Angela Merkel, nachdem die Moderatorin sie daran erinnerte, dass sie mal in einem Interview gesagt hatte, sie hätte sich auch vorstellen können, mal ein Café oder ein Restaurant zu leiten.Nett formuliert. Weltweit ist nur ein Viertel der Vorstandspositionen weiblich besetzt. 45 Frauen sitzen 2017 in deutschen Dax-Unternehmen im Vorstand, sie stehen 630 Männern gegenüber. In mittelständischen Unternehmen ist die Quote höher: Jede fünfte Frau nimmt dort 2017 eine Managementposition ein. Warum ist das so? Dazu kommen wir gleich."So wie ich nicht dazu gekommen bin bis jetzt, ein Unternehmen zu leiten, geht es vielleicht auch vielen anderen auch."
IWF-Chefin Christine LagardeSelbstverständlich ist es das: Frauen machen theoretisch die Hälfte des gesamten Arbeitskräftepotenzials aus. Wenn sie – gerade in Entwicklungsländern – nicht gefördert werden, wird richtig viel Potenzial nicht ausgeschöpft und die Wirtschaft wächst nicht, wie sie könnte. Aber nicht nur das: Unternehmensumsätze zeigen, dass sich gemischte Teams wirtschaftlich lohnen. Sie arbeiten kreativer, weil – logisch – mehr Perspektiven in einer Entscheidung stecken."[Frauen zu stärken, ist] eine völlig klare Notwendigkeit, wenn man es sich aus makroökonomischer Sicht anschaut."
Christine Lagarde darüber, dass Unternehmen Frauen deutlich schlechter bezahlen, aber das nicht offen zugeben.Man kennt es noch aus der Schulzeit: "Wir machen schon viel" ist das Pendant der Unternehmer-Sprache für "Mein Hund hat meine Hausaufgaben gefressen". Fakten, wir wollen Fakten, fordert daher Lagarde. Die harten Zahlen zu Frauenanteilen und Lohnlücken sind alles andere als zufriedenstellend: In Deutschland verdienen Frauen 21 Prozent weniger als Männer. Im März dieses Jahres hat der Bundestag ein Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Männern und Frauen beschlossen. Jetzt können Frauen in Firmen mit mehr als 200 Mitarbeitern erfahren, was Männer in vergleichbaren Positionen verdienen. Ab 500 Mitarbeitern müssen die Unternehmen regelmäßig über die Lohngleichheit berichten. Wenn es von selbst nicht geht, braucht es eben Gesetze."Darf ich ganz kurz als Aktivistin auftreten? (…) Zeigt uns eure Zahlen."
Auch VICE: Donald Trumps Wahlkampf-Girlgroup
Merkel antwortet Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller, die gesetzliche Quoten ablehnt.Als der Bundestag 2015 die Frauenquote beschloss, betrug der Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten gerade einmal 12,4 Prozent. Weil die Unternehmen beim Wort Quote aber laut "Mimimi" schrien, war die Politik erstmal zaghaft: Anhand einer "Flexiquote" sollten 3.500 mittelgroße Unternehmen selbst bestimmen, wie viele Frauen sie in ihren Vorstand, Aufsichtsrat oder auf die oberen zwei Managementebenen verteilen wollten. Was machen einige dieser Firmen dann? Genau. Nichts. "Da, wo sich Unternehmen selbst die Zielvorgaben setzen können: null", sagte Familienministerin Manuela Schwesig dazu im März dem ARD-Morgenmagazin. Und resümiert: Kann man gesetzlich bestimmt nochmal angehen. Das einzige Problem sind die Unternehmen allerdings nicht.Wir haben Unternehmen Jahre gebettelt und gebeten. Die haben sich das Gesetz selbst erarbeitet – durch Nichtstun."
Nicola Leibinger-KammüllerDie Chefin des 11.000-Mitarbeiter Unternehmens Trumpf – einer der Weltmarktführer für Werkzeugmaschinen – sagt das etwas genervt, liefert aber auch eine Erklärung: Wenn eine Frau mit Kind Chefin wird und es nicht klappt – weil etwa beide Eltern viel arbeiten und das Kind in der Schule abkackt –, sagt meist nicht der Mann: Ich trete jetzt kürzer und kümmer mich ums Kind. Sondern: Die Frau geht oder sieht sich selbst als schlechte Mutter. Die Unternehmenschefin hat aber nicht nur eine Erklärung, sondern auch eine Lösung für das Problem:"Wir müssen viele Frauen zwingen, Führungspositionen zu übernehmen"
Nicola Leibinger-KammüllerEine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass Männer Probleme bekommen, wenn sie die Arbeitszeit an ihr Familienleben anpassen. Von Männern werde einfach erwartet, dass sie Vollzeit arbeiten und bei Bedarf immer zur Verfügung stehen, so die Studie. Elternzeit bei Männern nach der Geburt eines Babys werde weitgehend akzeptiert, allerdings nur, wenn sie nicht länger als zwei Monate dauert. Vor allem Führungskräfte bekommen oft Gegenwind, wenn sie Elternzeit beantragen. Feminismus heißt aber: Männer genauso von Geschlechter-Klischees befreien wie Frauen."Wir kommen nur weiter, wenn wir die Männer mitnehmen."
Nicola Leibinger-Kammüller auf die Frage, ob sie ihre Karriere als Trumpf-Chefin auch ohne ihren familiären Hintergrund – sprich Tochter – gemacht hätte."Das ist eine interessante Frage und ich frage mich, ob sie die auch einem Mann gestellt hätten."
Ivanka TrumpSie ist noch ganz neu in ihrer Rolle, knapp 100 Tage macht sie sie. Und Trump, das muss man ihr auf jeden Fall lassen, versucht, die Tatsache nicht einmal zu verbergen, dass sie nicht erklären kann, was ihre Rolle eigentlich ist. Nur wenn man aber mit den mächtigsten Frauen auf einem vielbeachteten Podium sitzt, sollte vielleicht etwas mehr kommen, als dass es eine "unglaubliche Reise" war. Aber sie macht, was sie am besten kann: Sprüche im Stil von Instagram-Bildunterschriften."Ich bin sehr stolz auf meinen Vater. […] Ich bin ganz am Anfang, ich höre zu."
Máxima, Königin der Niederlande, sie sprach, das war in der Debatte nicht eindeutig, wohl über Frauen in Entwicklungsländern."Frauen […] müssen ihr Geld vor ihren Ehemännern und anderen Familienmitgliedern verstecken."
Moderatorin: "Sind Sie Feministin?"
Merkel: "Ich möchte mich nicht mit der Feder des Feminismus schmücken."
Königin Máxima: "Ich denke, eine Feministin ist jemand, der möchte, dass alle Frauen die Chance haben, glücklich und stolz auf sich selbst zu sein."
Merkel: "Dann bin ich auch eine."
Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.