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Verbrechen

Wie Spürhunde im Kampf gegen Kinderpornografie eingesetzt werden

Der Labrador „URL“ wurde dazu ausgebildet, technische Geräte aufzuspüren—und bringt mit seinem Einsatz nicht nur Ermittlungen voran, sondern hilft auch den beteiligten Menschen.
Images Courtesy of Weber County Sheriff's Office

Ein Hund, insbesondere einer mit Jagdtrieb, kann nahezu alles erschnüffeln. Von Maulwürfen im Park über Drogen im Reisegepäck bis hin zu dem Schokoriegel, den du vor Wochen in deiner Tasche vergessen hast. „URL" (ausgesprochen wie der englische Name „Earl") wurde allerdings dazu ausgebildet, eine ganz besondere illegale „Substanz" aufzuspüren: Pornografie. Der schwarze Labrador hat gelernt, DVDs, Speicherkarten, USB-Sticks und andere Foto- und Videospeichergeräte aufzuspüren. Das Weber County Sheriff's Office im US-Bundesstaat Utah will seine Fähigkeiten nun dazu nutzen, die Behörden im Einsatz gegen Verbrechen wie Kinderpornografie und anderen Fällen von Internetkriminalität zu unterstützen.

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Mit Bear hatte im August 2015 bereits ein anderer Labrador Schlagzeilen gemacht, weil er eine entscheidende Rolle bei der Festnahme des ehemaligen Subway-Sprechers Jared Fogle gespielt hat. Vor seiner Arbeit als Diensthund musste URL jedoch erst eine strenge Ausbildung durchlaufen.

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„URL wurde zwei Mal abgegeben, weil er nur schwer unter Kontrolle gebracht werden konnte, auf Möbel sprang und als unerziehbar galt", sagt Todd Jordan, URLs Trainer, gegenüber Broadly. „Das sind die Hunde, nach denen ich suche—Hunde, die sonst keiner will. Meistens sind das nämlich die Hunde, die einfach nur eine Aufgabe brauchen, weil sie sich sonst schnell langweilen. Ich lenke ihre Energie auf etwas sinnvolles um."

Jordan hat insgesamt bereits sechs Hunde dazu ausgebildet, Elektrogeräte ausfindig zu machen. Vier seiner Zöglinge arbeiten aktuell für Einsatzgruppen in Seattle, Texas, New York und nun eben auch Utah. Die anderen beiden ausgebildeten Labradore sind im Moment ebenfalls im Begriff, verkauft zu werden.

Spürhunde, die Drogen, Bomben oder Handys ausfindig machen können, sind längst nichts Außergewöhnliches mehr. Hunden beizubringen, Pornografie zu erschnüffeln, ist allerdings eine ganz besondere Herausforderung.

Dennis Clark, Präsident der Einsatzgruppe Tactical Detection K-9, der auch an der Ausbildung von Bear beteiligt war, sagt gegenüber Broadly: „Um diesen Prozess zu verfeinern und so zu gestalten, dass sie jede Form von Gerät, das eine Fotospeicherkarte enthält, aufspüren können, haben wir alle möglichen Geräte genommen—SIM-Karten, USB-Sticks, Festplatten—und darin eine Legierung gesucht, die in allen verbaut ist. Diese Legierung haben wir dann in größeren Mengen für das Training genutzt."

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Clark sagt, dass Hunde für solche Ermittlungen eine zentrale Rolle spielen, da illegales Bildmaterial auf Medien „von der Größe einer Briefmarke" gespeichert werden kann und Ermittler oft Schwierigkeiten haben, diese zu finden. Allerdings gibt es nur wenige Hunde, die diese Aufgabe meistern.

„Vor dem Training muss man sicherstellen, dass man einen Hund hat, der sehr sozial, entspannt und freundlich ist und sich auch in verschiedenen fremden Umgebungen gut zurechtfindet", sagt Clark. „Wir brauchen Hunde, die in eine komplett neue Umgebung kommen können—wie enge Räume, Flugzeuge, Autos, Fahrstühle—und trotzdem ruhig bleiben."

URL wurde zwei Mal abgegeben, weil er als unerziehbar galt.

Nur einer von 25 evaluierten Hunden kommt für die Ausbildung in Frage. Doch auch danach, sagt Clark, dauert das Training von Spürhunden für elektronische Geräte sehr viel länger als für Drogenspürhunde. Während Letztere schon nach ungefähr vier bis sechs Wochen Training bereit für die Arbeit sind, kann die Ausbildung von Hunden wie URL sechs bis acht Monate dauern.

Nach ihrer Ausbildung sind die „Porno-Spürhunde" bis zu 8.000 Euro wert, wenn man aber bedenkt, dass ein Hund 10 Jahre lang im Einsatz ist und welchen Wert er für die Arbeit der Einsatzgruppe haben kann, ist der Preis verschwindend gering, erklärt Clark.

Nach einigen hochkarätigen Fällen wie dem von Jared Fogel, sagt Jordan, ist der „Markt explodiert", jede Einsatzgruppe möchte plötzlich so einen Hund haben.

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Tierische Ermittler wie URL und Bear haben übrigens sehr viel mehr zu bieten als eine ausgebildete Spürnase, meint Jordan. Er sagt, die Hunde könnten bei Hausdurchsuchungen durch die Behörden auch helfen, kritische Situationen zu deeskalieren.

„Wenn du einen Labrador dabei hast, dann kommen Kinder auf ihn zu und wollen ihn streicheln. Wenn du anfängst, mit Kindern zu sprechen, dann machen sie oft dicht, aber wenn du den Hund dabei hast, den sie streicheln können, dann öffnen sie sich sehr viel schneller. Sie vertrauen dem Hund", erklärt er.

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Die Hunde tragen auch zur psychischen Gesundheit von Ermittlern bei, deren Alltag durch die verstörende Arbeit an Fällen von Kinderpornografie bestimmt ist.

„Im Büro sitzen die Ermittler am Computer und sehen sich den ganzen Tag über diese Dateien und Akten an. Auch sie benötigen irgendeine Form von Ausgleich. Du kannst den Hund mit ins Büro nehmen—das machen sie auch mit Bear in Seattle—und wenn der Hund reinkommt, sind sie quasi dazu gezwungen, sich mit ihm zu beschäftigen, mit ihm zu spielen", sagt Jordan. „Das schafft ein gesundes Klima im Büro—nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Ermittler."