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Männer

Männer erklären, warum sie für Frauenrechte auf die Straße gehen

"Wir sollten uns mehr darauf konzentrieren, worum es bei Feminismus wirklich geht: die Gleichberechtigung aller Menschen und nicht darum, dass sich ein Geschlecht über das andere erhebt."
Alle Fotos: Catherina Kaiser

Wie jedes Jahr sind auch in diesem Jahr wieder Tausende von Frauen weltweit auf die Straße gegangen, um sich für Gleichberechtigung, sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Rechte stark zu machen. Dass Sexismus allerdings längst nicht nur Frauen betrifft, sondern stereotype Geschlechterrollen auch Männern schaden, bringt auch immer mehr Männer dazu, solidarisch für die Rechte von Frauen auf die Straße zu gehen.

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Wir haben uns auf der Demonstration zum Weltfrauentag in Berlin nach Männern umgesehen und haben einige von ihnen gefragt, warum sie es wichtig finden, gemeinsam mit Frauen zu demonstrieren.

Mehr lesen: Seid stark, seid laut, geht auf die Straße!

Alle Fotos: Catherina Kaiser

Daniel, 35

Broadly: Warum bist du heute hier?
Daniel: Eigentlich war ich gerade auf dem Weg woandershin, aber mein Bus wurde von der Demonstration gestoppt. Ich war eigentlich nur neugierig, was hier los ist, aber jetzt wo ich hier bin, bin ich froh, dass ich hier bin. Ich glaube, dass hier viele wichtige Themen angesprochen werden. Aber eine Sache, die mich an der Wortwahl stört, ist der Satz: "Make Feminism a threat again." Als Mann muss ich sagen, dass ich nicht finde, dass wir eine solche Rhetorik verwenden sollten. Ich glaube, Feminismus muss keine Bedrohung sein – außer vielleicht für diejenigen, die dagegen sind. Deswegen glaube ich, dass es wirklich wichtig ist, dass wir auf unsere Wortwahl achten und anfangen, uns eine friedliche Perspektive zu suchen. Denn nur gemeinsam können wir Feminismus stark machen. Ich glaube, wenn wir daraus einen Krieg machen oder aggressiv vorgehen, dann werden wir unser Ziel verfehlen.

Hättest du eine andere Idee, wie die Botschaft aussehen könnte?
Ich glaube, die Botschaft sollte stark sein und ich finde auch, dass die Botschaft stark ist – in diesem Punkt haben sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber ich finde, dass eine Bedrohung immer mit Widerstand zu tun hat. Dabei sieht man hier auch viele männliche Unterstützer. Deswegen glaube ich nicht, dass es ein Kampf sein muss. Vielleicht sollten wir uns mehr auf den gemeinsamen Kampf und den Zusammenhalt konzentrieren. Wir sollten uns mehr darauf konzentrieren, worum es bei Feminismus wirklich geht: die Gleichberechtigung aller Menschen und nicht darum, dass sich ein Geschlecht über das andere erhebt. Wir sind doch heute alle hier.

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Lukas, 23

Broadly: Warum bist du heute auf die Straße gegangen?
Lukas: Weil Feminismus für alle gut ist – auch für Männer. Und ich finde das ist die richtige Antwort auf Neoliberalismus und die politische Rechte, die unsere Welt kaputt machen. Deswegen bin ich hier.

David, 23

Broadly: Warum bist du heute hier?
David: Ich bin gerne hier, weil ich denke, dass Feminismus eine Sache ist, die nicht nur Frauen angeht, sondern auch Männer. Bei Feminismus geht es nicht nur um mehr Rechte für Frauen, sondern um Gleichberechtigung für alle Menschen auf der Welt. Deswegen bin ich hier.

Welche Themen sind dir besonders wichtig?
Mir geht es vor allem darum, repräsentativ zu sein und mich zu engagieren. Es ist wichtig, Präsenz zu zeigen und zu zeigen, dass man sich für diese Probleme interessiert und mitkämpft – dass man nicht nur zustimmt und sagt: 'Okay, ja, ich bin einverstanden mit diesen Idealen', sondern sich dafür einsetzt, politisch aktiv wird und etwas macht. Und sei es auch nur, hierher zu kommen und mit der Demonstration mitzulaufen.

Giacomo, 31

Broadly: Warum bist du heute hier?
Giacomo: Ich war im Herzen schon immer ein Feminist. Meine Mutter ist eine der großartigsten Frauen, die ich kenne und ich glaube einfach an Gleichberechtigung. Alles andere macht gar keinen Sinn. Wie kann ein Mensch denn überhaupt liberal sein und gleichzeitig behaupten, dass Frauen weniger Rechte verdienen als Männer? Das macht in meinem Kopf einfach überhaupt keinen Sinn.

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Gibt es Themen, die dir im Alltag begegnen, die dir besonders am Herzen liegen?
Ich komme aus Lateinamerika und da werden Frauen im Vergleich zu Europa noch immer wesentlich häufiger umgebracht, nur weil sie Frauen sind. Es wird aber gar nicht so oft darüber gesprochen und ich finde, die Welt sollte das einfach erfahren.

Christian, 29

Broadly: Warum bist du heute hier?
Christian: Also ich bin hier, weil ich glaube, dass gerade Männer für die Rechte der Frauen einstehen sollten, weil das eine wichtige Stimme ist und auch mehr Authentizität bringt, wie ich glaube. Und man – also wirklich Mann – muss sich auch ein wenig aus seiner Komfortzone hinausbewegen. Ich würde aber eher von Gleichstellung im Allgemeinen sprechen, weil es einfach notwendig ist, dass jeder Mensch die gleichen Chancen hat. Ich glaube, das ist gar nicht diskutabel.

Gibt es Themen, die dich besonders beschäftigen?
Ich finde es natürlich – weil es auch medial sehr präsent ist – ein Unding, dass Frauen nicht gleich bezahlt werden. Das ist für mich einfach nicht vorstellbar. Ansonsten verfolge ich natürlich auch, was weltpolitisch gerade passiert: dass Abtreibungen in manchen Ländern wieder verboten werden – also in Deutschland sind sie ja rein rechtlich auch immer noch verboten – oder Äußerungen von Politikern wie Trump oder die Tatsache, dass in Russland inzwischen das Schlagen von Frauen legalisiert wurde beziehungsweise als Bagatelldelikt abgestempelt wurde. Das ist einfach krass. Wir bewegen uns zurück und das kann einfach nicht sein.

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Thomas, 48

Broadly: Warum bist du heute hier?
Thomas: Ich bin heute hier, weil jede Menge Freundinnen von mir sehr engagierte Frauen sind. Gleichberechtigung finde ich sehr wichtig. Durch sie erfahre ich da sehr viel. Aber mir geht es selbst auch manchmal so. Wir sind noch ganz am Anfang. Es kommt nicht immer nur darauf an, ob Mann oder Frau, sondern auch darauf, was man arbeitet, welcher sozialen Schicht man angehört. Ich selbst bin Puppenspieler und merke selber, dass man ständig ausgegrenzt wird – eben auch, weil ich zum Teil auf der Straße spiele. Das hat jetzt nichts mit Frauen allgemein zu tun, aber ich glaube das hat mich für das Thema Gleichberechtigung sensibilisiert.

Ryan, 32

Broadly: Wofür gehst du heute auf die Straße?
Ryan: Auf unserem Transparent steht: "Frauenarbeit ist mehr wert." Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft setzt sich dafür ein, dass Berufe, die traditionell typisch weiblich konnotiert sind – wie Erziehung und frühkindliche Bildung und so weiter – auch besser bezahlt werden. Wir finden das Mantra "Kleines Kind, kleines Geld" ist eindeutig sexistisch. Diese Berufe werden traditionell von Frau gemacht und werden auch schlechter bezahlt. Man kann zum Beispiel auch sehen, dass Studienräte, weil sie in der Mittel- und Oberstufe unterwegs sind – und da sind dann mehr Männer in diesen Berufen – viel, viel mehr Geld bekommen. Deswegen sind wir auch sehr stolz darauf, dass wir den Schritt gemacht haben, dass in Berlin – und das ist bundesweit einzigartig – Grundschullehrkräften genauso viel bezahlt werden sollte wie Sekundarschullehrkräften. Das Gleiche sollte eigentlich auch für andere Berufe gelten. Erzieherinnen und Erzieher verdienen viel zu wenig für das, was sie leisten. Die haben richtig lange Stunden, die haben schlechte Arbeitsbedingungen und die Arbeit, die sie leisten, ist essenziell wichtig für unsere Gesellschaft. Und deshalb sagen wir: Diese Arbeit muss mehr wert sein.

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Martin, 21

Broadly: Warum bist du heute bei der Demonstration dabei?
Martin: Ich glaube, Feminismus ist für jeden Thema, weil es ja nicht um Identität geht.

Welche Themen sind dir persönlich besonders wichtig?
Ich glaube, die Frauenquote ist sehr wichtig, also ihre Umsetzung und Durchsetzung. Ich glaube aber auch, dass man dafür sorgen sollte, dass die Gender-Pay-Gap aufgehoben wird.

Chris, 23

Broadly: Warum bist du heute hier?
Chris: Ich finde, dass Feminismus alle Geschlechter betrifft. Bei Feminismus geht es ja nicht nur um Frauen, sondern um alle Geschlechter. Am besten wäre es, wenn es überhaupt keine Geschlechternormen mehr geben würde. Das heißt, wenn von Männern, Frauen und auch allen anderen nicht mehr erwartet werden würde, dass sie sich so und so verhalten müssen.

Nils, 33

Broadly: Warum bist du heute hier?
Nils: Ich bin heute hier, weil es leider noch immer notwenig ist, dass Frauen für ihre Rechte kämpfen. Es geht einfach um gleiche Rechte für alle.

Mehr lesen: Warum es nie zu spät ist, Feministin zu werden

Warum findest du es so wichtig, Gleichberechtigung zu unterstützen?
Ich bin mit meiner Frau und meiner Tochter hier, die ich gerade irgendwo in dem Gewimmel verloren habe. Ich habe zwei Töchter großzuziehen und die müssen auch schauen, wo sie bleiben.

Tony, 28

Broadly: Warum bist du heute hier?
Tony: Es ist mir als Mann ein großes Anliegen, für Frauenrechte einzutreten. Ich habe zum Beispiel auch miterlebt – weil ich viel im Krankenhauskontext unterwegs bin – was an Pflegearbeit vor allem auch von Frauen geleistet wird und da bekomme ich auch mit, dass die Arbeitsbelastung unglaublich groß ist, dass die Gehälter vergleichsweise niedrig sind und dass Frauen da ganz klar benachteiligt werden. Das finde ich einfach ungerecht und das muss verhindert werden.