"Die Zeit, in der wir tatenlos am Straßenrand der Geschichte stehen geblieben sind […], ist zu Ende", heißt es auf der offiziellen Website des "Kongress der Verteidiger Europas". Zum dritten Mal laden die Veranstalter des Kongresses dazu ein, sich in Oberösterreich hinter verschlossenen Türen zu vernetzen.Bei der diesjährigen Veranstaltung wird unter anderem ein burschenschaftlicher Festkommers waffentragender Studenten stattfinden – und zwar in einer neuen, größeren Location. Nachdem der Kongress im Herbst 2016 noch in den Linzer Redoutensälen abgehalten worden war, findet er diesmal im Wasserschloss Aistersheim statt.
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Damit dürfte auch die Frage aus 2016 – nämlich, was von Europa übrig bleiben wird – beantwortet sein: eine isolierte Festung aus vergangenen Tagen, umgeben von Wasser.Beinahe feierlich verkünden die reaktionären Helden von morgen den Kampf gegen den Fortschritt und ein vereintes Europa. "Als Verteidiger Europas bewahren wir unsere traditionelle Lebensweise“, lautet die selbst auferlegte Losung.Wie diese "traditionelle Lebensweise" aussieht, wird vor allem dann deutlich, wenn man sich die Liste der Aussteller am Kongress genauer ansieht. Wie bereits 2016 haben wir genau das auch heuer wieder für euch getan. Macht euch also selbst ein Bild. Hier kommt die alphabetisch geordnete Liste aller Aussteller, die 2018 am "Kongress der Verteidiger Europas" teilnehmen:alles roger? ist ein 2015 von Ronald und Roger Seunig gegründetes Magazin, das seither immer wieder mit antiamerikanischen und antisemitischen Verschwörungstheorien aufgefallen ist und vom Mauthausen Komitee als "tendenziell antisemitisch und völlig obskur" bezeichnet wird.Herausgeber ist Ronald Seunig, der auch die Einkaufsstadt "Excalibur-City" betreibt. Die Verlagsleitung hat derzeit Ex-BZÖ-Politiker Peter Westenthaler inne. Als Chefredakteure treten Roland Hofbauer, Ex-Ehemann von Barbara Karlich, und Klaus Faißner, Organisator des EU-Austritts-Volksbegehren, auf.Schon bei der Release-Party konnte das Magazin mit prominenter Unterstützung aufwarten. Auf Fotos der Feier finden sich unter anderem Wolfgang Brandstetter, der seit Februar 2018 Mitglied des österreichischen Verfassungsgerichtshofs ist, der umstrittene Top-Anwalt Werner Tomanek und die Schauspielerin Angelika Niedetzky. Laut Recherchen des Ex-Grünen Karl Öllinger, die er auf seinem Blog stopptdierechten.at veröffentlicht, und Fotos des Bezirksblatts sollen auch der FPÖ-Nationalratsabgeordnete Christian Höbart und ATV-Chef Martin Gastinger auf der Party gewesen sein.
alles roger?
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Ronald Seunig selbst sprach 2006 gegenüber Trend offen über seine Verehrung für Adolf Hitler und präsentierte ein Deckengemälde des Diktators in seinem Wohnhaus. Über die Gräueltaten Hitlers und der Nazis sagte Seunig damals: "Das stimmt alles nicht, er war es nicht, der den Krieg angefangen hat, man hat Hitler provoziert."Beim Ares Verlag, der bereits beim letzten Kongress 2016 teilnahm, handelt es sich um ein 2004 gegründetes, rechtskonservatives Tochterunternehmen des Grazer Leopold Stocker Verlags, das immer wieder mit rechtsextremen Publikationen auffällt. Neben Büchern von einschlägigen Autoren wie Alain de Benoist, Caspar Schrenck-Notzing und John Philippe Rushton werden zum Beispiel auch Werke von Martin Graf und Barbara Rosenkranz verlegt.Auch der ehemalige Leiter des Thüringer Verfassungsschutzes, Helmut Roewer, in dessen Amtszeit die Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe untertauchten, publizierte bereits im Ares Verlag.2006 machte der Verlag damit Schlagzeilen, dass er mehrere Prozesse gegen Kritiker führte und kritische Berichterstattung über seine Publikationen verhindern wollte – allerdings ohne Erfolg. Das Gericht urteilte damals, dass "rassistisch", "antisemitisch" und "rechtsextrem" zulässige Werturteile für den Verlag seien.Bei art-OR handelt es sich um einen uns namentlich nicht bekannten Künstler aus Thüringen, der aber schon 2016 seine Kunstwerke am "Kongress der Verteidiger Europas" präsentierte, damals aber nicht als offizieller Aussteller gelistet war. Laut Beschreibung auf der offiziellen Website des Kongresses gibt es von art-OR vor allem Zeichnungen "von Teilnehmern vergangener Kriege", die es "verdient hätten“, von den Besuchern bestaunt zu werden.
Ares Verlag
Art-OR
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Auch bei VICE: Burschenschaften – Ehre, Freiheit, Vaterland – Teil 1
Die Blaue Narzisse ist ein rechtes Jugendmagazin aus Chemnitz, das seit 2004 erscheint und 2006 durch einen Onlineauftritt ergänzt wurde. Als Chefredakteur fungiert der Burschenschafter Felix Menzel, der auch als eine Schlüsselfigur der deutschen "Identitären" gilt.Neben klassischen rechten und ausländerfeindlichen Themen widmet sich die Blaue Narzisse auch mehr oder weniger unpolitischen Themen und versucht damit ihre Reichweite zu optimieren. So gab etwa die österreichische Band Ja, Panik dem Magazin ein Interview, distanzierte sich im Nachhinein aber von der Zeitschrift. Auch der französische Autor Michel Houellebecq distanzierte sich klar von der Blauen Narzisse, nachdem die Zeitschrift 2014 einen "Michel-Houellebecq-Jugendkulturpreis" ausgeschrieben hatte.Die Blaue Narzisse kann klar zu den sogenannten "neurechten" Publikationen gezählt werden, die mit popkulturellen Elementen über ihre rechtsradikale Gesinnung hinwegtäuschen wollen. Das aus Chemnitz stammende Magazin nimmt zum zweiten Mal am Kongress teil."Ich akzeptiere die nationalsozialistischen Maßnahmen, weil sie dem heißen Wunsch der damaligen Führung entsprangen, des deutschen Volkes Einigkeit und Recht und Freiheit zurückzugewinnen. Diesem großen Ziel musste die persönliche individuelle Freiheit einiger weniger untergeordnet werden, denen man dadurch die Möglichkeit nahm, in Versammlungen oder Journaille für ihre dem Nationalsozialismus feindlichen Ziele zu werben", schrieb 1957 ein Mitglied der Burschenschaft Germania Marburg über die Konzentrationslager der Nazis.Heute würden es die Mitglieder der Burschenschaft, die 2015 den Vorsitz der Deutschen Burschenschaft innehatte, wohl anders formulieren. Trotzdem ist die Germania Marburg immer noch ein Sammelsurium von alten und neuen Rechtsextremen. Darunter angeblich auch ehemalige Mitglieder der Neonazigruppe AG Schwaben und der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten. Die Burschenschaft ist zum zweiten Mal am Kongress vertreten.
Blaue Narzisse
Burschenschaft Germania Marburg
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Compact Magazin
Ein Prozent für unser Land
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FAV Steiermark
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Grazer akademische Burschenschaft Arminia
Heimatmode
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Auch bei VICE: Burschenschaften – Ehre, Freiheit, Vaterland – Teil 2
Info-DIREKT
Jungeuropa Verlag
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Der Jungeuropa Verlag selbst fiel in den letzten zwei Jahren vor allem mit Übersetzungen von Texten rechtsradikaler Autoren aus Frankreich auf, darunter etwa Alain de Benoist, Pierre Drieu la Rochelle, Dominique Venner und Robert Brasillach.Der Landes Delegierten Convent Oberösterreich ist so etwas wie ein Dachverband der deutsch-nationalen, schlagenden Burschenschaften in Oberösterreich. Insgesamt sind in ihm 15 Männerbünde organisiert, darunter etwa auch die p.c.B! Donauhort, die als Bundeslied das sogenannte "Treuelied" der SS, "Wenn alle untreu werden“, auf der offiziellen Website des LCD Oberösterreich angibt.Der LDC Oberösterreich selbst bekennt sich zur 1815 in Jena gegründeten "Urburschenschaft" und der Losung "Ehre – Freiheit – Vaterland". In seiner Selbstdarstellung stilisiert sich der LDC Oberösterreich als Bollwerk gegen den gesellschaftlichen Verfall der Moderne. So ist von der "schnelllebigen Zeit, wo Intrigen und Skandale an der Tagesordnung sind" zu lesen. Oder auch vom "multikulturellen Chaos" und dem "Geburtenrückgang der letzten Jahre", dem "geeignete Maßnahmen entgegenzusetzen" sind.Für Wirbel sorgte im Jänner 2018 der Subventionsbericht der schwarz-blauen Landesregierung in Oberösterreich. Aus diesem ging hervor, dass der LDC Oberösterreich 2016 mit insgesamt 95.000 Euro Steuergeld subventioniert wurde.Die Neue Ordnung ist eine vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestufte Grazer Zeitschrift, die viermal im Jahr erscheint und bereits 2016 als Aussteller am Kongress aufschien. Herausgegeben wird sie vom extrem rechten Ares Verlag.Die Neue Ordnung zeichnet sich vor allem durch geschichtsrevisionistische Artikel zu Themen wie Auschwitz und Zwangsarbeit aus. Immer wieder finden sich auch antisemitische, rassistische und hetzerische Artikel in der Zeitschrift. Die Neue Ordnung tritt außerdem für die Abschaffung des Verbotsgesetzes ein und vertritt eine positive Haltung zum Faschismus.
Landes Delegierten Convent Oberösterreich
Neue Ordnung
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Odin Wiesinger
Sezession
Thomas Bachheimer
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