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Humor

Wie dich Sexisten in die Form deines Lebens bringen

Trinkspiele und Bullshit-Bingo waren gestern. Hier kommt der Fitnessplan mit hundertprozentiger Erfolgsgarantie.
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Irgendwie muss man denn Scheiß um sich herum spielerisch verarbeiten, ohne den Verstand zu verlieren. Dafür gibt es Dinge wie Trinkspiele, wie zum Beispiel bei einem Game Of Thrones-Marathon jedes Mal einen Shot zu trinken, wenn ein Charakter stirbt. Deprimierend aber zielführend. Oder Bullshit Bingo für dumme Sprüche, funktioniert perfekt mit Aussagen der FPÖ, AfD und deren Kumpanen. Trinkspiele machen zwar Spaß, aber halt auch betrunken. Und so viel weiter bringt einen Bullshit Bingo im Leben auch nicht.

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Ebenfalls allgegenwärtig, im Gegensatz zu Game of Thrones aber nicht abschaltbar, ist Sexismus. Zwar gibt es (im Gegensatz zu früheren Zeiten) immerhin eine Art Diskussionskultur zu diesem Thema und auch wir haben an verschiedenen Stellen den Finger in die Wunde gelegt, in der Hoffnung, dadurch dem ein oder anderen die Augen zu öffnen—trotzdem: Entkommen kann man sexistischen Bemerkungen auch im Jahr 2016 noch nicht. Wenn wir es also nicht ändern können, sollten wir es also vielleicht zum Anlass nehmen, an uns zu arbeiten. Allerdings nicht für die Sexisten, sondern für uns selbst. Was haltet ihr also von einem Fitnessplan, der Alltagssexismus in Muskelmasse verwandelt? Wer stärkere Beine hat, kann aufdringlichen Menschen besser in den Schritt treten.

Das Konzept ist simpel: Wenn du sexistische Kommentare liest oder hörst, machst du bestimmte Übungen. Du siehst bald überall Möglichkeiten, sexistischen Dreck in Fitnessübungen zu verwandeln. Wenn du zwischendurch die Motivation verlierst: Je mehr Kommentare du dir anhören musst, umso stärker wirst du. Physisch und psychisch. Es werden für alle Übungen drei Sätze empfohlen. Einen Bonussatz gibt es, wenn die sexistische Aussage mit Rassismus geliefert kommt. Der Plan ist so einfach durchzuziehen: Du brauchst nur deinen Körper, Trainingssachen und zwei Hanteln. Und Humor. Zusätzlicher Ratschlag für die Leser, die bereits in Begriff sind „Auch Männer leiden unter Sexismus!" in die Facebook-Kommentarspalte zu tippen: Turnt doch einfach mit!

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„Geile/r [hier beliebiges Körperteil einfügen]!"

Die Klassiker unter den „Komplimenten": Geiler Arsch, geile Titten, geile Beine. Natürlich fühlst du dich wahnsinnig geschmeichelt und möchtest, dass das so bleibt. Schließlich braucht jede Frau konstante Bestätigung wie die Luft zum Atmen und ohne weiß sie nicht, wer sie sein soll. Daher trainierst du genau den Körperteil, der „bejubelt" wurde. Bei einem sicherlich nur nett gemeinten „Geiler Arsch, Süße!" machst du 20 Kniebeugen. Wenn du Glückliche ein „Du Drecksau hast so geile Titten!" zugerufen bekommst, dann nimm deine Hanteln in die Arme, halte sie im rechten Winkel und bringe deine Ellenbogen zueinander. Und dachtest du wirklich, deine Beine seien Teil von dir, um deinen Körper tragen? Das ist absolut nebensächlich. Primär dienen deine Beine nämlich als Fetischvorlage. Wenn jemand also deinen Beinen begierig hinterher lechzt, dann belohne dich damit, 30 Sekunden lang in der Luft Fahrrad zu fahren. Selten wird es in dieser Kategorie Anlass zu Rücken- oder Armübungen geben.

Tierisch wirkungsvoll

Manchmal bist du so „heiß", dass es manchen Männern förmlich die Sprache verschlägt. Machos erklären das damit, dass Männer nun mal Triebe haben, die sie weder kontrollieren, noch abstellen können. Das ist so, das ist Biologie. Und wer bist du, um die Wissenschaft anzuzweifeln? Um der Frau dennoch ihre Paarungswilligkeit zu signalisieren—denn die muss schließlich laut zum Ausdruck gebracht werden—, werden Tierlaute wie Gegrunze, Gejohle oder Gebelle eingesetzt. Der Plan sieht hier—sehr passend—doggystyle-artige Übungen vor. Frau stelle sich „auf vier Beine" und hebe abwechselnd ihr linkes und rechtes Bein in einem rechten Winkel zum Körper hoch. Extra Schwierigkeitsgrad: Beim Heben in die Luft kicken. 20 Durchgänge pro Bein für eine tierisch gute Figur.

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„Hast du deine Tage?"

Synonym zu: Wieso bist du so zickig? Wenn sich diese Menschen auch nur einmal so beschissen fühlen würden wie viele von uns während der Periode—mit Stimmungsschwankungen, Bauchkrämpfen, Kotzen, Fressflash und Selbstzweifeln—, würden sie sowas nie im Leben so leichtfertig absondern.

So weit denken viele der „Hast du deine Tage"-Menschen aber gar nicht. Es ist ihnen auch völlig egal, ob du wirklich deine Tage hast oder nicht. Sie sind es gewohnt, völlig überholte, klischeebehaftete Dinge vor sich hin zu brabbeln und erwarten, dass du als Frau die Situation hinnimmst und nicht zur Eskalation beiträgst. Solltest du es dennoch tun, ist die wohl einzige mögliche Erklärung für einen derartigen Gefühlsausbruch die Erdbeerwoche. Demnach kam die trotzige Antwort auch nicht aus dem Kopf, sondern eindeutig aus dem Bauch. Passend dazu: 20 Sit-Ups, um die Mitte zu stärken.

„Selber schuld!"

„Eine Freundin von mir ist letzte Woche nach dem Fortgehen von so einem Creep belästigt worden, der ist ihr fast bis nach Hause gefolgt." Warte, warte, mach mal halblang. Wieso war sie alleine unterwegs? War sie betrunken? Was hatte sie an? Hat sie falsche Signale gesendet? Hat sie sich von ihm auf etwas einladen lassen? Hat sie überhaupt gesagt, dass sie das nicht will? Vielleicht hat er es nicht so gemeint? Glaubst du nicht, dass sie da etwas übertrieben hat? Hach, das gute alte victim blaming. Es gibt kaum etwas, was einer Frau widerfahren ist, an dem sie nicht selbst schuld gewesen wäre. Hätte sie doch nicht zu viel getrunken, nicht so ein knappes Outfit getragen oder eben besser auf ihr Glas geachtet. Trainiere also deine Schultern, damit sie stärker werden, um dein dummes, sorgloses Köpfchen zu tragen. Die Hanteln 20 Mal mit jeder Hand über den Kopf heben, müsste für den Anfang reichen.

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„Die gehört mal richtig durchgenommen!"

Manch ein Herr der Schöpfung kennt nicht nur Schlampen. Nein, er kategorisiert außerdem auch in Untervögelte, die einfach keinen abkriegen und genau deshalb frustriert sind. Solche Frauen erkennt er daran, dass sie zu jedem Thema eine Meinung haben und diese auch andauernd kundtun müssen. Ständig wollen diese Weiber diskutieren. „Feeemiinaaazzii!" Frauen, die für ihre Rechte einstehen und sich nach ewig langer Unterdrückung nicht mehr den Mund verbieten lassen wollen. Wen nervt das nicht? Klarer Fall von Unzufriedenheit mit sich selbst. Geh' mal 45 Minuten laufen, vielleicht will dich dann ja bald einer und du kannst endlich aufhören, deinen Frust an anderen abzulassen.

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„Fräulein, Prinzessin, Schatzi!"

Man würde meinen, solche Begriffe gehören ins vergangene Jahrhundert, aber das Leben steckt nun mal voller Überraschungen. Manche Männer fühlen sich extrem unwohl, wenn eine Frau ihnen ebenbürtig ist. Wo kämen wir denn hin, wenn Frauen bei Meetings nicht den Kaffee kochen und dann mitschreiben, sondern Ideen einbringen und den Ton angeben? Lass sie uns schnell mit „Fräulein, Prinzessin oder Schatzi" degradieren, damit sie ja wissen, wo ihr Platz ist. Was vielleicht erst nett gemeint ist, kann schnell ziemlich degradierend wirken und einem das Gefühl geben, man sei ein kleines Kind, das niemand ernst nimmt. Für wen diese Namen so nervtötend sind wie ein eingeschlafener Arm: Die Arme 20 Mal mit 1,5-Kilo-Hanteln seitlich heben, um sie wieder aufzuwecken. Wenn dir sowas echt noch nie passiert ist, findest du unter #CanHeSayThat massenhaft Inspo.

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Mansplaining

Um oben anzuknüpfen: Weil du jung, doof und ein Fräulein bist, hast du ja noch gar keine Ahnung, was in der Welt abgeht. Woher auch? Immerhin ist unser Gehirn kleiner und wir können vor lauter Emotionen die Realität nicht klar sehen (siehe auch: „Hast du deine Tage?"). Aber Gott sei Dank gibt es Männer, die uns die Welt erklären. Diese bittersüße Melodie von überheblichem Geschwafel, gepaart mit unfassbarer Selbstüberschätzung ist Balsam für die Ohren. Nach so einem ungebetenen Vortrag fragst du dich gleich, wieso du nicht selbst auf diese ganzen revolutionären Ideen gekommen bist. Zum Glück konnte ein Mann endlich aussprechen, was Frauen wirklich denken und fühlen. Um dich der unendlichen Männlichkeit der Mansplainer anzupassen, sollst du 30 Sekunden lang planken, um deinen Rücken zu modellieren.

Slut Shaming

Screenshot via Twitter

Sie hat mit dem Typen beim ersten Date geschlafen? Schlampe. Sie hat ihn nicht rangelassen, obwohl er ihr was zu trinken gezahlt hat? Nochmal: Schlampe. Sie holt sich im Bett, was sie will, von wem sie will, wie oft sie es will und schämt sich nicht mal dafür? Die größte Schlampe überhaupt. Wenn du eine Schlampe bist, lässt sich das wohl nicht mehr ändern. Der Jungfrauenzug ist abgefahren. Das einzige, was du noch machen kannst, ist dein Becken zu trainieren, um deine Orgasmen zu verstärken. Leg dich auf den Rücken, spanne deinen Beckenboden an und halte deinen Unterkörper angespannt für 10 Sekunden in der Luft. Wiederhole diese Übung 20 Mal, damit sich das „Herumhuren" zumindest auszahlt.

„Sei nicht so traurig!/ Lächel doch mal!"

Neulich in der U-Bahn: „Schau doch nicht so traurig!" Trotz Todesblick redet der doppelt so alte Mann weiter und erzählt mir, dass er sich vor drei Tagen nach 21 Jahren Ehe hat scheiden lassen. „Arg", sage ich. „Ist schon meine vierte Ehe, mit der hab' ich sogar drei Kinder", plaudert er weiter aus dem Nähkästchen. Als ich aussteigen will, fragt er mich, ob wir was trinken gehen. Nach dem ersten ,Nein', meint er, er lädt mich ein. Nach dem zweiten ,Nein' bekomme ich ein „Dann leid' halt weiter." Die Moral von der Geschicht': Für Frauen herrscht Lächelpflicht. Keiner will deine traurige Fresse oder dein Resting Bitch Face sehen, also reiß' dich bitte zusammen. Mit einem langen Gesicht ist auch ein guter Körper nichts wert. Lass also keineswegs diese Bonusübung aus: Mach einen Kussmund und strecke dein Kinn in die Höhe, sodass du ein Ziehen am Hals spürst. Faceyoga gegen Doppelkinn, damit du endlich zu einer 10 wirst.


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