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Sex

Heterosexuelle Frauen haben weniger häufig einen Orgasmus

Schuld daran sind ihre unfähigen Partner, legt eine neue Studie nahe.
Photo by Mosuno via Stocksy

Laut einer neuen Studie, die im Archives of Sexual Behavior veröffentlicht wurde, haben lesbische Frauen bestätigt, dass die "Suche nach dem weiblichen Orgasmus" eigentlich gar kein so unerreichbares Ziel ist, wie viele denken.

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und Artikel in Frauenmagazinen, die nahelegen, dass Männer häufiger zum Orgasmus kommen als Frauen. Eine Gruppe von Forschern von der Chapman University und dem Kinsey Institute ist nun allerdings noch einen Schritt weiter gegangen und hat sich ganz genau angesehen, wie oft homosexuelle und bisexuelle Männer und Frauen im Vergleich zu heterosexuellen Personen zum Höhepunkt kommen. (Es gab zuvor erst eine Studie, in der eine größere Gruppe von homo- und bisexuellen Frauen befragt wurde, wie häufig sie Orgasmen haben. Während sich die erste Studie auf Singles konzentriert hat, wurden im Rahmen der aktuellen Studie speziell Menschen in Beziehungen befragt.) Die Forscher haben auch versucht zu verstehen, welche Praktiken mit der Häufigkeit, mit der die Befragten zum Höhepunkt kommen, in Verbindung stehen könnten.

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An der Studie nahmen mehr als 52.000 Menschen teil, darunter 26.032 Männer und 24.102 Frauen, die sich selbst als heterosexuell identifizieren. Bei den homosexuellen Teilnehmern waren es 452 Männer und 340 Frauen, als bisexuell identifizierten sich 550 Männer sowie 1.112 Frauen. Neben Fragen zu persönlichen Eigenschaften (beispielsweise ethnische Zugehörigkeit, Ausbildung und Zahl der im Haushalt lebenden Kinder), erkundigte sich die Studie speziell nach dem Sexualverhalten der Teilnehmer. Hierzu wurden sie gefragt, wie oft sie Oralsex empfangen und ausführen, ob sie mit ihrem Partner schon mal über Sex gesprochen haben und ob sie sich an unterschiedlichen Formen von speziellen Sex-Praktiken beteiligten – von Massagen und stimulierenden Mitteln über Reizwäsche und Spanking bis hin zu Dreiern und Sex vor der Kamera.

Die Forscher fragten auch nach Besonderheiten ihrer letzten sexuellen Begegnung: ob einer der beiden Partner etwas getan hat, um für Stimmung zu sorgen – Dirty Talk oder Musik –, welche Sex-Praktiken ausgeübt wurden – von Küssen bis hin zu Analsex – und wie lang das Ganze gedauert hat.

"Ein Hauptziel der Studie war es, eine Übersicht über die Ansichten und Verhaltensweisen von Menschen zu schaffen, die regelmäßig zum Höhepunkt kommen, im Vergleich zu Menschen, die selten zum Höhepunkt kommen", schreiben die Autoren.

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Nach Auswertung der Daten bestätigten die Ergebnisse, dass es eine sogenannte "Orgasmus-Lücke" gibt, was so viel bedeutet, als dass Männer eher kommen als Frauen. Besonders auffallend war allerdings der Unterschied zwischen hetero- und homosexuellen Frauen und wie häufig sie nach eigener Aussage während dem Sex zum Höhepunkt zu kommen. Ganze 88 Prozent der lesbischen Frauen gaben an, meistens oder immer zu kommen, wenn sie mit jemandem intim werden. Im Vergleich dazu waren es unter den heterosexuellen Frauen nur 65 Prozent.

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Das Ergebnis der Studie legt nahe, "dass die Orgasmus-Lücke zwischen heterosexuellen Männern und Frauen weitestgehend geschlossen werden könnte", sagt David Frederick, führender Autor der Studie und Professor für Gesundheitspsychologie an der kalifornischen Chapman University. "Es gibt tausende Zeitschriftenartikel und Selbsthilfebücher über Sex, die Frauen sagen, was sie tun können, um zum Höhepunkt zu kommen. Ein Ziel der Studie war es zu betrachten, welche speziellen Sex-Praktiken besonders eng mit der Häufigkeit, mit der Frauen zu Höhepunkt kommen, verbunden sind. Nicht alle Frauen wollen zwangsläufig auch häufiger zum Höhepunkt kommen, aber denjenigen, die es wollen, kann das Verständnis geschlechtsspezifischer Unterschiede helfen, diese Lücke zu schließen."

Wie die Studie feststellt, waren einige der Verhaltensweisen, die "Frauen, die regelmäßig zum Höhepunkt kamen, am stärksten von Frauen unterschied, die das nicht taten: offen zu sagen, was sie sich im Bett wünschen, den Partner oder die Partnerin für etwas zu loben, was er oder sie im Bett getan hat, sexuelle Fantasien zu besprechen oder auszuleben sowie das Tragen von sexy Unterwäsche, das Ausprobieren neuer Stellungen, anale Stimulation, Dirty Talk und Liebesbekundungen während dem Sex."

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Überraschend war laut Frederick hingegen, dass "Oralsex nicht besonders weit verbreitet ist. Weniger als die Hälfte aller Paare haben normalerweise oder immer Oralsex, wenn sie intim werden."

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Viele Frauen in der Studie, sagt er weiter, "betrachteten vaginalen Verkehr nicht als Notwendigkeit [um zum Höhepunkt zu kommen]. Von den heterosexuellen Frauen kamen 80 Prozent normalerweise oder immer zum Höhepunkt, wenn die sexuelle Begegnung die Stimulation der Genitalien, Zungenküsse und Oralsex miteinschloss.

Die Kombination dieser drei Sex-Praktiken nennt man auch das "goldene Trio", sagt Elisabeth Lloyd, eine Fakultätsmitarbeiterin des Kinsey Institute und Koautorin der Studie. Aus Sicht einer Frau sagt sie, dass eine der wichtigsten Lehren, die man aus der Untersuchung ziehen kann, ist, dass die Effektivität der Praktiken bestätigt werden konnte, welche die Wahrscheinlichkeit steigern, dass Frauen mit ihren sexuellen Partnern zum Höhepunkt kommen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass es eine Lücke zwischen der Zahl der Orgasmen homo- und heterosexueller Frauen gibt. Das legt nahe, dass "wir etwas lernen können" von Frauen, die mit anderen Frauen Sex haben, sagt Lloyd. "Wir haben festgestellt, dass sich Sex-Praktiken, die von lesbischen Frauen oft ausgeübt werden, auch auf heterosexuelle Paare übertragen lassen, wenn sie wirklich wollen, dass die Frau zum Höhepunkt kommt."


Foto: imago | View Stock