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esoterik

Mein Besuch bei einem Guru, der Delfine für telepathische Götter hält

Chemtrails sind real, Wolken nichts anderes als gut getarnte Raumschiffe – Aros Crytos glaubt an vieles. Ich habe mit ihm meditiert und meinen spirituellen Delfinfreund kennengelernt.
All photos by Eva Sealove

Im Jahr 1994 – vier Jahrzehnte, nachdem sein Raumschiff in Schweden gelandet ist – saß Aros Crystos am kalifornischen Muir Beach und sah hinaus auf den Ozean. Plötzlich erhielt er eine Nachricht, die sein Leben verändern sollte. Sie kam von den Delfinen.

In den darauf folgenden zehn Monaten bekam Aros immer wieder telepathische Botschaften von den Meeressäugern. Er erkannte, dass Delfine in Wahrheit intergalaktische Wesen sind, die die Fähigkeit besitzen, nach Belieben durch Raum und Zeit zu reisen. In ihrer Unwissenheit wurden sie von den Menschen den Tieren zugeordnet, in Wirklichkeit sind sie jedoch göttliche Wesen. Ihre Aufgabe: Die Menschheit zurück in den Ozean zu führen.

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Eine der ersten Botschaften, die Aros von den Delfinen erhielt, klingt wie eine esoterische Rätselfrage: "Wo wahre Liebe ist, verschwinden Formen und zurück bleibt ein Lächeln." Als ich ihn frage, was das bedeuten soll, erklärt Aros, dass sich Formen verflüchtigen, wenn wir in der Lage sind, mit dem Herzen zu lachen – so wie die Delfine. Nur so erlangen wir ein energetisches Level, auf dem keine Formen mehr existieren, sagt er. "Formen existieren nur, wenn du willst, dass sie existieren."

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Es sind inzwischen 23 Jahre vergangen, seit die Delfine zum ersten Mal Kontakt zu ihm aufgenommen haben. In einschlägigen Kreisen ist Aros seither als "Botschafter der Delfine" bekannt. Er ist aber auch als schamanischer Heiler, Schauspieler und Modedesigner tätig. Seine Modekollektion nennt sich GOD: galaktisches, orgasmisches Design. Gegen Ende der 90er-Jahre und um die Jahrtausendwende herum erlebte Aros so eine Art Hochphase. Damals hielt er jede Woche mehrere Meditationskurse für spirituelle Mittzwanziger ab – einzeln und in der Gruppe – und reiste nach Sedona, Arizona, und quer durch Kalifornien, um Vorträge zu halten. Die 90er-Jahre, sagt er, waren eine überaus spirituelle Zeit. Das ist heute anders: Er hält zwar noch immer gelegentlich Vorträge, doch seit 9/11 und dem Beginn der Weltherrschaft der iPhones kümmern sich nur noch wenige um ihre spirituelle Entwicklung.

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Ich habe Aros durch eine Bekannte kennengelernt: Die Beiden haben sich bei einem schwedischen Abend in Los Angeles getroffen (offenbar kennen sich Schweden alle untereinander). Danach besuchte sie eine seiner Meditationen, um ihren spirituellen Führer in Form eines Delfins zu finden. Sie sagt, sie hätte ziemlich viel von seinem Kurs mitgenommen. Entsprechend neugierig war ich, als ich ihn zum ersten Mal über Facebook kontaktiert habe.

War ich hier unter Umständen einem Sexkult auf der Spur?

Ich persönlich bin kein sonderlich esoterischer Mensch und meine Haltung gegenüber Delfinen würde ich als eher "neutral" bezeichnen. Natürlich mache ich mir Sorgen um die Verschmutzung der Ozeane und bin der festen Überzeugung, dass wir unseren Planeten und all seine majestätischen Kreaturen schützen sollten, doch mit den Meeressäugern hatte ich noch nie besonders viel am Hut. Auch die Tatsache, dass Delfine ziemlich schlau sind – und zwar so schlau, dass sie über Sprache und Moral verfügen –, gleichzeitig aber auch dauergeil und hinterlistig sein können, macht mich zugegebenermaßen eher misstrauisch. Außerdem habe ich sowieso Angst vor dem Meer. Die Geschichte klang aber einfach zu verrückt, um ihr nicht auf die Spur zu gehen.

Ich treffe mich mit Aros im Restaurant des Shutters On The Beach, einem schicken Hotel in Santa Monica. Ich möchte ihn fragen, ob ich an einer seiner Meditationen teilnehmen kann und herausfinden, was es mit dieser Gemeinschaft der Delfine auf sich hat. Über Facebook konnte ich vorab nur in Erfahrung bringen, dass Aros von ziemlich vielen Frauen umgeben zu sein scheint. Doch wer sind all diese Menschen? Meine Neugier war geweckt – vielleicht gerade weil ich Vorurteile gegenüber der unerbittlichen Geilheit von Delfinen hatte. War ich hier unter Umständen einem Sexkult auf der Spur?

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Aros bei seinem Vortrag über Chemtrails. Alle Fotos: Eva Sealove

Als ich Aros nach der spirituellen Gemeinschaft frage, sagt er, dass er privat sehr viel mit seiner Freundin Melissa zusammenarbeitet und ich mit ihr sprechen soll. "Sie hat viel Erfahrung mit meiner Arbeit. Sie ist Sängerin und hat in letzter Zeit viel abgenommen. Sie durchlebt gerade eine echte Transformation."

Melissa befasst sich seit Ende der 90er-Jahre mit Spiritualität. Ihr Interesse am Übernatürlichen begann, als sie versuchte. eine missbräuchliche Beziehung hinter sich zu lassen. Aros hat sie im November 2016 im Rahmen einer Konferenz kennengelernt, bei der er einen Vortrag hielt. Sie fühlte sich spirituell sehr stark und nutzte ihre Stimme seit Kurzem auch zur Heilung. Also schlug sie Aros vor: "Wenn du eine Sitzung mit mir abhältst, wärst du dann auch offen dafür, dass ich eine Sitzung mit dir mache?"

Ein spiritueller Austausch, der anscheinend beide Seiten glücklich machte. Für Aros ist sie seither ein "schamanischer Engel". Sie selbst bekam den Eindruck, endlich ihren inneren Frieden gefunden zu haben.

Aros lebt seit Januar bei Melissa, obwohl er eigentlich nur vorhatte, ein paar Wochen bei ihr zu wohnen. "Ich glaube, wir haben hier noch zu tun, sonst wäre ich nicht mehr hier. Du musst etwas ganz besonderes sein", sagt er ihr manchmal. Sie können bisher noch beide darüber lachen.

Als ich Melissa frage, ob sie und Aros ein Paar sind, antwortet sie: "Ich glaube, Aros möchte, dass Privates auch privat bleibt. Ich kann nur für mich sprechen: Manchmal habe ich das Gefühl, in einem spirituellen Boot Camp zu sein. Manchmal ist er einfach nur ein sehr guter Freund oder der liebevollste Mensch der Welt. Es ist wundervoll, einfach großartig."

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Am Wochenende nach unserem ersten Treffen hat mir Aros angeboten, eine geführte Meditation für mich und meine Freunde abzuhalten. Da er derzeit bei Melissa wohnt, findet die Meditation bei ihr statt.

Ich habe drei Freunde mitgenommen: Jamie, die ganz eindeutig "pro Delfine" ist ("Sie sind so süß!"), Imogen, der Delfinen gegenüber eher neutral ist und sich mehr für den Schamanen interessiert und Symrin, die eine überzeugte "Delfingegnerin" ist. Sie erzählt uns, dass "es in Südamerika eine Höhle gibt, in der Taucher regelmäßig von Delfinen missbraucht werden und dabei umkommen". Die Voraussetzungen könnten also nicht besser sein.

Als wir bei Melissa in Santa Monica ankommen, steht bereits das Essen bereit: Ziegenkäse, Datteln, Walnüsse, Cracker, Apfelschnitze und Wasser mit Erdbeeren. Ich habe Aros vorab gebeten, noch andere Mitglieder der Delfin-Community einzuladen, doch abgesehen von Melissa und einer ihrer Freundinnen ist niemand hier.

Bevor wir mit der Meditation beginnen, führt uns Aros noch seine Modekollektion vor. Er betont immer wieder, dass seine Klamotten eine spezielle intergalaktische Heilkraft besitzen. Wer modisch nicht so interessiert ist, könne aber auch eines seiner Bücher oder eine CD kaufen.

Wir setzen uns im Kreis auf Melissas Wohnzimmerboden und schließen die Augen. "Diese Meditation habe ich vor vielen Jahren von den Delfinen gelernt", erklärt Aron. Wir sollen uns vorstellen, über einen wunderschönen azurblauen Ozean zu schweben, in den wir schließlich eintauchen und bemerken, dass wir unter Wasser atmen können. Nun sollen wir die Schönheit des weiten Ozeans erkunden: bunte Korallen, schillernde Fische und die Sonnenstrahlen, die sich im Wasser brechen. Wir sollen die Freiheit genießen, spielen zu können. Dann sagt Aros, dass wir noch tiefer tauchen und unseren spirituellen Führer rufen sollen – eine ekstatische Erfahrung, wie er es nennt.

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Aros mit einem seiner intergalaktischen Designs.

"Dein Delfinfreund winkt dich herbei", erklärt Aros bedeutungsschwanger. Die Meditation zeigt Erfolg: Ich sehe tatsächlich einen Delfin im großen blauen Ozean vor mir und frage ihn telepathisch nach seinem Namen. Er heißt Kid. Wenn ich seine Energie beschreiben müsste, würde ich sagen: Er trägt eine quietschbunte Mütze mit einem Propeller.

Ich sinke in einen tiefen Trancezustand und spüre, dass Kid mir noch jemandem vorstellen möchte, einen kleineren Delfin. Ihre Energie sagt mir, dass sie Spitze und Pailletten trägt – wie eine tote viktorianische Braut, die in Las Vegas wiedergeboren wurde. Ihr Name ist Halia. Auf Aros Anweisung hin, führt mich mein Delfinfreund durch einen formlosen, schwarzen Strudel nach Crystal City. Dort leben und arbeiten die Delfine.

Galia möchte nicht mitkommen. Also lege ich meine Hand auf Kids Flosse und wir setzen unsere Reise ohne sie fort.

Menschen sind Wasserwesen. Es wird Zeit, dass wir uns neu programmieren.

Aros sagt, dass wir dem Geist von Crystal City nun eine Frage stellen können. "Vertraut darauf, was er euch sagt." Ich habe keine Fragen und auch Crystal City hat sich mir nicht ganz offenbart. Allgemein habe ich Schwierigkeiten damit, mich zu konzentrieren. Allein die Vorstellung, unter Wasser zu atmen, ist für mich schon beunruhigend. Als ich während der Meditation kurz die Augen öffne, sehe ich, dass Symrin geradeaus an die Wand starrt. Jamie und Imogen hingegen haben die Augen geschlossen und scheinen in sich zu ruhen. Wie aquatische Engel.

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Zu behaupten, dass Melissa zufrieden und entspannt aussieht, wäre eine ziemliche Untertreibung. Sieht es etwa so aus, wenn man mit dem Herzen lacht? Wie ein Delfin?

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Nach der Meditation tauschen wir uns über unsere Erfahrungen aus. Melissas Freundin Sonia traf einen Delfin namens Dubo, Imogens Delfinfreund hieß Mandela und Jamie hat sich mit einem Delfin namens Skipper verirrt. Nur Symrin hat keinen Delfin kennenlernt. Sie konnte sich nicht konzentrieren, weil sie zu klaustrophobisch wurde. Melissa beschreibt ihre Erfahrung in dem schimmernd pink-orangen Wasser wie erwartet als überaus ekstatisch und verspielt. Sie hat Rolando getroffen, den sie schon aus anderen Meditationen kennt.

Die nächsten eineinhalb Stunden hält uns Aros noch einen Vortrag über Chemtrails, außerirdische Raumschiffe, die als Wolken getarnt um die Erde kreisen und die wahre Natur des Menschen. "Wacht auf!", sagt er immer wieder.

"Menschen sind Wasserwesen", erklärt er. "Es wird Zeit, dass wir uns neu programmieren." Zum Abschluss bedankt er sich noch bei uns. Schließlich höre ihm heutzutage kaum noch jemand zu.

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