinen ordentlichen Namen verdient) und ihre Freundinnen alles daran setzen, der Königin Beryl den legendären Silberkristall zu entwenden. In Anbetracht der Tatsache, dass meine Lieblingskriegerin Sailor Neptun aller Voraussicht nach nicht auftauchen wird, freue ich mich gerade vor allem auf Tuxedo Mask. Den maskierten Typen, der jede brenzlige Situation dadurch löst, dass er eine Blume auf den Boden wirft, einen lamen One-Liner bringt und anschließend auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Zorro hatte zwar ein Pferd, dafür bumst Tuxedo Mask Sailor Moon.

Sailor Moon Crystal feiert am 5. Juli auf Hulu und der Streaming-Seite viz.com Premiere, danach wird jede Woche eine neue Folge ausgestrahlt beziehungsweise online zur Verfügung gestellt werden. Über eine deutsche Synchronisation ist bisher noch nichts bekannt, der Sailor Moon-Stream soll allerdings mit Untertiteln in zehn verschiedenen Sprachen verfügbar sein. Inwiefern der Reboot der Kultserie nach der ersten Staffel fortgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Genug Vorlage für eine Weiterführung ist mit 52 Kapiteln in 12 Büchern auf jeden Fall vorhanden.