FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Heulsuse der Woche: bayerische Neonazis vs. Fahrerflucht-Genie

Bayerische Rechtsextreme klagen gegen das Verbot ihres Nazi-Netzwerks und ein 30-Jähriger rammt Bänke und lässt dramatisch sein Auto verschwinden.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden. Wen ihr gewählt habt, findet ihr unten.

Heulsuse #1: Bayerische Neonazis

Ebenfalls unter den Klägern: Karl-Heinz Statzberger, hier bei einer Kundgebung der Nazi-Splitterpartei Der dritte Weg. Foto: imago/Christian Ditsch

Der Vorfall: Das Freie Netz Süd wird als rechtsextreme Vereinigung eingestuft und demzufolge verboten.

Die angemessene Reaktion: Eigentlich gibt es nur eine richtige Reaktion—die Füße stillhalten und einfach aufhören, ein rassistisches Arschloch zu sein.

Anzeige

Die tatsächliche Reaktion: Gegen das Urteil klagen.

Nazis. Ein ewig währender Quell von ultimativer Heulsusigkeit. Auch und gerade wenn sie aus Bayern kommen—dem Bundesland, das sich im Rahmen unserer schönen, kleinen Kolumne hier zum ultimativen Brutkasten für selbstgerechte Hobby-Dramatiker, oder wahlweise auch selbstgerechtem Arschloch, zu entwickeln scheint. Wie unsympathisch es im dreckigen Süden wirklich werden kann, zeigt nun der Prozess, den die ehemaligen Mitglieder des Freien Netz Süd gegen das bayerische Innenministerium anstrengen. Ehemalig, weil die rechtsextreme Gruppierung im Juli 2014 vom bayerischen Innenministerium verboten wurde.

Was man in diesem Zusammenhang wissen muss: Bei der Vereinigung handelt es sich nicht um die dumpf pöbelnden Hobby-Nazis von nebenan, die ihre rassistischen Grabenkämpfe auf Facebook austragen und ab und an mal bei einer Pegida-Demo mitlaufen. Viel mehr versammelte sich unter dem Namen Freies Netz Süd das Who is Who der deutschen Rechtsextremen-Szene—darunter auch der verurteilte Terrorist Martin Wiese, der 2003 einen Anschlag auf eine Synagoge plante. Insgesamt sollen zum bis dato größten bayerischen Neonazi-Netzwerk 20 Gruppen mit insgesamt rund 150 Mitgliedern gehört haben.

Von ebenjenen haben 41 Personen gegen das Verbot Klage eingereicht, der Termin für die Verhandlung wurde in dieser Woche bekannt gegeben. Am 13. Oktober nimmt sich der bayerische Verwaltungsgerichtshof der Sache an, das Innenministerium ist sich allerdings sicher, vor Gericht Recht zu bekommen. „Wir sind gründlich vorbereitet und blicken dem optimistisch entgegen", so ein Ministeriumssprecher gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Anzeige

Heulsuse #2: Das Fahrerflucht-Genie

Foto: Hani Arif | Flickr | CC BY 2.0

Der Vorfall: Ein Mann baut einen Unfall und verursacht dabei Schäden im Wert von mehreren tausend Euro.

Die angemessene Reaktion: Sich stellen und über die eigene Unachtsamkeit ärgern. Immerhin wurde niemand verletzt.

Die tatsächliche Reaktion: Flüchten und anschließend auf überaus dramatische Art und Weise alle Spuren vernichten.

Die Gesellschaft ist besessen von kriminellen Genies. Serienmörder, Bankräuber, Mafiapaten—you name it. Seit dieser Woche sollte allerdings auch ein Mann aus dem oberpfälzischen Tirschenreuth (schon wieder Bayern!) in die Hall of Fame der Meisterverbrecher aufgenommen werden. Für die dramatischste Fahrerflucht-Aktion aller Zeiten. Was war passiert? Der 30-Jährige brachte es fertig, auf einem Parkplatz (!) mit seinem Auto so ins Schleudern zu geraten, dass er nicht nur nur einen Baum rammte (Klassiker), sondern direkt noch zwei Bänke und einen Lichtmast mitnahm—und damit einen Schaden von 7.500 Euro verursachte. Das wusste er zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht, trotzdem versetzte ihn seine Tat scheinbar in derartige Panik, dass er vom Unfallort flüchtete, statt den Vorfall zu melden.

Ist die „Old School Society" die dümmste Terrorgruppe Deutschlands?

Trotzdem schien die Polizei dem Tirschenreuther relativ schnell auf den Fersen gewesen zu sein (gab es Zeugen? Überwachungskameras? War der Mann bereits früher durch beeindruckend unfähiges Fahrverhalten aufgefallen? Man weiß es nicht). Das einzige Problem: Weit und breit keine Spur vom Tatfahrzeug. Als der unfreiwillige Stuntfahrer schließlich doch geständig wurde, klärte sich auch das Mysterium um das unauffindbare Auto: Der Tirschenreuther hatte den Wagen zur Schrottpresse gebracht, um alle Beweise unwiderbringlich zu vernichten. Genial.

Anzeige

Ob die Beamten den verbliebenen Metallklotz als Beweisstück mitgenommen haben, ist uns leider nicht bekannt.

Das Ergebnis

Das Bundesland Bayern scheint in Verbindung mit Nazis die absolut unschlagbare Heulsusen-Kombi zu sein. Mit überragenden 81 Prozent setzen sich die Anhänger des rechtsextremen Netzwerks gegen das (ebenfalls bayerische) Fahrerflucht-Genie durch. Applaus, Applaus, sie haben es sich verdient.

Letzte Woche: Dachauer Beamte beschweren sich darüber, dass ein Reggae-Festival sie als Zivilpolizisten enttarnt, und das Hamburger LKA kann Google nicht bedienen.

Der Gewinner: die Dachauer Beamten!