Conway hat als Meinungsforscherin mehrere Jahrzehnte damit verbracht, amerikanische Frauen zu studieren. Nachdem sie 1995 die Polling Company gegründet hatte, führte sie jahrelang Meinungsumfragen unter Frauen durch – bezogen auf ihr Konsum- wie auch ihr Wahlverhalten. Die Ergebnisse ihrer Studien verkündete sie anschließend bei Auftritten im öffentlichen Fernsehen. Allerdings wurde ihre Arbeit von männlichen Kollegen oftmals kritisiert, weil sie sich angeblich zu sehr auf Frauen konzentrierte. Später wurde sie gemeinsam mit Ann Coulter und Laura Ingraham Mitglied eines Trios, das als die "Pundettes" bekannt wurde. Conway war allerdings die einzige von ihnen, die sich auch hauptberuflich mit politischen Wahlkämpfen beschäftigte.Im Jahr 2004 tat sich Conway mit einer anderen marginalisierten Meinungsforscherin zusammen, die sich hauptsächlich auf Frauen konzentrierte: der Liberalen Celinda Lake. Gemeinsam schrieben sie ein Buch mit dem Titel What Women Really Want: How American Women Are Quietly Erasing Political, Racial, Class, and Religious Lines to Change the Way We Live. Darin werteten die beiden die Ergebnisse nationaler Meinungsumfragen aus, um die Wünsche von Frauen darzustellen und zu betrachten, wie sich diese wiederum auf ihre politischen Ansichten auswirkten. (Darüber hinaus treffen sie einige mehr oder weniger akkurate Vorhersagen über die Jahre 2004 bis 2014, wie "Das Telefonat wird durch den Videochat abgelöst werden" und "Frauen lieben ihre Handys. Allerdings könnte das mit ihrem noch stärkeren Wunsch nach mehr Ruhe, Zeit und Raum kollidieren.") Das Ergebnis ist ein ziemlich verwirrendes Buch, das ein sehr widersprüchliches Bild von mächtigen und zugleich auch mütterlichen Frauen zeichnet. Eine der wirklich interessanten Passagen ist allerdings die, die nahelegt, dass Frauen bessere Geschäftsmänner sind als Trump.Mehr lesen: Putins Geheimwaffe – heiße Frauen im Parlament
Dieser Absatz stellt zwar verschiedene Optionen für Frauen dar, gleichzeitig legt er aber auch nahe, dass karriere- oder sexorientierte Frauen – die traditionelle Rollenbilder ablehnen – am Ende mit minderwertigeren Männern zusammenkommen. (Carries Karriere bleibt, trotz ihres Erfolgs, neben ihren romantischen Errungenschaften unerwähnt. Das mag vielleicht aber auch daran liegen, dass sie Teil der "unehrlichen Medien" ist.) Die Autorinnen legen nahe, dass Frauen besser gestellte Männer heiraten, während Männer schlechter gestellte Frauen heiraten und dass es Frauen schwerer fällt, einen sozial überlegenen Mann zu finden, wenn sie die Karriereleiter nach oben klettern. Hinzu kommt, dass Frauen laut Conway und Lake unter Stress leiden, wenn sie Erfolg im Büro und zu Hause haben. Im Rahmen einer Umfrage haben sie die Frage gestellt: "Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, denen Mütter, die Vollzeit und außerhalb des Hauses arbeiten, begegnen?" Die meisten Frauen äußerten Sorgen hinsichtlich der "familiären Stabilität", wie zum Beispiel, elementare Entwicklungsschritte die ersten Male von ihren Kindern zu verpassen oder die fehlende Zeit. Die "Angst um ihren sicheren Arbeitsplatz" schien dagegen zweitrangig zu sein.Miranda, die hartgesottene Anwältin, hadert mit ihrer Beziehung zu dem sensiblen Durchschnittsverdiener, der sein Geld als Barkeeper verdient. Doch letztendlich überwindet sie ihre Ängste zuliebe eines ungeplanten Babys. Carrie, auf der anderen Seite, wollte ihr Leben weder mit dem Birkenstock tragenden Möbelbauer noch mit dem russischen Künstler verbringen. Stattdessen landet sie bei Mr. Big (dem erfolgreichen Mann mit dem passenden Namen, dessen Vorlieben zu seinem Kontostand passen). Die zweifach geschiedene Charlotte ist hingegen verzweifelt auf der Suche und kommt – trotz ihres finanziellen Erfolgs – mit einem kleinen und kahlköpfigen Mann zusammen, der nicht ihrem Bild von Prince Charming entspricht. Was die aufreizende Samantha angeht: Nachdem sie sich ihr ganzes Leben lang durch Konferenzräume und endlose Schlafzimmer gearbeitet hat, verliebt sie sich am Ende in einen viel jüngeren, weniger bodenständigen Mann. Vier Frauen, vier Entscheidungen, die sich in einer kulturellen Wirklichkeit vereinen.
What Women Really Want bietet einen inkonsistenten Blick auf das Leben amerikanischer Frauen. Auf der einen Seite lobt das Buch weibliche Geschäftsinhaberinnen und setzt sich für Ansichten ein, die schon nahezu feministisch anmuten. Auf der anderen Seite bestätigt es aber auch hartnäckige Vorurteile: Karrierefrauen sind dazu gezwungen, persönliche Opfer zu bringen und die meisten Frauen priorisieren Kinder, selbst wenn sie erst "ihre Ausbildung beenden und eine Karriere aufbauen wollen", bevor sie Kinder bekommen. Conway und Lake stellen auch fest, dass die meisten Frauen die Mutterrolle als die wichtigste Rolle einer Frau ansehen. "Es werden weniger Kinder geboren als jemals zuvor, aber Kinder rücken immer mehr ins Zentrum", heißt es in dem Buch. "Wir sind eine in Kinder vernarrte Nation, aber wo sind all die Kinder?" Laut ihrer Meinungsumfrage sprechen Single-Frauen eher darüber, Kinder zu bekommen, als über den Wunsch, einen Ehemann zu finden. Außerdem verwenden Frauen mit Babys "mehr Zeit, Aufmerksamkeit und materielle Güter auf unsere Nachkommen, selbst wenn wir nicht so begeistert sind von der Vorstellung, sie um uns zu haben." Sie erkennen die Probleme, die sich Müttern des 21. Jahrhunderts stellen, an, stellen Babys aber auch als so eine Art heiliger Gral im Leben amerikanischer Frauen dar.Während ich mich durch die endlosen Statistiken und fragwürdigen popkulturellen Anspielungen gekämpft habe, kam ich nicht umhin, mich zu fragen, ob Conway Trump zum Sieg verhelfen konnte, weil sie die verschiedenen Facetten amerikanischer Frauen verstanden (und nicht manipuliert) hat. Im Fernsehen vertritt sie mittlerweile ein sehr viel einfacheres Bild der amerikanischen Bevölkerung. Schon schade, dass die Frauenwelt, die sie in ihrem Buch präsentiert, so viel komplizierter ist als ihre heutige Welt der "wahren Amerikaner." Wir sind in jedem Fall gespannt, was auf Donald Trumps Twitter-Seite abgeht, wenn er herausfindet, dass seine Beraterin in der Vergangenheit nicht sein größter Fan war.Mehr lesen: Eine Beziehungsexpertin erklärt, warum Melania Trump ihren Mann nicht verlässt