Wie es Hitler in ein Malbuch für Kinder geschafft hat

In den Niederlanden konnten Kinder in den letzten Tagen einen ganz besonderen Malspaß erleben. Ein drollig aussehender Adolf Hitler mit übergroßem Kopf und Füßen wartete in einem Malbuch darauf, dass endlich jemand sein Bärtchen schwarz ausmalt.

Die niederländische Drogeriekette Kruidvat brachte das Malbuch für Kinder am 3. April in den Handel. "Rustgevende Kleurprojecten" steht auf dem Cover, was so viel heißt wie "beruhigende Malaufgaben". Die Idee: Hitlers Bärtchen muss genauso akkurat ausgemalt werden, wie der Führer ihn sich einst frisiert hat – meditatives Malen mit Adolf. Die Zeichnungen sind in kleine Felder unterteilt und jeweils mit einem Buchstaben versehen, der für eine bestimmte Farbe steht.

Adolf Hitlers Uniform soll doch bitte braun ausgemalt werden, seine Hakenkreuzbinde rot. Und nicht den rechten Arm vergessen, der zum Hitlergruß in die Luft gestreckt ist. Hinter Hitler steht ein Globus auf einer Kommode, das ultimative Symbol des diktatorischen Größenwahns. Damit die Kinder auch gleich wissen, dass das Männchen mit dem schlecht gelaunten Gesichtsausdruck einmal die Welt in einen Krieg stürzte, der bis zu 80 Millionen Menschen das Leben kostete.

Bei den niederländischen Kunden kam das Bild weniger gut an. Mehrere Kunden hatten in den letzten Tagen Fotos des Malbuchs auf der Facebook-Seite des Unternehmens veröffentlicht und sich beschwert.

Kruidvat entschuldigte sich mit einem Post auf Facebook und sprach "tiefes Bedauern" aus. Die Malbücher nehme das Unternehmen selbstverständlich zurück und erstatte die Kosten. Das "unangebrachte Bild" habe es trotz vorheriger Prüfung des Inhalts unerklärlicherweise ins Buch und damit in den Verkauf geschafft. Man wolle jetzt nachforschen, wie genau das passieren konnte.

Wir haben da ein paar Theorien: Vielleicht hat sich Kruidvat von dem Wahnsinns-Erfolg des NPD-Malbuchs im Nachbarland inspirieren lassen.

Oder aber man wollte einfach pädagogisch wertvollen Malspaß bieten, damit Kinder schon früh lernen, wozu weiße Männer mit gekränktem Ego in der Lage sind. Einen waschechten Nazi und Bösewicht können sie nach der Malaufgabe schon identifizieren – mit Hilfe der nationalsozialistischen Farbenlehre: Binde rot, Uniform braun, Bärtchen schwarz. Funktioniert aber nur mäßig, denn der oberster Rechter der Niederlanden, Geert Wilders, hat eine blonde Haarpracht und keinen Bart.

Vermutlich ist der Macher des Malbuchs aber einfach ein bisschen rechts und dachte, Adolf Hitler sei als historische Persönlichkeit doch ruhig in einer Reihe mit Abraham Lincoln zu nennen – der sitzt nämlich auf der nächsten Seite des Malbuchs.

Auf jeden Fall macht die Drogeriekette Kruidvat ihrem Werbeslogan "steeds verassend, altijd voordelig" (immer überraschend, immer preiswert) alle Ehre: Hitler, der verkannte Maler, in einem Malbuch für Kinder – was für eine Überraschung!

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